Historische Stadthalle Max Raabe zaubert perfekte Momente

In der vollbesetzten Stadthalle lieferten der Sänger und das Palast Orchester eine große Show.

Ein wenig steif, allerdings immer galant: Max Raabe mit dem Palast Orchester in der Stadthalle.

Ein wenig steif, allerdings immer galant: Max Raabe mit dem Palast Orchester in der Stadthalle.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Immer wenn sich Max Raabe die Ehre gibt, ist eins klar: Man hat es mit einem höchst zivilisierten, wohlerzogen Mann zu tun, zwar ein wenig steif, allerdings immer galant. Er ist eben mit Haut und Haaren ein Gentleman, wie er im Buche steht. Aber auch seine Kollegen, die Mitglieder des Palast Orchesters, pflegen ganz nach Knigge vorzügliche Umgangsformen. Dieses hochanständige Benehmen kommt bei Jung und Alt ungebrochen unglaublich gut an. Zeugnis dafür war, dass der Große Saal der Stadthalle bis auf den letzten Platz besetzt war, als es „Der perfekte Moment… wird heut verpennt“ hieß. So lautet der Name der aktuellen Tournee alias Titel der vor etwa einem Jahr veröffentlichten CD.

Die goldene Epoche
des Tingeltangels

Es ist selbstredend, dass es bei Raabe nur um das eine ging: Lieder über das Leben. „Wie findet man sich, wie kommt man zusammen, wie geht man wieder auseinander“, verkündete er gleich zu Beginn des kurzweiligen Abends, der wie im Fluge verging. Ja, es wurden wieder viele Lieder aus den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts präsentiert. Es ist jene goldene Epoche des Tingeltangels, als etwa in Berlin die Nächte sehr lang waren, in der unvergessliche Schlager beispielsweise von Robert Stolz entstanden.

Der Wiedererkennungswert war also riesig, als „Du bist meine Greta Garbo“, „Du, du dudel du, du“, „Ich küsse ihre Hand Madame“ oder „Wenn die kleinen Veilchen blühen“ ganz im Sound der damaligen Zeit angestimmt wurden. Beste Stimmung machte sich breit im weiten Rund.

Einmal, viel zu früh verfiel Raabe in den Ruhezustand, der sich teils auf das Orchester übertrug. Denn sein Bariton säuselte derart einschläfernd „Wenn du mal in Hawaii bist“, dass der Kopf des Pianisten Ian Wekwerth schlaftrunken nach unten sackte. Erst ein resoluter Schlagzeugschlag schreckte ihn wieder auf. Ja, auch zu kleinen Scherzen war das Orchester aufgelegt.

Es gab auch neues: etwa „Fahrrad fahr’n“, „Ich sing am liebsten, wenn der Mond scheint“ und „Du bist viel zu schön für einen Mann allein“. Sie stammen aus dem jüngsten Album „Der perfekte Moment… wird heut verpennt“. In diesem gleichnamigen Song sinniert Raabe darüber, was wäre, wenn er einmal gar nichts macht, keinen Fuß vor die Tür setzt. Recht hat er wohl angesichts des derzeit vorherrschenden herbstlichen Schmuddelwetters.

„Kein Schwein ruft mich an“ - dieses Lied durfte nicht fehlen

Kurz nach der Pause war er zur Freude aller da, der binnen kurzem zum Gassenhauer gewordene Hit, der Raabe schlagartig populär machte: „Kein Schwein ruft mich an“. Dabei machten die Dame und die Herren des Palast Orchesters eine musikalische Reise um die Welt, die bis nach Fernost und die USA (waschechter Big-Band-Swing) ging. Stets spielte die zwölfköpfige Band, darunter viele erstklassige Multiinstrumentalisten, höchst kultiviert auf. Ganz fein, fast kammermusikalisch zelebrierten die Musikanten das Programm. Auch wenn es fetzig zur Sache ging, sorgten sie für einen kultivierten Ton. Selbst schnelle wie rhythmisch komplizierte Stellen stimmten absolut präzise. Und deren Soli sprühten vor begeistertem Schwung.

Weiter ging es mit „Roter Mohn“ und „Erstens küss‘ ich nicht“. Auch hier bezauberte Raabe mit seiner warm-sonoren, gelegentlich näselnden Stimme und einer bewusst fragil wirkenden, im Falsett (Kopfstimme) genommenen Höhe. Nostalgie pur machte sich natürlich gleichfalls breit bei „Ich wollt‘ ich wär ein Huhn“ und einem kleinen Ausflug in den Orient, um „Salomé“, die schönste Blume des Morgenlands, die Aufwartung zu machen.

Als Zugabe ertönt das Lied
vom kleinen grünen Kaktus

Die drei Zugaben machten außerdem selig: „Dort tanzt Lulu“, „Mein kleiner grüner Kaktus“ und „Donna Maria“ (außer einer Gitarre und zwei kleinen Percussions wie ein Schlaflied a cappella gesungen). Die stehenden Ovationen nahmen erst dann ein Ende, als die Saalbeleuchtung anging.

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