Taekwondo: Kinder werden zu Vorbildern

Die Nachwuchs-Kampfsportler feierten mit ihren Angehörigen den Familientag des SV Bayer Wuppertal.

Wuppertal. Wie ein einziger großer Organismus mit vielen Armen und Beinen bewegen sich die jungen Taekwondo-Kämpfer in ihren weißen Kampfanzügen auf dem Trainingsgrund der Bayer-Halle, dynamisch, synchron, geschmeidig, kraftvoll. "Da hinten ist Leon", ruft Sarah Petersen, die den dunklen Schopf ihres sechsjährigen Sohnes unter den 120 Kampfsportlern entdeckt hat. Dessen ein Jahr jüngerer Bruder Eike zappelt neben ihr auf der Tribüne: "Mama, wann kann ich endlich trainieren?"

Schulkinder bringen die Reife für die Bewegungsabläufe mit

Beim Einlauf der Nationen durfte er schon mitmachen, doch auf das Training muss er warten, bis er sechs wird. "Die komplexen Bewegungsabläufe beim Taekwondo sind nur durch Disziplin und Konzentration zu bewerkstelligen. Schulkinder bringen dafür bereits eine gewisse Reife mit", erklärt Trainer Thomas Lettner. Zumindest die Kommandos beherrscht Eike jetzt schon. Mit der Begrüßung: "Charyot Kyongne!" nimmt der Junge dem Trainer das Wort aus dem Mund, verbeugt sich fachgerecht, schlägt die Arme schneidig an die Seite, bevor er zurück zu seiner Mama flüchtet. Die Befehle und einige Übungen hat er von seinem Bruder Leon gelernt, der seit Oktober dabei ist. "Ich habe meinen Sohn angemeldet, weil er sehr aktiv ist. Nach dem Training ist er viel ausgeglichener", bemerkt Petersen, die von der Begeisterung für den aus Korea stammenden Kampfsport angesteckt wurde. Die junge Frau überlegt, sich mit ihrem Mann auch beim Taekwondo anzumelden. Heute will sie das Elterntraining absolvieren. Vorbilder sind hier die Kinder. "Macht einmal mit, um zu begreifen, was eure Kinder leisten", fordert Trainer Lettner die Erwachsenen auf. Über 60 Eltern folgen dem Aufruf und haben wie ihre Kinder beim Stretchen, Boxen und Treten viel Spaß. "Das ist unsere Vorstellung von einem klassischen Vereinsleben", erklärt Lettner, der zufrieden feststellt: "Die haben mich heute überrannt." Mit 300 Teilnehmern und Gästen hat sich die Zahl im Vergleich zum ersten Familientag im vergangenen Jahr verdoppelt. "Alles steht und fällt mit dem Engagement der Eltern und Betreuer", ist der Trainer sicher, der mit der Veranstaltung den Zusammenhalt in der großen Taekwondo-Abteilung stärken will. Gemeinschaft wird auch bei den Wettkämpfen gepflegt, bei denen alle mitmachen können. "Das vermittelt den Kindern ebenso wie die Gurtprüfungen Erfolgserlebnisse. Erfolg messen wir nicht unbedingt über Platzierungen. Wir treten auch in Teams an. Wenn diese zusammenwachsen, ist das ein Erfolg." Teamgeist, Selbstbewusstsein, Koordination: Taekwondo ist Training für Motorik, Konzentration und Disziplin. "Disziplin hat nichts mit blindem Gehorsam zu tun. Wir werden von unseren Schülern sogar geduzt und verzichten auf die Anrede Meister", betont der beliebte Cheftrainer. Respekt und Verantwortung sollen seine Schützlinge untereinander lernen. Kampfsport Taekwondo ist eine olympische Sportart und hat ihren Ursprung in Südkorea. Tae heißt Fuß, Kwon Faust und Do Weg des Geistes. Der Kampfsport kennt die Disziplinen: Formenlauf, Selbstverteidigung, Wettkampf, Grundschule, Bruchtest, Frei- und Einschrittkampf. Die Taekwondo-Abteilung des SV Bayer ist mit 320 Mitgliedern eine der größten in NRW. Im Jahr nimmt sie an acht Turnieren teil und hält drei Gurtprüfungen ab. Die Kindergruppen sind von 6-9 und von 10-13 Jahren. Info: Tel.: 297464.
  • www.sv-bayer.de
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