Fechten: Renaissance eines Klassikers

203 Aktive waren beim Turnier um den Schwebe - Bahnpokal in der Halle Küllenhahn am Start.

Wuppertal. Maske auf, Grundstellung einnehmen, konzentrieren und auf das "los" des Obmanns warten: Hundertfach war dieses Ritual am Wochenende in den Sporthallen Küllenhahn zu beobachten, wo der Wuppertaler Fechtclub zum Schwebebahnpokal eingeladen hatte.

Auch wenn nichts von klassischen, weil französischen "en garde" (übersetzt: "in Deckung") der Mantel- und Degenfilme zu hören ist, kann sich der Betrachter der eleganten Zweikampf-Atmosphäre nicht entziehen.

Auf 20 Aluminium- und Kupferbahnen - die meisten hat der Verein vom Rheinischen Fechterbund geliehen - wird gleichzeitig gefochten. Angriff, Parade, Gegenangriff (Reposte) - die Muster sind immer gleich, die Kampfstrategien allerdings so individuell wie die 203 Starter (130 im Florettwettbewerb, 77 mit dem Degen).

"Der eine mag es forsch anzugreifen, der andere lässt lieber erst den Gegner kommen, um dann zu reagieren", sagt Paul Kakoschke, Jugendwart des Wuppertaler Fechtclubs.

Auf seine Initiative hin ist der Schwebebahnpokal nach mehr als zehnjähriger Unterbrechung im Vorjahr wieder neu belebt worden. Und die große Starterzahl - sogar aus Holland sind Fechter gekommen - gibt ihm Recht. Von einem Boom kann man sicher nicht sprechen, aber der Wuppertaler Fechtclub registriert seit Jahren steigende Mitgliederzahlen, ist inzwischen wieder bei 100 angekommen.

Verantwortlich dafür sind weniger Vorbilder wie Olympiasiegerin Britta Heidemann als vielmehr die rege Jugendarbeit des Vereins, der Feriensportkurse anbietet und inzwischen auch an Schulen unterrichtet.

Auch Tobias Ringel (17), einer von rund 30 Startern des Wuppertaler Fechtclubs ist vor zweieinhalb Jahren über einen Feriensportkurs zum Fechten gekommen. In Küllenhahn kann er Kampferfahrung sammeln, denn das Reglement des Turniers sieht vor, dass jeder Teilnehmer mindestens ein gutes Dutzend Kämpfe bestreitet, bevor die besten dann in die Endrunde kommen.

Dann kämpfen auch Kinder gegen Erwachsene, Männer gegen Frauen, erst in der Endabrechnung wird getrennt. "Das hat sich bewährt", sagt Clubsprecher Martin Schumacher. "Viele, die von weit her kommen, wollen ja nicht nach drei, vier Gefechten wieder abreisen."

Auch sportlich hofft der Gastgeber auf eine Aufwärtsentwicklung. Bisher lag das Augenmerk nur auf dem Breitensport. Mit Fechtmeister Igor Sikker hat der Verein nun aber einen ambitionierten Trainer geholt. Die Belohnung gab es beim Turnier mit vielen guten Platzierungen, auch wenn der Mannschaftspokal an den HasperSV wanderte. Dafür belegten die Lokalmatadore Dennis Lieverkus und Raimund Schröder die Plätze eins und zwei der Einzelkonkurrenz.

"Es ist diese Mischung aus geistiger Arbeit, Koordination, Geschwindigkeit und Athletik, und der elegante Kampf Mann gegen Mann, was mich fasziniert", beschreibt Schröder mit Schweißtropfen auf der Stirn seine Liebe zu diesem Sport. Dass er unter der dicken Schutzkleidung und der Elektro-Brokatweste schon nach dem ersten Gefecht ins Schwitzen gerät, gehört für ihn dazu.

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