Handball-Bundesliga Ist der BHC schon reif für Europa?

Handball-Erstligist empfängt am Samstag den Fünften MT Melsungen in der Uni-Halle.

 Jeffrey Boomhouwer - hier in Bietigheim -will sich auch gegen seinen Ex-Club Melsungen zerreißen.

Jeffrey Boomhouwer - hier in Bietigheim -will sich auch gegen seinen Ex-Club Melsungen zerreißen.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Auf ein echtes Spitzenspiel dürfen sich am Samstag die Handballfans in der Wuppertaler Uni-Halle freuen. Dort empfängt Bundesligist Bergischer HC nach dreiwöchiger Punktspielpause den Tabellen-Fünften MT Melsungen, gegen den man in der Bundesliga noch nie gewonnen hat. Dass bereits am Mittwoch mehr als 2500 Karten für die Partie verkauft waren, zeigt, wie sehr die Fans die bisherigen Leistungen des Aufsteigers honorieren. Zwar nimmt von Vereinsseite niemand das Wort Europapokal in den Mund, doch rein tabellarisch ist der BHC als Siebter nur einen Punkt von Platz sechs entfernt, der eventuell für das internationale Geschäft reichen könnte, wenn die Bundesliga, wie so oft, eine Wildcard erhalten würde.

„Damit beschäftigen wir uns nicht. Angesichts unserer nächsten drei Gegner Melsungen, Kiel und Berlin ist das auch unrealistisch“, sagt der Geschäftsführer Sport, Jörg Föste. Die hypothetische Frage, ob man denn einen Startplatz ablehnen würde, beantwortet er aber zumindest indirekt: „Wir sind alle Sportler.“

Der Ehrgeiz, das Maximale aus jedem Spiel herauszuholen, ist bei den Löwen also weiter wach und hat sie ja auch zu zuletzt drei Auswärtssiegen in Serie getragen. Melsungen musste dagegen im letzten Spiel vor der Pause eine unerwartete 24:26-Heimniederlage gegen Stuttgart einstecken. „Das lag zum Großteil auch an Jogi Bitter mit 52 Prozent gehaltener Bälle, und auch sonst hat Stuttgart das in der Abwehr sehr gut gemacht“, hat BHC-Trainer Sebastian Hinze die Partie analysiert. Nichtsdestotrotz spricht er von Melsungen als ein Team mit großer individueller Klasse. Rückraumspieler Lasse Mikkelsen und Simon Sidorowicz sowie die Müller-Brüder, Felix Danner am Kreis oder Nationalspieler Tobias Reichmann auf Rechtsaußen stellen oberes Bundesliga-Niveau dar. Gut für den BHC, dass Julius Kühn, der im Hinspiel den BHC noch fast im Alleingang besiegt hatte, weiterhin fehlt.

„Wir werden uns in den nächsten drei Tagen noch einen besonderen Plan im Training erarbeiten, was wir verteidigen wollen. Bei deren Qualität werden wir nicht alles verteidigen können, aber es wird ganz stark auf die Defensive ankommen und darauf, ob wir darüber in unser Tempospiel kommen“, sagt Sebastian Hinze. Erst am Dienstag konnte er wieder alle Nationalspieler begrüßen, die mit Tschechien, den Niederlanden und Island im Länderspieleinsatz gewesen waren. Damit ist der Kader bis auf Maciej Majdzinski komplett. „Auch Csaba Szücs und Bastian Rutschmann, die in der vergangenen Woche wegen Krankheit nicht hatten trainieren können, sind wieder dabei.

„Wir bleiben der Außenseiter, auch wenn wir nicht mehr krasser Außenseiter sind. Wir werden auch das Publikum brauchen“, prophezeiht Jörg Föste und fügt an: „Wir wissen, was in der Uni-Halle abgehen kann, wenn sie gut gefüllt ist.

Einer ist beim BHC gegen Melsungen vielleicht besonders motiviert. Linksaußen Jeffrey Boomhouwer, der bei den Nordhessen keinen Vertrag mehr bekommen hatte, beim BHC aber Woche für weiter den Nachweis seiner Klasse bringt. „Mir wurde gesagt, sie wollen 2020 Champions League spielen. Deshalb musste ich gehen“, sagt der Niederländer mit einem Lächeln im Gesicht. Ihre Ambitionen in den nächsten Jahren habe die Nordhessen mit den künftigen Verpflichtungen Silvio Heinevetter und Kai Häfner unterstrichen. Und doch stehen sie am Samstag wohl mehr unter Druck als der BHC, der nur drei Zähler dahinter liegt und für den Europapokal bisher nur ein angenehme Vision ist.

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