„Turnen bringt’s“ - ein Marathon für die Zuschauer

In der Uni-Halle zeigten zahlreiche Vereine ihr Können. Nicht allen Zuschauern gefiel’s.

Wuppertal. Wer bis zum Schluss blieb, benötigte eine Menge Sitzfleisch, wurde aber mit tollem Sport für seinen Langmut entschädigt. Gerade einmal 150 Zuschauer verfolgten den Schlussakkord der diesjährigen Auflage von „Turnen bringt’s“ in der Uni-Halle.

Es war ein sportlich anspruchsvoller Auftritt der Rope Skipper, der allerdings viel mehr Publikum verdient gehabt hätte. Schließlich gehören die Seilchenspringerinnen des Vohwinkeler STV zur deutschen Spitzenklasse. Vor einigen Wochen traten sie schon einmal in der Uni-Halle auf. Damals vor einem Bundesligaspiel des Bergischen HC. Nur ein paar Minuten, aber dafür wurden sie von 3000 Zuschauern gefeiert. Damals Gänsehaut pur für die Aktiven. Diesmal: Tristesse.

Überlegenswert für die Organisatoren, ob sie das Programm nach dem Motto „Weniger ist mehr“ zukünftig straffen. Die Veranstaltung hatte mit geplanten drei Stunden von vornherein eine ambitionierte Länge. Trotz minuziös ausgearbeitetem Fahrplan und dem unermüdlich rackerndem Umbautrupp des ASV Wuppertal blähte sich die Show allerdings auf 3:40 Stunden aus. Also so lang, wie der Monumentalfilm „Vom Winde verweht“. Um das Publikum an einem Sonntagnachmittag nicht aus der Halle zu „wehen“, muss schon ein abwechslungsreiches und vor allem kurzweiliges Programm her. „Heutzutage muss man sich verkaufen und solch eine Veranstaltung lebendig gestalten. Aber so, wie es heute war, ist es nicht mehr zeitgemäß“, sagte ein Zuschauer kritisch.

Natürlich will man keinem Verein und den 400 Teilnehmern vorenthalten, sich bei dieser Veranstaltung zu präsentieren. Doch wer als Erwachsener fünf Euro Eintritt zahlt, der darf auch einen gewissen Anspruch haben. Und den können Sportler aus Wuppertal zweifellos erfüllen. Die Rollkunstläufer, die Jazz- und Modern-Dancer, die Leistungsturnerinnen oder die Rhönradsportler zum Beispiel, die in der Uni-Halle auftraten. Sie sorgten für großen Beifall auf den Rängen und Stimmung unterm Hallendach. Allerdings waren auch zu viele Programmpunkte dabei (vor allem in der ersten Stunde), die man getrost hätte weglassen können.

Das bundesweit bekannte Turn-Comedy-Duo „Tante Luise und Herr Kurt“ mühte sich bei seinen Zwischeneinlagen nach Kräften, mehr Leben in die Halle zu bringen. Doch eingebettet in eine langatmige Veranstaltung fiel es schwer, die anfänglich noch 750 Zuschauer zu mobilisieren.

„Wir sind mit der Gesamtlänge der Veranstaltung auch nicht glücklich gewesen. Einige Vereine haben sich nicht an ihre Zeitvorgaben gehalten. Die Aufbaupausen zwischen den einzelnen Gruppen waren teilweise zu lange. Das war lähmend“, sagte Turnverbands-Vorsitzende Dorothee Hartmann. Sie kündigte an, dass der Vorstand ein neues Konzept erstellen werde, damit die nächste Auflage von „Turnen bringt’s“ (2013) wieder ein voller Erfolg wird.

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