Wuppertalre SV Als „Sir Erich“ den WSV besuchte

Wuppertal · 1998 fand in der Stadion-Gaststätte ein Klassentreffen früherer Fußball-Stars statt. Horst Szymaniak war auch dabei.

 Der damalige Bundestrainer Erich Ribbeck traf 1998 auf Einladung von Hermann-Josef Richter die Fußball-Legende Horst Szymaniak.

Der damalige Bundestrainer Erich Ribbeck traf 1998 auf Einladung von Hermann-Josef Richter die Fußball-Legende Horst Szymaniak.

Foto: WZ/Kurt Keil

Der Bundestrainer ist zu Besuch in Wuppertal. Man kann sich unschwer den Trubel vorstellen, den Joachim Löw heutzutage bei einer Stippvisite im Stadion am Zoo auslösen würde. Am 20. November 1998 war die damalige Stadion-Gaststätte beim Besuch von Bundestrainer Erich Ribbeck zwar gut besucht, aber die Aufregung unter den Fußballfans und der Medienauflauf hielten sich doch in überschaubaren Grenzen.

Fußball war noch nicht das ganz, ganz große Geschäft, und die deutsche Nationalmannschaft hatte nach dem Gewinn der EM 1996 ihren Nimbus als beste Turniermannschaft der Welt bei der WM 1998 in Frankreich mit dem Ausscheiden im Viertelfinale gegen die Kroaten eingebüßt. So schlug die Stunde des gebürtigen Wuppertalers Erich Ribbeck, der am Ende einer wenig souveränen Kandidatensuche des Deutschen Fußball-Bundes das Amt von Berti Vogts übernommen hatte. Fahrt aufgenommen hatte die Fußballer-Laufbahn von Ribbeck einst beim Wuppertaler SV, mit dem er 1962 den Aufstieg in die Oberliga West, vor der Einführung der Bundesliga die höchste Spielklasse, gefeiert hatte.

In der Stadion-Gaststätte, die heute als Sportamt der Stadt Wuppertal genutzt wird, feierte „Sir Erich“ ein Wiedersehen mit Mannschaftskameraden von einst, darunter dem zweimaligen WM-Teilnehmer Horst Szymaniak. Mit den Worten „Schorsch, Schorsch, da haben uns die Holländer ganz schön drauf gehabt“, begrüßte er seinen früheren Mitspieler, der 1962 im Aufstiegsjahr des WSV schon in italienischer Währung in Catania seine Brötchen verdiente. Ribbeck bezog sich auf ein Länderspiel, in dem sich die deutsche Mannschaft mit 1:1 von den Niederlanden in Gelsenkirchen getrennt hatte. Mehr musste zu dem Spiel unter Fachleuten nicht gesagt werden. Es waren Worte, die darauf hindeuten, dass dem erfahrenen Fußball-Lehrer die Probleme sehr wohl bewusst waren, die auf ihn und die deutsche Nationalmannschaft bis zum frühen Ausscheiden bei der EM 2000 noch zukommen würden.

Sich selbst hatte Ribbeck nie als einen begnadeten Fußballer gesehen. Der große Respekt, den er vor allem Horst Szymaniak als damaligen Führungsspieler und Mensch entgegen brachte, war an diesem Abend spürbar. „Ich war ein absoluter Durchschnittsfußballer, aber der beste Skifahrer im Team“, gab Erich Ribbeck im Kreis seiner Mannschaftskameraden schmunzelnd zu. Beim WSV hatte er zunächst einen Vertrag als Ersatztorwart erhalten, erkämpfte sich dann aber einen Platz im Kader als Abwehrspieler.

Den Anstoß zum Besuch des „Klassentreffens“ im Herbst 1998 hatte der damalige Bürgermeister Hermann-Josef Richter gegeben, der die NRW-Sportlerwahl in der früheren Bayer-Halle am Arrenberg nutzte, um Ribbeck zum Treffen der WSV-Stars einzuladen. Dem Aufstiegsteam gehörten in der Saison 1961/1962 unter anderen prominente Kicker wie Torhüter Helmut Domagalla, Harald Bergmann, Theo Kolkenbrock, Vitus Sauer, Axel Kiefer, Günter Augustat und Erich Haase an. Viele gratulierten ihrem früheren Mannschaftskameraden zu seinem neuen Job beim DFB.

Unter den Gratulanten in der Zoo-Gaststätte war der langjährige WSV-Präsident Friedhelm Runge. Für den WSV war es in der damals drittklassigen Regionalliga West, in der Vereine aus dem Westen und Südwesten spielten, eine durchwachsene Saison. Am 21. November kassierte der WSV eine bis heute unfassbare 0:6-Klatsche im Stadion am Zoo gegen die Sportfreunde Siegen. Einen Hauch „große Fußball-Welt“, wie ihn Bundestrainer Erich Ribbeck verkörperte, konnte der Verein schon damals gut gebrauchen. In der Geschichte der Stadion-Gaststätte war der Ribbeck-Besuch das letzte große Ereignis. Alle Versuche, das Gebäude gastronomisch zu nutzen, scheiterten am fehlenden Zulauf. Alle 14 Tage ein Heimspiel - das konnte nicht zum Überleben reichen. Das Gebäude wurde liebevoll saniert und ist seit Jahren der Sitz des Sportamtes der Stadt Wuppertal.

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