Handball Das ernüchternde Karriereende droht

WUppertal · Handball-Bundesliga: Kristian Nippes wollte seine letzten Spiele beim Bergischen HC genießen. Stattdessen kann auch er nur hoffen.

 Auf der Dachterrasse macht es sich Kristian Nippes mit Tochter Greta in diesen Tagen gerne gemütlich.

Auf der Dachterrasse macht es sich Kristian Nippes mit Tochter Greta in diesen Tagen gerne gemütlich.

Foto: Natalia Nippes

Am 29. Februar gehörte Kristian Nippes noch einmal die Bühne der Sport-Gala. Zum zweiten Mal in seiner Karriere wurde der Solinger Handballer als Sportler des Jahres ausgezeichnet – ein Stück weit würdigten die ST-Leser damit auch seine Karriere. Die wollte der 32-Jährige eigentlich am 14. Mai nach dem letzten Saisonspiel des Bergischen HC gegen die Eulen Ludwigshafen in der Klingenhalle beenden. Es wird anders kommen. Im schlimmsten Fall war die 26:28-Niederlage beim HC Erlangen nicht nur sein 316. Pflichtspiel für die Löwen, sondern auch sein letztes.

„Das hatte ich mir natürlich anders vorgestellt“, sagt Nippes. „Ich wollte die letzten Spiele genießen. Stattdessen war von einem Moment auf den anderen alles vorbei.“ Beim Fitnesstraining habe er sich befunden, als die Nachricht der Saisonunterbrechung kam. „Das war und ist ein komisches Gefühl“, sagt der Solinger. „Mittendrin wird der Stecker gezogen. Das fühlt sich natürlich auch falsch an.“ Damit stellt der Sportler freilich nicht die Notwendigkeit der Maßnahme in Frage, sondern beschreibt seine sportlichen Eindrücke. „Wir hängen noch immer komplett in der Schwebe, denn noch gibt es ja den Plan, die Saison zu Ende zu spielen.“

Tagesablauf des Ehepaar Nippes hat sich ohnehin geändert

Um dafür gerüstet zu sein, hält sich Nippes privat fit. An ein Mannschaftstraining ist nicht zu denken. „Am Anfang war das emotional wie in einer Sommerpause. Inzwischen ist es mehr mit einem Hausarrest vergleichbar. Man würde gerne viele Dinge tun, darf es aber nicht.“ So drastisch die Umstellung für den Handballer noch vor einem Jahr gewesen wäre, so entspannt verläuft sie bislang. Seit September sind Natalia und Kristian Nippes Eltern von Greta – wodurch sich der Tagesablauf ohnehin geändert hat. „Wir haben uns also sowieso nicht mehr so oft mit Leuten getroffen, wie das früher der Fall war. Trotzdem spitzt sich die Situation derzeit natürlich zu“, sagt der Solinger.

Die sozialen Kontakte sind momentan auf Frau und Kind beschränkt. Wie problemlos der Verzicht auf den Rest funktioniert, wundert Nippes manchmal selbst. „Ich liege viel mit meiner Tochter auf dem Boden, spiele mit ihr und bin überrascht, wie schnell die Tage umgehen“, erläutert der Sportler. Abends geht es manchmal in den Videochat mit einigen befreundeten Handballern. „Da haben wir auch schon kleinere Online-Spiele ausprobiert, aber so richtig funktioniert hat es noch nicht. Zumindest war die Vorstellung deutlich besser als die Realität.“

Kein Gedanke an einen
Rücktritt vom Rücktritt

Trotz der privaten Ablenkung fehlt dem BHC-Kapitän natürlich der Handball. „Einen solch extremen Bruch haben wir ja alle noch nie erlebt.“ Eine Wiederaufnahme der laufenden Saison kann sich Nippes aktuell kaum vorstellen: „Zumindest nicht vor Zuschauern.“ Damit würde die emotionale Verabschiedung am letzten Spieltag ausfallen. „Die Frage stellt sich derzeit nicht wirklich, weil wir ganz andere Probleme haben, aber es wäre selbstverständlich schön, wenn ich mich noch von vielen Wegbegleitern verabschieden kann.“ In würdigem Rahmen am liebsten – wann immer es soweit sein kann.

An einen Rücktritt vom Rücktritt hat Kristian Nippes übrigens noch keine Sekunde gedacht: „Wenn der Rest der Saison komplett ausfällt, wäre das für niemanden ein schönes Ende. Aber es ändert nichts an meiner grundsätzlichen Entscheidung.“ Die hat der 32-Jährige bereits vor Monaten in Ruhe getroffen.

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