Corona Medican testete seit April ohne Zulassung

Wuppertal · Update Die Stadt hatte den Betrieb am Hofkamp nicht genehmigt und will gegen Betreiber vorgehen. Auch das Testzentrum an der Uellendahler Straße ist geschlossen - der Baumarkt hat einen Platzverweis erteilt.

Medican betrieb zweites Testzentrum in Wuppertal seit April illegal
Foto: dpa/Peter Kneffel

Medican kommt nicht aus den Schlagzeilen. Das umstrittene Bochumer Unternehmen, das in Verdacht steht, bei den Abrechnungen betrogen zu haben, hat offenbar sein zweites Testzentrum in Wuppertal am Hofkamp 16 illegal betrieben - und das seit mindestens Mitte April. Es gab keine Genehmigung, bestätigt Stadtsprecher Thomas Eiting auf Anfrage.

Das Gesundheitsamt hatte am Dienstag nach Hinweisen vor Ort kontrolliert. Im Hinterhof der ehemaligen Hauptpost steht ein Zelt. Getestet wurde dort am Mittwoch nicht mehr, niemand sei anwesend gewesen, so Eiting. Die Stadt habe den weiteren Betrieb untersagt und werde den Fall untersuchen.

Das andere - von der Stadt seit dem 28. Mai genehmigte - Testzentrum an der Uellendahler Straße war bereits geschlossen worden: Die Baumarkt-Kette Hellweg, die dort eine Filiale betreibt, hatte bundesweit Medican einen Platzverweis auf ihren Grundstücken erteilt.

Nach einer Anfrage am Montagmorgen hatte die Stadt zunächst nur von einem Testzentrum von Medican berichtet - eben dem auf dem Baumarkt-Gelände. Das war am Freitag in Betrieb gegangen. WZ-Leser wiederum erzählten auch von dem Zelt am Hofkamp. Wie lange das schon in Betrieb war, sei aktuell nicht bekannt. „Wie gesagt, es gab keine Genehmigung“, so Eiting. Medican habe wohl einmal angefragt, einen Testbus an der Morianstraße aufstellen zu dürfen. Dem hatte die Stadt aber eine Absage erteilt.

Seit mindestens Mitte April wird aber auch am Hofkamp getestet. Ein WZ-Leser legte insgesamt drei Negativ-Bescheinigungen vom dortigen Zentrum vor, die älteste vom 16. April. Nachdem der Name Medican durch die Medien ging, habe er sich die Formulare noch einmal angeschaut. Stutzig machten ihn die unterschiedlichen Angaben. So sei seine Adresse zweimal fehlerhaft aufgenommen worden. Auch bei der Ausweisnummer wurden Fehler gemacht. Schlampigkeit oder Absicht? „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt“, so der Leser.

Stadt will gegen das
Unternehmen juristisch vorgehen

Mindestens eineinhalb Monate Betrieb ohne Genehmigung, wie ist das möglich? Die Stadt habe nicht die Kapazitäten, alle Testzentren zu kontrollieren. Es gebe eine offizielle Liste. Wenn jemand ein Zentrum finde, das nicht auf dieser Liste steht, sei das zumindest schon mal ein Grund zur Nachfrage bei der Stadt. Zum Hofkamp seien aber keine Hinweise eingegangen - bis Mittwoch, heißt es aus dem Rathaus.

Johannes Slawig, Stadtdirektor und Leiter des Krisenstabs, versicherte, gegen das Unternehmen werde juristisch vorgegangen. „Das ist ein dreister und massiver Verstoß gegen die Rechtsvorschriften.“

Nach seinen Angaben hatte das Unternehmen einen Antrag für den Betrieb am Hofkamp gestellt, eine Genehmigung hatte es bisher nicht gegeben, weil es Nachfragen gab. Der Betreiber habe offenbar in Eigenregie mit dem Betrieb begonnen.

5000 bis 6000 Tests wurden zuletzt täglich in Wuppertal gemacht - was einen Umsatz von 100 000 Euro pro Tag ausmacht (die WZ berichtete). Es gibt rund 60 privat betriebene Testzentren, dazu mehr als 100 Arztpraxen und mehr als zehn Apotheken, die Schnelltests anbieten.

Die Betreiber der seriösen Zentren ärgern sich über die schwarzen Schafe in der Branche. Die fehlenden Kontrollmechanismen erleichtern offensichtlich den Missbrauch. Im Falle von Medican ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft. Auf der Homepage des Bochumer Unternehmens waren am Mittwochmorgen aber noch beide Wuppertaler Standorte aufgeführt. Auf eine Anfrage der WZ hat das Unternehmen sich nicht gemeldet.

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