Ringen: Olympia-Aus stößt in Wuppertal auf Unverständnis

Eine Ringerszene gibt es im Tal nicht mehr.

Wuppertal. Ringen soll ab 2020 keine olympische Sportart mehr sein. Diese Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees ist auch bei Wuppertaler Kampf- und Kraftsportlern auf Unverständnis gestoßen. Ringer gibt es in der Stadt allerdings seit 40 Jahren nicht mehr. Damals war der Elberfelder Athleten Club (EAC), der letzte, der noch Kämpfer auf die Matte schickte. Weil aber der Nachwuchs fehlte, und es immer schwerer wurde, alle Gewichtsklassen zu besetzen, wurde dort der Ligenbetrieb eingestellt.

„Ich finde es empörend. Man kann doch nicht einfach eine so traditionsreiche Sportart aus dem olympischen Kanon herausnehmen“, sagt Wolfgang Simon, ehemaliger Vorsitzender des EAC. Dass Ringen für Laien vielleicht nicht ganz so attraktiv sei, könne er zwar verstehen, weil die Anstrengung der Athleten, die in jeder Sekunde gefordert seien, nicht immer offensichtlich werde, „aber in vielen Ländern wie China oder Russland ist der Sport weiter sehr populär.“

Peter Frese, Präsident des Deutschen Judo-Bundes aus Wuppertal, fühlt mit seinen „Kollegen“. „Nachvollziehbar ist das nicht. In seinem 39-Punkte-Katalog hat das IOC offen gelassen, wohin die Reise gehen soll. Anscheinend schien am Ende die Fernsehpräsenz für die Herren der entscheidende Faktor gewesen zu sein.“ Auch Frese sei schockiert gewesen, dass eine olympische Kernsportart so einfach aus dem Programm gekegelt werde. „Ich dachte, es trifft eher den Modernen Fünfkampf, aber offenbar kann es uns alle treffen.“

In der Arbeitsgemeinschaft Zweikampfsportarten, in der neben Judoka und Ringern auch Boxer und Gewichtheber vertreten sind, werde man demnächst zusammensitzen und dann wohl an den Deutschen Olympischen Sportbund sein Unverständnis formulieren. Für Ringen an sich könne eine solche Entscheidung in Deutschland den endgültigen Todesstoß bedeuten. Frese: „Die Zuschüsse durch das Bundesinnenministerium hängen auch davon ab, ob eine Sportart olympisch ist. Wie sollen aber dann die Trainer bezahlt werden?“

Otto Spartmann, Geschäftsführer des KSV 1896, der noch bis in die 50er Jahre hinein auch ein Ringerverein war, sieht mit dem Ringen bei Olympia auch den Fairnessgedanken auf der Strecke geblieben. „Wenn jemand am Boden liegt, wird nicht mehr nachgetreten, das ist im Ringen ehernes Gesetz und wurde durch den Sport gut vermittelt.“

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