Machten Barbie-Möbel einen Familienvater zum Räuber?

Langerfeld: Ein 33-Jähriger steht wegen drei Aldi-Überfällen vor Gericht.

Wuppertal. Ein "Barbie-Kinderzimmer" im Wert von mehreren hundert Euro will er seiner fünf Jahre alten Tochter versprochen haben. Das Geld hatte der 33-Jährige aber nicht. So erklärte der Familienvater vor dem Landgericht, warum er im Juli 2007 die Aldi-Filiale in Langerfeld überfallen hat.

Laut Anklage soll der 33-Jährige auch bei Aldi in Werl und Warendorf zum Räuber geworden sein. Das wies der Mann aber von sich, erzählte stattdessen: "Ich liebe meine kleine Tochter heiß und innig. Als sie mir sagte, ihre Freundinnen im Kindergarten hätten alle ein Barbie-Kinderzimmer und ich ihr diesen Wunsch wegen hoher Schulden und Arbeitslosigkeit nicht erfüllen konnte, bin ich auf die Idee gekommen, mir das Geld anderweitig zu beschaffen", sagte er nach anfänglichem Leugnen.

Am Tattag habe er Spielzeugpistole, Maske, schwarze Kleidung und zwei Stoffbeutel für die Beute in sein Auto gelegt. Von einem Freund in Köln habe er noch versucht, Geld für das bereits in Hagen bestellte Barbie-Kinderzimmer zu leihen - vergeblich.

Auch ein persönliches Gespräch mit dem Möbelhändler vor Ort half nicht. Auf dem Weg nach Hagen war er bereits am Aldi-Markt an der Dahler Straße in Langerfeld vorbeigekommen, kehrte nach dem Besuch in Hagen dorthin zurück.

Er wartete bis kurz vor Ladenschluss. Als kein Kunde mehr im Geschäft war, maskierte er sich und überraschte die Filialleiterin im Büro beim Geldzählen. Die Frau (25) schilderte als Zeugin vor Gericht den Überfall: "Weil ich nicht schnell genug war, bediente er sich selbst und zwang auch eine Kollegin, die Beute einzupacken. ’Keine Polizei, sonst knallt´ s. Ich weiß, wo Ihr wohnt, ´ drohte er uns noch."

Mit 4669 Euro Hartgeld soll der Angeklagte geflüchtet sein, nachts im Auto übernachtet haben, um am anderen Tag bei einer Sparkasse seine Beute in Scheine zu wechseln. Dann fuhr er nach Hagen, um das Barbie-Kinderzimmer zu kaufen. Die Freude war nur kurz. Schon Anfang August 2007 wurde der Mann festgenommen, sitzt seither in U-Haft. Im Keller seines Hauses fand die Kripo die Tatkleidung, die prompt von den Zeuginnen wiedererkannt wurde.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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