Lüntenbeck: Weihnachtsklassiker, Waffeln und ganz viele warme Herzen

Beim Weihnachtsmarkt in der Lüntenbeck blieben am Wochenende keine Wünsche offen.

Wuppertal. "Außen hart, innen weich, so müssen sie sein." Am Lüntenbecker Weg nutzt ein Anwohner die Gunst der Stunde und bietet als Trittbrettfahrer des traditionellen Weihnachtsmarktes schon vor dem Schlosshof seine "Bergischen Feinschmeckerwaffeln". Ob Gourmet-Speise oder nicht, die Herzform lässt allemal Liebe vermuten und nimmt damit die Vorzüge des offiziellen Programms vorweg.

Im Schloss wartet derweil das Publikum auf eine wunderliche Erscheinung, die offenbar ihren Termin verschwitzt hat. So greift Oliver Tettenborn von den Wuppertaler Bühnen besorgt zum Telefon: "Das Urmel ist noch nicht da."

Verspätet zwar, aber umso charmanter stellt Schauspielerin Olga Nasfeter dann fest: "Es sind ja mehr Erwachsene als Kinder da!" In der Tat erstaunlich, denn was sie nun liest, ist jene unschuldige Geschichte, in der das Urmel auf die Welt kommt. Die berühmten Sprachfehler zwischen "Mupfel" und "Flägedängsda" bietet Nasfeter so köstlich, dass es einem weihnachtlich warm ums Herz wird.

Nebenan sortiert der "Kiepenkasper" seine Handpuppen und lässt das Holzgebiss des Krokodils gierig nach der Bratwurst einer Besucherin schnappen. Publikumsnähe kann mitunter ungeahnte Seiten haben. Was die Nähe des Publikums zum Kunsthandwerk angeht, so ist Eberhard Kranemann an seinem Stand mit Keramik eher enttäuscht: "Bisher ziemlich ruhig geblieben. Aber das kommt sicher noch."

Wahrhaftig, mit Einbruch der Dunkelheit füllt sich der Markt, statt gemütlichen Schlenderns stellt sich der Schongang im Gedränge ein. Ideale Voraussetzung für den Installationskünstler Herbert Bungard, um sich im Spagat zum Kommerz zu üben: "Hier gerade wieder Vorführung." Was er zeigt, ist eine praktische Ausgießhilfe für den Kochtopf: "Nie wieder Kartoffeln auf den Boden fallen lassen." Auch das ist gewiss eine Kunst. "Jetzt sind wir einmal durch", atmet Besucher Holger Brandt auf. "Schön war’s, da wollen wir doch mal einen Glühwein trinken." Bei allem Staunen und Entzücken über die Besonderheiten des Marktes führt der Weg also immer wieder zurück zu den altbekannten Klassikern.

Die kleine Karoline Wirtz ist betrübt, dass es nun schon vorbei sein soll: "Zwei Kakao und eine Kerze habe ich gekauft, jetzt habe ich nur noch 50 Cent." Eigentlich nicht weiter tragisch, denn die Wuppertaler Bühnen versorgen die Gäste weiterhin mit kostenlosen Kostproben, und sei es aus Loriots unheiligen Reimen: "In dieser wunderschönen Nacht hat sie den Förster umgebracht."

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