Wirtschaft Made in Wuppertal ist in China gefragt

43 chinesische Firmen haben sich in der Stadt angesiedelt. Die Bedeutung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit nimmt zu.

Wirtschaft: Made in Wuppertal ist in China gefragt
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Wuppertal. Mittelständische Unternehmen übernehmen insolvente Firmen, engagierte Studenten gründen Start Ups in Wuppertal: Deutschland ist ungeheuer populär bei Chinesen. „Deutschland hat in China ein super Image, heißt ja auch ,Land der Tugend’“, sagt Hanno Rademacher vom China Competence Center C3 der Wuppertaler Wirtschaftsförderung. Seit dieses vor drei Jahren ins Leben gerufen wurde, siedeln sich immer mehr chinesische Unternehmer in Wuppertal an.

Wirtschaft: Made in Wuppertal ist in China gefragt
Foto: KSM Castings Group

„Das ist gerade für die lokale Wirtschaft gut“, betont Rademacher. Denn viele der neuen Firmen sind im Import und Export tätig. 43 kleinere und größere Unternehmen mit chinesischen Chefs betreut das C3 in Wuppertal. Viele davon haben sich im Technologiezentrum Wtec angesiedelt. Zwischen zwei und zehn Mitarbeiter haben die meisten der Start Ups.

Wirtschaft: Made in Wuppertal ist in China gefragt
Foto: Stefan Fries

Igo Europe beispielsweise möchte Ersatzteile für Autos nach China bringen. Ein anderes Unternehmen plant die Bündelung von Bestellungen für den Online-Handel. Ein Gründer hat gerade sein Visum beantragt, der mit funkenfreien Werkzeugen handeln will; Er möchte sowohl Qualitätswerkzeug der lokalen Hersteller nach China exportieren als auch günstige Ware von China nach Deutschland. „Deutsche Wertarbeit ist sehr populär in China - und die Mittelschicht dort hat einen Qualitätsanspruch entwickelt“, berichtet Rademacher. Manche chinesischen Unternehmen wollen deshalb ihre Fertigung nach Deutschland verlegen, weil sie dann mit „Made in Germany“ werben können.

Doch es gibt auch Unternehmer, die gezielt nach Deutschland kommen, um ihr Geld dort in Firmen zu investieren. „Wir hatten auch schon ganz plump Anfragen von Chinesen, die gerne einen Automatisierungsbetrieb kaufen würden“, erzählt Rademacher. Hochtechnologie sei häufig der Wunsch der Asiaten. Insgesamt bekäme das C3 einige Dutzend Anfragen pro Jahr und begrüßt 50 bis 60 Delegationen aus China. Deutschland sei bei den Chinesen besonders beliebt. Dort wiederum hat Wuppertal zwar bei den großen Konzernen wenig Chancen, bei den Mittelständlern jedoch durchaus. „Engels kennt jeder Chinese, und die Schwebebahn als Beispiel deutscher Ingenieurskunst zieht auch“, sagt Rademacher.

Im Immobilienbereich ist Wuppertal für die Asiaten ebenfalls attraktiv. So will Liuzhao Cai - Inhaber einer Leverkusener Antriebstechnikfirma - Studentenwohnheime am Arrenberg errichten. Schließlich stellen die Chinesen die größte Ausländer-Gruppe unter den Wuppertaler Studenten. Ein Beispiel für eine gelungene Übernahme ist Köbo. Der 1894 gegründete Hersteller von Kettenrädern und Ritzeln wurde 2010 von der Hangzhou Donghua Chain Group gekauft. Seitdem wächst das Unternehmen stetig weiter, baute 2013 eine neue Produktionshalle in Wuppertal und eröffnete Niederlassungen in den USA und Südostasien. Geschäftsführer sind nach wie vor Jochen Bovenkamp, Hartmut Lieb und Wolfgang Fuchs.

Auch das Hildesheimer Unternehmen KSM Castings mit Wuppertaler Standort und deutscher Geschäftsführung ist inzwischen in chinesischer Hand. „Die KSM Castings Group profitiert sehr von der Finanzstärke des Eigentümers CITIC Dicastal und hat auch in Wuppertal erhebliche Investitionen getätigt“, sagt Pressesprecherin Sandra Dichter. Beide könnten viel voneinander lernen. Die Rhein Tech GmbH ist die Tochterfirma der Bowlond Energieeinsparung und Technik GmbH in China. Sie stellt innovative Umweltprodukte wie Abwasserkläranlagen oder Klimaanlagen mit Strahlensystem her. Die Muttergesellschaft mit eigenem Labor und Produktionsanlagen sitzt im Pekinger Technologiezentrum in Zhongguancun, die deutsche Tochter im Wtec. Zunehmend beliebt sind auch Jointventures, also gemeinschaftliche Unternehmen zwischen deutschen und chinesischen Firmen.

Der Wuppertaler Automobilzulieferer Walter Klein rief etwa 2002 gemeinsam mit dem chinesischen Beijing Zhong Huan Investment Management das Gemeinschaftsunternehmen Beijing WKW Automotive Parts ins Leben. Es beliefert in China ansässige deutsche sowie chinesische Automobilhersteller. So wird die Verbindung zwischen Deutschland und China immer enger. Chinesische Absolventen der Bergischen Universität, die perfekt Deutsch sprechen und sich in beiden Kulturen auskennen, dienen dabei als wertvolle Vermittler.

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