Wuppertaler SV WSV startet ins Ungewisse

Wuppertal · Nach der Wiederverpflichtung von Trainer Alexander Voigt und der Weiterverpflichtung einer Reihe von Stammspielern aus der vergangenen Saison steht am Freitag um 10 Uhr auf der Bezirkssportanlage Uellendahl die erste Trainingseinheit des WSV auf dem Plan.

 Verwaltungsratsvorsitzender Christian Vorbau (l.) im Gespräch mit Sportvorstand Thomas Richter.

Verwaltungsratsvorsitzender Christian Vorbau (l.) im Gespräch mit Sportvorstand Thomas Richter.

Foto: WZ/Otto Krschak

Doch während der Aufbau eines konkurrenzfähigen Kaders für die kommende Regionalligasaison zu gelingen scheint, steht hinter dem wirtschaftlichen Überleben des Vereins ein großes Fragezeichen. In einer Pressekonferenz am Dienstag sprach Sportvorstand Thomas Richter von einer sehr ernsthaften Lage des Vereins. Weder ist der Saisonetat von 1 bis 1,5 Millionen Euro für die kommende Spielzeit gesichert noch das bevorstehende Insolvenzverfahren überstanden.

Nach der wegen der Corona-Pandemie abgebrochenen Saison 2019/2020 stand der Verein praktisch ohne Mannschaft da. Auslaufende Verträge konnten wie in vielen anderen Clubs wegen der Ungewissheit über die weitere Zukunft von Sportveranstaltungen nicht verlängert werden. „Ich bin überzeugt, dass wir am Freitag mit 20 Spielern das Training aufnehmen werden“, sagt Thomas Richter. Bei einigen bewährten Akteuren aus dem Vorjahreskader liegt ihm die mündliche Zusage vor, es fehlt aber noch die Unterschrift. Das erste Testspiel soll am Samstag, 25. Juli, beim Landesligisten SV Wermelskirchen (Anstoß: 14 Uhr, Eifgen-Stadion in Wermelskirchen) stattfinden.

Für die kommenden beiden Jahre gab der WSV das Ziel Klassenerhalt aus. Voraussetzung für alle sportlichen Pläne ist allerdings, dass der Verein das Insolvenzverfahren übersteht, das laut WSV am 1. September eröffnet werden soll. Wird keine Einigung mit den Gläubigern erzielt, droht dem traditionsreichen Verein die Löschung aus dem Vereinsregister. Insolvenzverwalter Ulrich Zerrath bezifferte die Schulden auf einen niedrigen siebenstelligen Betrag. Nach Informationen der WZ handelt es sich um eine Summe von 1,1 bis 1,4 Millionen Euro.

Der WSV hat bereits zwei Insolvenzverfahren hinter sich gebracht. Das letzte wurde am 30. Juni 2013 vom Amtsgericht Wuppertal eröffnet. Damals stimmten die Gläubiger dem vom Insolvenzverwalter vorgelegten Insolvenzplan zu. Doch diesmal sind die Vorzeichen andere. 2013 durften die Gläubiger auf eine zumindest anteilige Auszahlung hoffen, da der WSV Außenstände wegen einer angeblichen Patronatserklärung des früheren WSV-Präsidenten Friedhelm Runge geltend machte. Diese Hoffnungen erfüllten sich für die Gläubiger nach einer juristischen Klärung später nicht und sie gingen leer aus.

Mehrheiten der Gläubiger
sind gefordert

Hauptgläubiger in dem nun anstehenden Insolvenzverfahren wäre die Stadtsparkasse Wuppertal. Mit einer Summe von mehr als 800 000 Euro soll der WSV bei der Stadtsparkasse in der Kreide stehen, wobei ein großer Teil über Bürgen abgesichert ist, zu denen auch der frühere WSV-Vorstand Lothar Stücker zählen soll. Für die Zustimmung zum Insolvenzplan braucht es qualifizierte Mehrheiten der Gläubiger. Diese qualifizierte Mehrheit hält der Hauptgläubiger Sparkasse. In der Konsequenz liegt die Entscheidung über den Insolvenzplan und die Zukunft des WSV beim Verwaltungsrat der Stadtsparkasse. Die Sparkasse könnte sich ihrerseits bei ausstehenden Zahlungen des WSV bei den Bürgen bedienen.

Das ist Zukunftsmusik, denn mit einem Erörterungstermin mit den Gläubigern ist wohl erst im späten Herbst zu rechnen, wenn die Saison längst begonnen hat. 500 000 Euro des Etats will Friedhelm Runge zusteuern. Da klafft noch eine Riesenlücke zwischen Plan und Ist-Zustand. Der WSV sucht neben Runge dringend weitere Sponsoren, um nach einer geordneten Insolvenz den Klassenerhalt zu schaffen. Den Verbleib in der Regionalliga sieht auch der Verwaltungsratsvorsitzende Christian Vorbau als Voraussetzung, um in Wuppertal leistungsorientierten Fußball mit Perspektive bieten zu können. Allerdings wird es schwerer denn je, Sponsoren und Unterstützer zu finden. Der Verein hat die Gemeinnützigkeit verloren, und die letzte große Spendenaktion der Fans liegt noch nicht sehr lange zurück. 100 000 Euro kamen im Januar 2019 innerhalb weniger Tage zusammen. Von diesem Geld ist nichts übrig geblieben.

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