Amateurfußall Zustimmung zur Fußballpause

Wuppertal · Amateurvereine können die Entscheidung des Fußballverbands Niederrhein nachvollziehen. Die größte Sorge gilt der Jugend.

 Auf Spiele wie hier Germania gegen Ronsdorf muss der Amateurfußball noch länger verzichten.

Auf Spiele wie hier Germania gegen Ronsdorf muss der Amateurfußball noch länger verzichten.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Es war die erwartete Entscheidung, als der Fußballverband Niederrhein am Donnerstagabend verkündete, dass der Spielbetrieb in den Amateur- und Jugendligen noch mindestens bis Mitte Januar ruht. „Fußballerisch eine Katastrophe, aber alternativlos“, ist aus den Vereinen zu hören. Zumindest habe man jetzt ein Stück mehr Planungssicherheit, wobei nicht alle davon ausgehen, dass sich die Pandemielage bis Januar so verbessert, dass es wirklich weitergehen kann.

„Es ist immerhin ein erster Schritt für die Vereine, und wir waren uns in den Fußballkreisen alle einig, dass er einheitlich erfolgen musste“, sagt der Fußballkreisvorsitzende Stefan Langerfeld. Im Frühjahr komme allerdings noch das Wetter als zweiter Faktor dazu, so dass man sich jetzt schon darauf einstellen könne, dass die Saison bis 30. Juni ausgedehnt werde. Erneut bestätigt sieht sich Jens-Uwe Baum, Vorsitzender des Kreisfußballausschusses, in der Entscheidung auf Kreisebene, die Gruppen zu teilen und mit Elfer-Staffeln an den Start zu gehen. Baum: „So haben wir sogar noch einen kleinen Puffer, selbst wenn es im Januar noch nicht losgehen könnte.“

Ganz anders ist die Lage dagegen bekanntlich in der Oberliga mit 23 Teams. „Ich gehe mal davon aus, dass nur die Vorrunde gespielt wird“, sagt Axel Kilz, Trainer des Cronenberger SC. Sein Team war bereits zwei Spiele im Rückstand, hätte im November noch sechs und im Dezember noch fünf Spiele gehabt. Kilz: „Das ist kaum mehr aufzuholen, 14 Spiele fehlen allein noch, um die Hinrunde zu Ende zu spielen.“ Erst demnächst werden die Spielpläne herauskommen, wobei der Verband festgelegt hat, dass zuerst die Vorrunde inklusive Nachholspielen zu Ende gespielt werden soll. Kilz ist mit seinen Spielern elektronisch im Kontakt, erhält beispielsweise Screenshots, in denen sie ihm ihre Läufe dokumentieren. Jeder hat ein Trainingsprogramm bekommen. Im Dezember werde man zu Weihnachten noch eine Pause einlegen, und dann hoffen, ab Januar wieder auf die Plätze zu dürfen, um endlich wieder das Mannschaftstraining aufnehmen zu können.

Ob das möglich sein wird, da will Sportamtsleiterin Alexandra Szlagowski derzeit noch keine Prognose abgeben, sagt aber klar: „Für den Dezember hätte ich das nach der derzeitigen Pandemielage für unrealistisch erachtet.“ Insofern sieht sie die Entscheidung des Fußballverbandes, der der Politik vorgreife, die demnächst über Maßnahmen über den November-Lockdown hinaus entscheidet, als vorausschauend an.

„Was hätte es denn gebracht, im Dezember vielleicht noch ein, zwei Spiele machen zu können?“, sagt Günter Abel, Trainer von Landesligist FSV Vohwinkel. Für die schwach gestarteten Füchse sei es vielleicht gut, jetzt noch ein bisschen Zeit für die Analyse zu haben. Auch er hat seinen Spielern einen Trainingsplan für zu Hause mit an die Hand gegeben. Der enthält pro Woche drei Läufe und einen Videotermin mit Konditionstrainer Jan Terhorst, der für alle „vorturnt.“ Terhorst ist ehemaliger Spieler von Abel beim VfB Homberg und hat sich auf Personal-Training spezialisiert. Abel: „Den Vertrag mit ihm haben wir nach der Entscheidung des Fußballkreises gleich um vier Wochen für Dezember verlängert.“

Patrick Stroms, Trainer von Bezirksligist SC Sonnborn, überlässt es vorerst seinen Spielern, wie viel sie für sich selbst zu Hause tun. „Wenn absehbar ist, wann wir wieder auf die Plätze dürfen, werde ich ihnen vorher ein Programm geben, um sich vorzubereiten, alles andere macht für mich in der Bezirksliga keinen Sinn. Um die Fitness der Jungs mache ich mir keine Sorgen, viel wichtiger ist ihre berufliche Existenz“, sagt Stroms, der unter anderem einen Gastronomen in seinem Team hat. Dass der Fußball jetzt Pause macht, kann er nachvollziehen, nicht aber, dass mit zweierlei Maß gemessen werde. Gastronomie oder Fitnessstudios, die wie wir im Fußball funktionierende Hygienekonzepte haben, werden dichtgemacht, aber in Bussen und Bahnen oder in Geschäften dürfen sich die Leute drängeln.“

Das Gefühl von „ist denn schon Weihnachten“, hatte Michele Velardi, Sportlicher Leiter von Bezirksligist SV Bayer Wuppertal, schon im Oktober, als die Mannschaft sich mit drei Siegen in Folge in den November-Lockdown verabschiedet hatte. „Ich habe damals schon vermutet, dass es die letzten Spiele vor Weihnachten sein werden, und wenn ich mir die Infektionszahlen anschaue, glaube ich auch nicht, dass wir im Januar wieder spielen dürfen“, sagt Velardi, kann das für sein Herrenteam aber entspannt sehen. Viel kritischer sei die Pause für die Jugendlichen, die zum Teil seit März kein Pflichtspiel mehr bestritten hätten und jetzt erneut nicht miteinander trainieren dürften. „Da kann der ein oder andere schon auf den Gedanken kommen, mit dem Fußball ganz aufzuhören“, so Velardi. Die ersten Fälle gebe es im Verein bereits.

Benjamin Cansiz, Spieler der zweiten Herren und Trainer der D2-Junioren beim TSV Ronsdorf, will mit seinen Jungs so schnell wie möglich wieder gemeinsam auf den Platz. Per Whatsapp hält er derzeit mit ihnen den Kontakt aufrecht, das sei aber nur ein Notbehelf. Insofern sei die Verlängerung der Pause eine „Vollkatastrophe“, auch wenn sie aus gesundheitlicher Sicht völlig nachzuvollziehen sei. Teambuilding findet in der ersten Mannschaft der Ronsdorfer derzeit auch nur online statt, wie der sportliche Leiter Daniel Meike berichtete. „Die Jungs halten sich untereinander mit Online-Fifa-Spielen bei Laune“, berichtet er.

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