Profi-Volleyball in Wuppertal: Nach der Saison ist Schluss

Titans-Chef Thorsten Westhoff vermisst den Rückhalt in Wuppertal. Das Team sei so nicht stark genug für Liga eins.

Wuppertal. Mit den Worten „Wir haben die Planungen für die kommende Saison abgeschlossen“, hatte Volleyball-Zweitliga-Spitzenreiter A!B!C Titans Bergisch Land zur Pressekonferenz eingeladen. Was dann am Freitagmorgen im Besprechungsraum des Personaldienstleisters A!B!C von Geschäftsführer Thorsten Westhoff verkündet wurde, machte auf erschreckende Weise die Zweideutigkeit des Einladungstexts deutlich. Westhoff verkündete das Ende des Profivolleyballs in Wuppertal.

„Wir haben uns sehr intensiv mit dem Thema Saison 2012/13 auseinandergesetzt und uns entschieden, keinen Lizenzantrag für die 1. Liga und auch nicht für die 2. Liga zu stellen“, begann der A!B!C- und Titans-Chef. Die Mienen der Spieler, die wie begossene Pudel mit am Tisch saßen, unterstrichen die Inhaltsschwere. Sie waren ebenfalls erst kurz zuvor informiert worden.

Einen Mix von Gründen nannte Westhoff, der vor vier Jahren das Projekt Titans gestartet hatte, um die Wuppertaler Profi-Volleyballtradition nach dem Rückzug des SV Bayer nicht sterben zu lassen. Zuvorderst sei es in dieser Zeit nicht gelungen, mehr Unterstützung in der Stadt und in der lokalen Wirtschaft zu bekommen. Eine Erhöhung des Etats, die nötig sei, um eine konkurrenzfähige Mannschaft für die Bundesliga aufzubauen, sei so illusorisch. Beispiel: Eine städtische Tocher (die Stadtwerke, Anm. der Redaktion) habe ihre geringe Unterstützung sogar noch zurückfahren wollen. „Wuppertal muss sich fragen, ob es Spitzensport überhaupt will“, fragte Westhoff in den Raum, ähnlich wie in der Woche zuvor WSV-Präsident Friedhelm Runge, der um mehr öffentliche Unterstützung gebeten hatte. „Spitzensport ist Stadtmarketing“, sagte Westhoff, räumte aber auch ein, dass es nicht gelungen sei, mehr Zuschauer in die Halle zu bekommen. Auch von den Medien fühle er sich zu wenig unterstützt, ganz abgesehen davon, dass Volleyball hierzulande ohnehin eine Randsportart sei.

Hinzu kommt für Westhoff, dass das Ziel, in der 2. Liga eine Mannschaft aufzubauen, die dann in der 1. Liga mithalten kann, nicht erreicht worden sei. „Ich bin zwar weiter nach wie vor überzeugt, dass wir den Aufstieg schaffen, aber mir hat die Selbstverständlichkeit gefehlt, die man haben sollte, wenn man einen sechsmal höheren Etat als der Rest der Liga besitzt.“

Auf 200 000 Euro finanzielle Mittel sowie Sachleistungen im Wert von weiteren 100.000 Euro beziffert Westhoff den Etat, der zum Großteil von A!B!C getragen worden sei. „Wir hatten mal gedacht, wir verstärken uns für die erste Liga mit zwei, drei Leuten, sechs Neue können wir uns aber nicht leisten“, sagte er. Trainer Georg Grozer, der am Freitag — wie es hieß — aus Termingründen fehlte, hatte so viele Verstärkungen gefordert.

Finaler Grund für den Rückzug sei, dass der SV Bayer als Lizenzgeber für die Titans-Betriebsgesellschaft nicht bereit gewesen sei, ein Kriterium für die Lizensierung zu erfüllen. Es soll sich um die Offenlegung der Bilanz handeln. Hans Baum, 2. Vorsitzender des SV Bayer, relativierte das gegenüber der WZ. „Wir haben mit der Liga auch bisher stets eine Einigung gefunden.“ Man sei ja auch bereit, die nötige Bürgschaft für die Titans-Lizenz zu gewähren und Jugendarbeit zu leisten. „Es ist sehr schade, dass es nicht funktioniert hat“, sagte Baum zum Titans-Modell.

Ob Bayer nun selbst die Zweitliga-Lizenz wahrnimmt (die erste Mannschaft spielt in der Regionalliga), wollte Baum nicht ausschließen, man habe im Vorstand darüber aber noch nicht geredet. Für Westhoff wiederum kommt ein Auftritt der Titans in der 2. Liga mit Mini-Etat nicht in Frage: „Unser Unternehmensziel ist es, Erstklassigkeit zu symbolisieren.“ Während die Frist für den Lizenantrag zur 1. Liga am Montag endet, wäre für die Zweitliga-Lizenz bis 30. April Zeit. Dass bis dahin weitere 100 000 Euro zusammenkämen, die aus seiner Sicht nötig wären, um ein ambitioniertes Team aufzustellen, glaubt Westhoff nicht.

Die Spieler versprachen indes, die Saison ambitioniert zu Ende zu spielen. „Jetzt wollen wir auch Meister werden, und schließlich haben wir die Gelegenheit, uns auch für andere Clubs anzubieten“, sagte Julian Stuhlmann.

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