Rollkunstlauf: Viel schwieriger als Fußball

Beim deutschen Nachwuchs Cup an der Blutfinke zeigt sich die Ronsdorfer Rollkunstlauf-Familie von ihrer besten Seite.

Wuppertal. „Wenn Rollkunstlauf einfach wäre, wäre es Fußball.“ Mit Stolz und auch ein wenig trotzig trugen einige der gut 50 Helfer und Anhänger der Ronsdorfer Roller Dancer beim Deutschen Nachwuchs Cup auf der Tribüne der Sporthalle an der Blutfinke Hemden mit dieser Aufschrift.

Was unten auf dem Parkett fünf Tage lang geboten wurde, unterstrich, welch tolle Leistungen in dieser Randsportart auch schon im Jugendbereich erbracht werden. Immer wieder brandete Jubel der Teammitglieder, Eltern oder Großeltern auf, wenn die eigenen Sportler mit Grazie, Tempo und Exaktheit ihre Kreise drehten, sprangen oder Pirouetten drehten, die ein größeres Fernsehpublikum vielleicht vom Eiskunstlauf kennt.

Kleine Wackler oder Fehler unterstrichen, wie schwer es ist, auf den vier Rollen die Balance zu halten und die teilweise anspruchsvollen Choreographien umzusetzen. Die werden oft ein halbes Jahr lang mit bis zu fünf Einheiten pro Woche einstudiert.

Einer der Höhepunkte der fünf Tage war die Solotanzkür der Schüler A, in der Lokalmatadorin Sina Vesper (14) zu Mozarts Königin der Nacht im von Mutter Birgit mit Schleierärmeln fantasievoll genähten Kostüm eine technisch überaus anspruchsvolle Vorstellung zeigte. Ein Patzer bei einer Pirouette kostete sie Abzüge der fünf Wertungsrichter in der A-Note für den technischen Wert und den möglichen Sieg.

Konkurrentin Emilia Zimmermann aus Lübeck, bei internationalen Wettbewerben fast immer hinter Sina Vesper platziert, zeigte im kleinen Schwarzen mit Hochsteckfrisur neben Tempo viel Ausdrucksstärke und hatte vor allem durch die höhere B-Note für den künstlerischen Wert die Rollen am Ende vorne.

Beeindruckend auch die Vorstellung des 14-jährigen Tom Schuur aus Kiel, einem von ganz wenigen Jungs bei der Veranstaltung, der ohne Wackler und mit viel Stil seine Zwei-Minuten-Kür wie ein Eisprinz absolvierte und Dritter wurde. Michelle Kurszewski (13) von den Ronsdorfer Roller Dancern verbesserte sich in dem starken 19er-Feld mit einer sehr damenhaften Kür noch von Platz zehn auf acht.

So zeigte sich Trainerin Birgit Vesper trotz des ein oder anderen Patzers, der vielleicht eine noch bessere Platzierung gekostet hatte, sehr zufrieden mit den Leistungen ihre sieben Schützlinge, die beim Nachwuchs-Cup — in weiten Teilen als Deutsche Jugendmeisterschaft gewertet — den Landesverband NRW vertraten.

Birgit Vesper, die mit der ganzen Familie seit Jahrzehnten den Rollkunstlauf lebt (Ehemann Joachim ist für die Rollschuhtechnik der Ronsdorfer Rolle Dancer zuständig, die Töchter Sina und Gina laufen beide international, Stieftochter Nina hilft nach Ende der eigenen Karriere weiter in der Organisation), erhielt aber nicht nur für ihre Athletinnen viel Lob, sondern auch für die Organisation der Wettkämpfe. Die Familie Vesper übernachtete im Wohnwagen neben der Halle, war morgen teilweise um 6.30 Uhr schon erste und abends teilweise nach 22 Uhr Letzte.

Ohne engagierte Mütter und Väter wie etwa Paola und Michele Noia, die nur stellvertretend für die vielen Helfer standen, wären allerdings auch sie verloren gewesen.

Die große Ronsdorfer Rollkunstlauf-Familie hat sich mit der Ausrichtung des Deutschen Nachwuchs-Cups jedenfalls für weitere hochkarätige Veranstaltungen empfohlen.

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