Fußball-Talent Kluft: „Ich war vielleicht zu faul“

Michael Kluft gilt als eines der größten Talente im Tal, spielt aber „nur“ in der Bezirksliga.

Wuppertal. „So einen Spieler hätte ich gerne“, sagte Joachim Hopp, Ex-Profi und Trainer von Oberligist 1. FC Wülfrath, nachdem Michael Kluft jüngst seiner Mannschaft im Kreispokalspiel vier Tore eingeschenkt hatte. „Warum spielt der eigentlich nicht höher?“, dürften sich auch die meisten der mehr als 100 Zuschauer im Höfen gefragt haben, die den 4:2-Erfolg von Bezirksligist Grün-Weiß und dabei mal wieder eine Kluft-Show erlebten.

Pfeilschnell, schussstark und clever genug, um seine Gegenspieler auch einmal ins Leere laufen zu lassen. Ein kompletter Stürmer möchte man meinen. Dass er im vergangenen Jahr mit satten 46 Toren Schützenkönig der Kreisliga A wurde und in dieser in der Bezirksliga nach 13 Spielen auch schon wieder 20 Tore auf seinem Konto hat, ist ein weiterer Qualitätsnachweis des 26-Jährigen, der schon immer als großes Talent galt.

„Ich war vielleicht zu faul und konnte mich nicht durchsetzen, mir waren andere Dinge, wie mit Freunden weggehen, wichtiger“, gibt Kluft selber eine Antwort. Ein halbes Jahr nur hatte sein Intermezzo bei Landesligist FSV Vohwinkel gedauert.

Beim Uni-Hallen-Turnier 2012 wurde Kluft damals Torschützenkönig, aber Trainer Holger Gaißmayer wollte die Extravaganzen Klufts, der ein Großteil seiner Fußball-Energie auch in der bundesweit erfolgreichen Betriebssportmannschaft von BSV Fritz Völkel auslebt, nicht lange dulden. So kehrte Kluft zurück zu Grün-Weiß, wo er nun mit vielen Völkel-Kameraden zusammenkickt. Recep Kalkavan beispielsweise, Murat Yavuz oder Jean Baumgarten. „Die wissen genau, wie ich laufe und bedienen mich ideal“, nennt Kluft eine Erklärung für seine Effektivität.

Michael Kluft stammt aus einer Fußballerfamilie. Der Vater, der ebenfalls Michael heißt, war Torwart bei Grün-Weiß Blombach, später bei Grün-Weiß und trainierte seinen Sohn seit frühester Jugend bei Grün-Weiß. Michael junior begann, wie sein Bruder Björn auch im Tor. „Als wir dann mal einen Sprinttest gemacht haben, haben alle gesehen, dass ich richtig schnell bin. Da hat mein Onkel gesagt: ’Stell den Jungen doch mal in den Sturm’.“

Der Erfolg zeigte sich schnell. Mehr als 60 Tore machte Michael Kluft damals in einer Saison. Er galt eigentlich als talentierter als sein jüngerer Bruder Björn, der über Leverkusen, Ahlen und Münster den Sprung in den Profifußball geschafft hat. Bei Zweitliga-Tabellenführer Eintracht Braunschweig ist er derzeit noch im Aufbautraining, nachdem ihm im Sommer die Kniescheibe herausgesprungen war.

„Ich habe bei ihm erlebt, dass man für eine solche Karriere auf viel verzichten muss, das wollte ich nicht“, begründet Michael Kluft, warum er nicht den gleichen Weg eingeschlagen ist.

Mit 26 sei es dazu nun vielleicht zu spät. „Wenn ich doch noch einmal die Möglichkeit bekommen sollte, höher zu spielen, würde ich aber noch mal alles dafür geben“, verspricht er.

Noch bis März 2013 hat der Vollblut-Fußballer sich bei der Bundeswehr verpflichtet, ist in der Kaserne in Hilden in der Materialbewirtschaftung eingesetzt (Waffen und sonstiges Gerät), macht dort dreimal die Woche Sport und hält ganz nebenbei in handgestoppten 10,1 Sekunden, den Kasernenrekord über 100 Meter. „Ich würde gerne bei der Bundeswehr verlängern, weiß aber nicht, ob das möglich ist“, sagt Kluft zu seiner Zukunft, in der dann vielleicht doch noch mehr Platz für Fußball sein könnte. Jetzt will er erst einmal mit Grün-Weiß in die Landesliga aufsteigen. „Deshalb sind wir alle hierher gekommen. Und wenn dann im Sommer doch gute Angebote kommen sollten, wäre ich nicht abgeneigt.“

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