Germania setzt auf die Jugend

Der große Südhöhenclub lässt junge Mitglieder als Assistenten von Übungsleitern Erfahrung sammeln. Stetig neue Angebote gehören ebenso zur Philosophie.

Südhöhen. Jonas Janssen ist beim SSV Germania 1900 bekannt wie ein bunter Hund und ein Beispiel dafür, wie sich der mit rund 1400 Mitgliedern größte Südhöhenverein die Gewinnung von Mitarbeitern und Übungsleitern für die Zukunft vorstellt. Schon seit dem Kindesalter trieb der heute 19-jährige Sohn des Vorsitzenden Thomas Janssen selbst Sport im Verein — jetzt gehört er zu denjenigen, die an die Tätigkeit als Übungsleiter herangeführt werden. „Die meist älteren Mitglieder in unserer allgemeinen Sportgruppe haben ganz schön gestaunt, als da ein junger Hüpfer begann, mit ihnen Übungen zu machen“, sagt Geschäftsführer Friedhelm Bursian. Jonas Janssen, der am Berufskolleg in Mettmann neben dem Abitur gerade seine Ausbildung zum Freizeitsportleiter macht, nennt die Erfahrungen, die er in der Gruppe — angeleitet von Übungsleiterin Alexandra Schmitz — macht, „sehr wertvoll“. Über den Verein hat er auch die Möglichkeit bekommen, an der Grundschule Küllenhahn ein Praktikum zu machen. Dort leitete er weitgehend selbstständig die Nachmittags-AG „Spiel, Spaß, Sport“ und ist bei den Kindern sehr beliebt.

„Überhaupt ist die Zusammenarbeit mit der Schule sehr fruchtbar für uns“, sagt Friedhelm Bursian, der im dreiköpfigen Vorstand mit Thomas Janssen und Dirk Hofmann für das Tagesgeschäft zuständig ist, weil er als pensionierter ehemaliger Zeitsoldat die Zeit dafür hat.

Über die von Zirkuspädagogin Vera Kröger geleitete Einrad-AG der Schule hatte der Verein fast über Nacht 30 neue Mitglieder, denn die Kinder haben so viel Spaß daran, dass sie den Sport — mit Vera Kröger als Übungsleiterin — inzwischen auch bei der Germania betreibenden. Dort hospitiert die 15-jährige Angelina Hofmann, die sich auch gut vorstellen kann, einmal Übungsleiterin zu werden. „Es macht unheimlich viel Spaß“, sagt sie.

Mit Aufführungen bei Festen sind die jungen Einradfahrer ein Beispiel dafür, wie der Klub sich versteht: Als Breitensportverein mit familiärer Ausprägung — auch wenn man mit der Übernahme der Tischtennissparte vom PTSV diese Sportart nun sehr ambitioniert in der Oberliga betreibt.

Tischtennis ist das Steckenpferd des Vorsitzenden Thomas Janssen, ansonsten laufen bei Friedhelm Bursian die Fäden zusammen. „Bei uns wird es niemals vorkommen, dass etwa ein Fußballer individuell bezahlt wird“, sagt Bursian zu der mit rund 330 Mitgliedern zweitstärksten der fünf Abteilungen im Verein. Beispiel für die Öffnung nach außen ist, dass ein Spiel gegen die Bundesliga-Handballer des BHC geplant ist, um den gerade erneuerten Kunstrasen am Freudenberg einzuweihen.

Auch eine Übernahme der städtischen Platzanlage durch den Verein ist aktuell im Gespräch. Der Freudenberg ist neben dem Sportzentrum Süd die Kraftzelle des SSV. Auf Küllenhahn sind in der Hauptsache die weiteren drei Abteilungen Turnen, Baskteball und Kampfsport beheimatet. Die größte Abteilung Turnen ist dabei Quelle ständiger Innovationen, denn darunter fallen neben Gymnastik oder Einradfahren auch neue Angebote wie Zumba oder E-Bike-Fahren. Busian: „Als wir den Zumba-Kurs eingerichtet haben, hatten wir fast über Nacht 40 Teilnehmer, vor allem in der Altersgruppe, die für einen Verein wichtig sind, wenn er nicht überaltern will.“ Bei den E-Bikes ist der SSV gar der erste Wuppertaler Verein, der eigene Räder angeschafft hat. Jeden Donnerstag führt Bursian Touren.

Zum Konzept des Vereins gehört es auch, die Identifikation durch einheitliche Kleidung der einzelnen Gruppe zu steigern. Dass Kassierer Dirk Hofmann eine Firma betreibt, die Textilien beflockt, macht die Sache einfacher. Hofmann: „Ich denke, wir können uns sehen lassen.“

Sehen lassen können soll sich auch das Vereinsheft, das vierteljährlich erscheint und demnächst eine Auffrischung erhält. Dafür konnte mit Odette Karbach, die auch Fotos macht, die Mutter eines Sportlers gewonnen werden.

Immer weiterentwickeln und Trends aufgreifen lautet die Devise, mit der es der SSV geschafft hat, die Mitgliederzahl stabil zu halten. Dass der Verein bereits über rund 20 Übungsleiter oder Assistenztrainer unter 25 Jahren verfügt, hilft dabei. Jonas Janssen könnte sich gut vorstellen, dem SSV Germania in dieser Tätigkeit treu zu bleiben, wenn es später mit dem Studium passt.

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