Ausstellung Medienprojekt zeigt „Arbeitswelten“ erstmals auf der großen Leinwand

Wuppertal · Der Film „Arbeitswelten“ zeigt einen Querschnitt der Gesellschaft und repräsentiert ganz Wuppertal. Zur Premiere im Cinemaxx lieferten Wuppertals Sinfoniker die Filmmusik.

 Jan Willem de With, Marcel Becker-Neu und Daniel Che Hermann (v.l.) zeichnen sich für das Zusammenspiel von Musik und Filmmaterial in „Arbeitswelten“ verantwortlich.

Jan Willem de With, Marcel Becker-Neu und Daniel Che Hermann (v.l.) zeichnen sich für das Zusammenspiel von Musik und Filmmaterial in „Arbeitswelten“ verantwortlich.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Wenn das Sinfonieorchester Wuppertal im Cinemaxx auftritt, ist das an sich schon ungewöhnlich. Noch spannender wird es, wenn die Musiker nicht wie gewohnt den Live-Soundtrack für einen Kinoklassiker liefern, sondern eine frische Dokumentation mit extra komponierter Musik begleiten. Genau diese Kombination bot die Premiere von „Arbeitswelten“ am Sonntagabend.

Von einem „einzigartigen Zusammenspiel“ spricht Andreas von Hören, Leiter des Medienprojekts Wuppertal. Auf ihn geht die Idee zurück, passend zum Engelsjahr eine Dokumentation zum Thema Arbeit zu drehen. Darin porträtieren 28 Schüler Menschen aus Wuppertal, die in unterschiedlichen Sparten tätig sind. Der Verantwortliche für die Dreharbeiten, Daniel Che Hermann, achtete auf intergenerative Vielfalt. So lernt man in 90 Minuten „Arbeitswelten“ junge Leute beim Einstieg in ihren Beruf kennen. Genauso aber auch Ältere, die den Ausstieg aus dem Berufsleben und ihre Rente vor Augen haben.

Den Anstoß für die Kooperation zwischen Medienprojekt und Wuppertaler Sinfonikern gab Adelheid Riehle vom Orchestervorstand. Sie schlug vor, „Arbeitswelten“ mit Live-Musik zu präsentieren – bei einer sommerlichen Open Air-Aufführung. Der Auftrag für die Filmmusik ging an den Wuppertaler Komponisten und Schauspieler Marcel Becker-Neu. So weit, so schön. Doch wegen Corona wurde es eine Premiere mit Umwegen. Und die strengeren Hygiene-Vorschriften der letzten Tage führten dazu, dass im größten Saal des Cinemaxx nur 110 Zuschauer sitzen durften. Andreas von Hören wies daher auch auf die frei zugängliche Online-Version der Doku hin.

Ob nun auf der Kinoleinwand oder am heimischen Computer – ein Aha-Erlebnis ist „Arbeitswelten“ allemal. Wer trifft schon in seinem Alltag eine Fahrlehrerin für Schwebebahnwagen? Oder einen Tierpfleger, der nach jahrelanger Arbeitslosigkeit mit 61 Jahren eine Festanstellung ergattert hat? Die insgesamt 19 Protagonisten werden mal an ihrem Arbeitsplatz, mal in ihrer Freizeit gezeigt. Die Folge von Einzelporträts wird durch Sequenzen aufgelockert, in dem individuelle Antworten auf Interviewfragen zusammengeschnitten werden.

„Selbst wenn ich im Lotto gewinne, werde ich arbeiten gehen“, sagt eine junge Frau einmal. Dem könnten sich die anderen Interviewpartner wohl anschließen – so groß ist die Rolle der Arbeit für ihr Leben. Dabei werden die Schattenseiten nicht verschwiegen. „Mir tun die Knochen weh“, sagt der Meister in seiner Autowerkstatt. Feuerwehrmann und Krankenpflegerin stimmen darin überein, dass sie sich mehr Wertschätzung für ihren Beruf wünschen. Zeitnot und Überlastung sind wiederkehrende Themen.

Großen Schauwert haben die Luftaufnahmen. Sie zeigen nicht nur die Arbeitsorte – vom Reparaturbetrieb bis zum Bauernhof – aus der Vogelperspektive. Die Kamera schwebt auch über die Quartiere dahin. Straßenszenen fügen der Übersicht die nötigen Details hinzu. Mit Recht konnte Andreas von Hören am Premierenabend sagen, dass der Film „uns und unsere Stadt repräsentiert“.

Bilder von Maskenträgern holen die Gegenwart hinein, während die Porträts fast alle vor der Pandemie entstanden sind. Für die verbindende Klammer sorgt Projektleiter Hermann, der auch den Endschnitt erstellt hat. Deshalb zeigt „Arbeitswelten“ einen Tagesablauf von Sonnenaufgang bis Abenddämmerung. Sogar das alte Wuppertal hat der Cutter untergebracht.

Die Schwarz-Weiß-Bilder unterlegten die Sinfoniker mit jazzigen Rhythmen à la zwanziger Jahre. Die Leitung hatte Jan Willem de With, ein Gast-Dirigent aus London. Überzeugend hielt er die Balance zwischen präganten Einzelstimmen und wuchtigem Tutti. Für den Bilder-Musik-Reigen bedankte sich das Publikum mit ausdauerndem Applaus.

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