Generationswechsel LTV: Vorstandswechsel im Handstreich

Wuppertal · Alexander Steiger aus der Handballabteilung löst Jochen Lergon nach Kampfabstimmung ab.

 Jochen Lergon ist seit vier Jahrzehnten im LTV engagiert, seit mehr als einem Jahrzehnt als Vorsitzender.

Jochen Lergon ist seit vier Jahrzehnten im LTV engagiert, seit mehr als einem Jahrzehnt als Vorsitzender.

Foto: nn

Dass Sportvereine in Vorstandspositionen über Nachwuchsmangel klagen, ist ein übliches Bild. Umso ungewöhnlicher ist, wenn es plötzlich zwei Kandidaten gibt und es zur Kampfabstimmung kommt. So geschehen am Dienstag auf der Jahreshauptversammlung des Langerfelder TV, mit Gründungsjahr 1885 einer der Wuppertaler Traditionsvereine und mit 18 Abteilungen und 700 Mitgliedern einer der großen.

Im Vereinsheim am Hedtberg trat der 34-Jährige Alexander Steiger aus der Handball-Abteilung gegen den langjährigen Vorsitzenden Jochen Lergon an, der mit seinen 85 Jahren zwar schon laut über Nachfolger nachgedacht hatte, es aber noch einmal für zwei Jahre gemacht hätte, auch um einen möglichen Nachfolger einzuarbeiten. In einer turbulenten Sitzung, zu der auch drei Handballteams von deren Abteilungsleitung geladen waren („ohne jegliche Vorahnung, wie ein Mitglied der 1. Damenmannschaft meinte), gewann Steiger die Abstimmung gegen Lergon mit 35:30 Stimmen. Er muss nun aber erst einmal die Scherben im Verein zusammenkehren, denn die Mitglieder aus den anderen Abteilungen fühlten sich bei der Versammlung überrumpelt.

 Jetzt wurde er von Alexander Steiger abgelöst. Der war bisher nur in der Handballabteilung bekannt.

Jetzt wurde er von Alexander Steiger abgelöst. Der war bisher nur in der Handballabteilung bekannt.

Foto: Günter Hiege

Es entwickelten sich regelrechte Wortschlachten zwischen den Lagern. Jochen Lergon sprach sogar von einer „feindlichen Übernahme“. Der 2. Vorsitzende Ingo Kürten trat zurück, mit der Begründung, dass er nicht mit jemandem zusammenarbeiten könne, den er nicht kenne, zumal die Vorstandsarbeit ja auch mit einem finanziellen Risiko verbunden sei. So ist der Vorstand derzeit nicht komplett, was nötig ist, bevor er ins Vereinsregister eingetragen werden kann.

„Ich werde jetzt auf alle Abteilungsleiter zugehen, um mich vorzustellen und um Unterstützung zu bitten“, sagte Alexander Steiger am Donnerstag der WZ. Nächster Schritt solle es dann sein, eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen, um den Vorstand wieder komplettieren zu können. Natürlich wolle er seine Ideen für die Belange des Hauptvereins einbringen, um den auch wieder attraktiver zu machen, es gehe da nicht um eine Bevorzugung der Handballabteilung. Die ist mit rund 220 Mitgliedern zahlenmäßig die stärkste im Verein und aufgrund des Spielbetriebs auch die kostspieligste, finanziert aber beispielsweise die Oberliga-Mannschaft über eine UG selbst.

Bei der Versammlung war Steiger gefragt worden, ob er, der zwar schon seit acht Jahren LTV-Mitglied ist (zunächst als Spieler, nach zwei Achillessehnenrissen seit 2019 als stellvertretender Abteilungsleiter Handball), nicht bereits sei, zunächst als 2. Vorsitzender zu kanditieren, um sich intern bekannt und vertraut zu machen. Steiger, der Agenturleiter bei der Barmenia-Versicherung in Wuppertal ist, lehnte ab und begründete das gegenüber der WZ so. „Ich bin im Vorfeld auf Jochen Lergon zugegangen, spürte beim ersten Gespräch auch, dass er sich riesig freute. Danach wurde er aber vorsichtiger und ich hatte das Gefühl, eher abgewimmelt zu werden.“ Nun würde er sich freuen, wenn er Lergon mit einbinden könnte. Der stehe dem geschäftsführenden Vorstand in keiner Position mehr zur Verfügung, hatte Lergon in einer E-Mail im Nachgang der Versammlung, die LTV-Mitglieder informiert und sagte das auch gegenüber unserer Zeitung. „Meine Abwahl war nicht gerade schmeichelhaft. Seitdem steht das Telefon bei mir nicht still, von Leuten, die meinten, sie müssten mich trösten. Aber ich trage es mit Fassung, nur die Art und Weise hat mich geärgert“, so Lergon, der zunächst einmal nur noch Abteilungsleiter Skigymnastik im Verein ist. Das letzte Wort dürfte in jeglicher Hinsicht noch nicht gesprochen sein. In jedem Fall ist es eine Zerreißprobe für den Traditionsverein, der am Montag 135 Jahre alt wird.

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