Sportlerin der Woche „Rambo“ geht dahin, wo es weh tut

Wuppertal · Handballspielerin Ramona Ruthenbeck trumpft nach ihrem Kreuzbandriss wieder auf, traf zuletzt zehnmal für den TV Beyeröhde.

 Ramona Ruthenbeck - hier gegen Gräfrath - kämpfte sich nach ihrem Kreuzbandriss eindrucksvoll zurück.

Ramona Ruthenbeck - hier gegen Gräfrath - kämpfte sich nach ihrem Kreuzbandriss eindrucksvoll zurück.

Foto: Bartsch,G. (22345678)/Bartsch,G. (b13)

Rechtzeitig vor der heutigen Samstagsbegegnung (18.45 Uhr, Buschenburg) des TVB Wuppertal gegen das Spitzenteam der HL Buchholz / Rosengarten zeigten sich die Wuppertaler Handballgirls in bester Verfassung. Beim jüngsten Sieg gegen Harrislee konnte Ramona Ruthenbeck mit zehn Treffern sogar zweistellig treffen und ragte damit aus einer sehr guten Mannschaft noch hervor.

Die Leistung der Beyeröhder Mittelfrau ist umso höher einzuordnen, als sie gerade erst wieder von einer schwerwiegenden Verletzung genesen ist. Bei einer unspektakulären Aktion im Dezember vergangenen Jahres beim VfL Waiblingen hatte sich Ruthenbeck einen Kreuzbandriss zugezogen und danach neun Monate an ihrer Rückkehr gearbeit. Mit ihrer Beharrlichkeit dabei machte sie ihrem Spitznamen „Rambo“ alle Ehre. Nun ernten sie und ihr Verein die Früchte.

Nach mehreren Einsätzen bei Siebenmetern war Ruthenbeck am zweiten Spieltag zu Hause gegen Herrenberg dann endgültig auf die Platte zurückgekehrt. Auch wenn die Partie mit 24:25 knapp verloren ging, durfte die in Witzhelden wohnende Rückraumspielerin zu den glücklichsten Menschen in der Halle Buschenburg gezählt haben. „Es war schon ein tolles Gefühl, wieder mit der Mannschaft auf dem Feld stehen zu können. Gerade, wenn man weiß, dass wir dieses Jahr ohnehin personell unterbesetzt sind. Ich war einfach nur happy“, sagt die Ex-Juniorennationalspielerin.

Gerade auf dem Feld, scheute sich die 23-Jährige nicht, gleich Verantwortung zu übernehmen. Als ihr Team in der letzten Minute mit einem Treffer hinten lag, schnappte sich Ruthenbeck den Ball und versuchte den Ausgleich zu erzielen, der Ball verpasste allerdings zum Leidwesen aller Beteiligten das Tor knapp. „Ich wollte der Mannschaft helfen. Ich will immer der Mannschaft helfen. Weil ich schon Kopfmensch bin und mir immer Gedanken darüber mache, wie ich meinen Beitrag dazu leisten kann, die Mannschaft zum Erfolg zu führen“, spricht sie davon, auf dem Feld keinesfalls unbekümmert zu sein. Sie versucht stets, das das Spiel an sich zu reißen. So wie jetzt in Harrislee, als sie immer wieder in die Nahtstellen, also in die Tiefe ging, was vier Wochen nach ihrer Genesung hoch einzuschätzen ist. Durch Ruthenbecks Rückkehr, gepaart mit Luisa Knipperts Genesung und Leverkusens Leihgabe Annefleur Bruggemann hat auch Trainerin Dagmara Kowalska wesentlich mehr Möglichkeiten in das Spiel einzugreifen.

Beyeröhdes Trainerin hat
wieder mehr Alternativen

„Das gibt unserer Trainerin natürlich mehr Alternativen. Rambo hat eisenhart an ihrem Comeback gearbeitet, und ist mental wahrscheinlich stärker als zuvor. Sie geht wieder dahin, wo es wehtut und ist für uns eine enorm wichtige Spielerin“, sagt Abteilungsleiter Stefan Müller.

So makaber das klingt, verdankt der TVB Ruthenbecks Kreuzbandriss, dass die gebürtige Leverkusenerin überhaupt in Wuppertal weiter Handball spielt. Die Bürokauffrau, die bei der Obi-Tochter Emil-Lux in Wermelskirchen arbeitet, hat sich nach ihrem Zweitspielrecht zwischen TVB und den Bayerelfen für den Zweitligisten entschieden, um auf der Mitte zu spielen. Ihr Ziel, sich auch auf dieser Position im Oberhaus durchzusetzen, hätte sie fast erreicht. „Ich war schon mit zwei Bundesligisten im Gespräch“, gesteht Ruthenbeck. Sie sagt, dass sie das Ziel, irgendwann wieder in der Bundesliga nach Toren zu jagen, fest im Blick hat. Obwohl sie während der Zeit auch die harten Seiten des Geschäfts kennenlernte. Gerade der Verein, für den sie sich wohl entschieden hätte, suchte nach „Rambos“ Meldung über die Verletzung gar nicht mehr den Kontakt zu ihr. „Die anderen hielten an ihrem Interesse fest und erkundigten sich regelmäßig“, berichtet Ruthenbeck. „Aber das wäre utopisch gewesen, sich nach so einer Verletzung nach sechs Monaten in der Bundesliga durchzusetzen“, erzählt die dreifache Deutsche A-Jugendmeisterin. Da wollte sie lieber in der Heimat bei ihrer Familie und in ihrem gewohnten TVB-Umfeld bleiben.

Wie richtig die Entscheidung war, zeigt Ruthenbecks Auftritt in Harrislee. Das will sie am Samstag auch wieder in der Buschburg zeigen.

(e,ö.)
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