Maulkorb für zwei Ex-Sänger

Drohung Die Eheleute Knedlich sind vom Volksbühnen-Vorstand schriftlich gerügt worden – sehen sich aber im Recht.

Wuppertal. Die Jahreshauptversammlung stand kurz vor einem Eklat. Nun geht der Streit der Volksbühne in die nächste Runde - und wird härter. Um "in Ruhe arbeiten zu können", wie er im Gespräch mit der WZ sagt, hat Hermann Weber - erster Vorsitzender - zu einer drastischen Maßnahme gegriffen. Schriftlich forderte er zwei Chormitglieder auf, "jegliche negativen Maßnahmen sowohl gegen die Volksbühne als auch gegen Thorsten Pech unverzüglich einzustellen". Bei Zuwiderhandlung droht Weber unverhohlen gerichtliche Konsequenzen an.

Steine des Anstoßes sind zwei Schreiben. Eines davon an den Vorstand vom 28. Dezember 2006, eines an die Chormitglieder vom 1. Januar dieses Jahres. Beide verfasst von den Eheleuten Knedlich. Sie waren seit 1958 beziehungsweise 1959 Chormitglieder. Aus Ärger darüber, wie ihrer Meinung nach der Chor durch die zahlreichen Entlassungen zerstört wird, haben sie mittlerweile gekündigt. Doch der Chor bleibt ihnen eine Herzensangelegenheit, und einen Maulkorb wollen sie sich nicht verpassen lassen. Das blinde Vertrauen des Vorstands in Thorsten Pech, der es im Umgang mit den Sängern oft an Fingerspitzengefühl mangeln lasse, sei ihrer Meinung nach nicht gerechtfertigt. Weber hingegen will "Störmanöver" und "Kriegsfelder" nicht länger dulden. "Wir gehen unseren Weg."

Zur Erinnerung: Aus qualitativen Gründen ließ der künstlerische Leiter Pech vergangenes Jahr sämtliche Chormitglieder zum Vorsingen antreten. Nur die Besten sollten bleiben, die anderen mussten gehen. "So wie die jetzt dastehen, kann ein nächstes Konzert nicht stattfinden", konstatiert Knedlich. Nach seiner Zählung sind zwei Tenöre, sechs Bass-Herren, 12 Soprane und etwa 16 Altistinnen nach dem Kahlschlag übrig. "Weniger ist mehr" findet hingegen Weber.

"Die Umstrukturierung war ein Jahr überfällig. Der Vorstand steht hinter Herrn Pech. Jeder sollte selbstkritisch sein. Auch wenn es weh tut", sagt er.

Über diese Art der Einschätzung sind den Knedlichs zufolge nicht nur sie selbst empört. Auch andere verdiente Sänger denken wie sie - halten sich allerdings bedeckt. Die Knedlichs hingegen sehen Absprachen nicht eingehalten, fühlen sich betrogen. "Auf der Jahreshauptversammlung ist nicht nur die Wahrheit gesagt worden", ärgert sich Reinhard Knedlich. Noch am 18. Dezember 2006 hatte sich ein Dutzend der damals etwa 60 Chormitglieder bei Knedlichs zu Hause getroffen. Anlass: Die drohenden Entlassungen durch Thorsten Pech. Das könne keiner wollen, habe damals der anwesende Hermann Weber betont. Sogar über einen möglichen Nachfolger Pechs sei an jenem Abend debattiert worden.

Stillschweigen wollte man über alles bewahren, bloß nichts nach Außen dringen lassen. "Gemeinsam wollten wir Gutes für den Chor tun", erinnert sich Reinhard Knedlich. Wenige Tage später aber seien die Zusagen Webers "null und nichtig" gewesen. Ob durch Webers Drohung nun neuer vielleicht sogar juristischer Zank droht oder das Tauziehen beendet ist, wird sich zeigen.

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