Segeln: Von der Bever zur Weltmeisterschaft

Zwei junge Talente der Segler-Vereinigung Wuppertal lassen aufhorchen.

Wuppertal. Für viele Wuppertaler ist die Bevertalsperre im Sommer so etwas wie die größte Badewanne der Stadt, auch wenn das beliebte Ausflugs- und Freizeitziel gut 20 Kilometer vom östlichen Stadtrand entfernt liegt. Für die Segler-Vereinigung Wuppertal (SVW) ist die 200-Hektar große Wasserfläche, die von dem nur zehn Kilometer langen Nebenflüsschen der Wupper gespeist wird und zu ihrer Regulierung dient, schlicht das Heimatrevier. Dass man es von hier aus durchaus weit bringen kann, haben immer wieder junge Segler des Vereins bewiesen. Maren Roos (15) und Jan Hendrik Beilfuß (17) sind die jüngsten Beispiele.

Die beiden, die — infiziert von den Eltern — seit frühester Jugend segeln und an der Bever im Sommer mit der Familie einen Großteil ihrer Freizeit verbrachten, sind längst auf allen Revieren in Europa zu Hause. Von Medemblik am Ijsselmeer über die Kieler Förde bis zum Gardasee reichen ihre im Sommer fast allwochenendlichen Ausflüge zu Regatten oder Trainingsmaßnahmen mit dem NRW-Team und inzwischen sogar mit der Nationalmannschaft.

In diesem Sommer folgt für Beide der bisherige „Karrierehöhepunkt“. Sie sind für die Weltmeisterschaft der 420er-Klasse nominiert, die von 27. Juli bis 5. August auf dem Neusiedler See in Österreich stattfinden. Diese 4,20 Meter langen Jollen mit Haupt- und Vorsegel werden von zwei Mann gesegelt, dem Steuermann und dem Vorschoter, der für das Vorsegel und beim Segeln vor dem Wind auch den zusätzlichen Spinnaker zuständig ist. Sowohl Maren Roos als auch Jan Hendrik Beilfuß bedienen die Vorschoot. Dass sie ihre jeweiligen Crewpartner aus anderen Clubs gewählt haben, ist gerade bei kleinen Vereinen gang und gäbe. Denn natürlich muss die Crew alters- und gewichtmäßig sowie auch bei der Verteilung der Aufgaben passen. Die Auswahl im eigenen Club ist meist gering.

Maren Roos’ Steuerfrau Johanna Meier kommt vom Segelclub Bayer Uerdingen, Jan Hendrik Beilfuß segelt mit Johann Borbet aus Duisburg zusammen. Längst hat Landestrainer Gerd Eiermann die Crews unter seine Fittiche genommen. Immerhin hat es die Bevertalsperre dank der guten Nachwuchsarbeit des SVW zum Landesstützpunkt gebracht.

Ohne die Eltern der jungen Segeltalente ginge freilich nichts. „Fast jedes Wochenende sind wir mit dem Wohnmobil und Anhänger unterwegs“, berichtet Marens Mutter Kirsten Roos. Denn nicht nur mit Maren geht es zur Regatten im In- und Ausland, auch deren ein Jahr älterer Bruder Morten und Nesthäkchen Maike (12) segeln erfolgreich Regatten. Während Kirsten Roos etwa ihre Tochter Maren zur WM begleiten wird, ist ihr Mann mit den übrigen Kindern unterwegs. Ähnlich sieht das bei Wolfgang Beilfuß aus, der während der WM mit Tochter Marie-Theres (12), die eine gute Opti-Seglerin (Einsteigerklasse) ist, zeitgleich in Blossin bei Berlin die Deutschen Meisterschaften besucht.

Für Maren Roos sind solche „Familientrennungen“ Normalität. Schließlich gibt es bei den Meisterschaften ja die große Seglerfamlie. Mit ihrer Partnerin Johanna Meier (15) bildet sie die jüngste von 14 deutschen Crews, die dort starten.

„Vordere Plätze sind bestimmt noch nicht drin, für uns ist es ein Riesenerfolg, dass wir überhaupt mitfahren dürfen“, sagt sie. Trotz all dieser „Abenteuer“ und seglerischen Herausforderungen freut sie sich doch, immer wieder an der Bever zu sein — weniger zum Segeln, eher zum Ausspannen.

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