Einer von Wuppertals schnellsten Läufern spricht von seinem bisher besten Jahr Tim Wagner gibt das Tempo vor

Wuppertal · Während viele andere Sportler im Corona-Jahr 2020 ihr Pensum zwangsweise heruntergeschraubt haben und aufgrund ausgefallener Wettkämpfe Motivationsprobleme bekommen, kann davon bei Tim Wagner keine Rede sein.

 Sven Hmielorsz, Marvin Jesinghaus, Tim Wagner und Ulrich Schulze-Bergkamen (v.l.) bei einem Lauf in Duisburg.

Sven Hmielorsz, Marvin Jesinghaus, Tim Wagner und Ulrich Schulze-Bergkamen (v.l.) bei einem Lauf in Duisburg.

Foto: WZ/Tim Wagner

„Es war mein bisher bestes Läuferjahr“, sagt der 23-Jährige, der momentan sicher zu Wuppertals schnellsten Läufern auf den Distanzen von 5000 bis 10 000 Meter gehört.

Unterstrichen hat er das im Sommer bei „DO it fast“ in Dortmund, als er seine bisherige 10 000-Meter-Bestzeit um mehr als drei Minuten auf 32:37 Minuten verbesserte und beim Lichterlauf in Duisburg, als er über 5000 Meter bereits nach 15:23 Minuten im Ziel war. 

Ein Erfolgsgeheimnis ist dabei neben seinem Ehrgeiz sicher eine neue private Trainingsgemeinschaft, bei der er zu den Gründungsmitgliedern gehört. Der Name ist Programm: „Die Pacers“ - also Tempomacher nennt sich die Gruppe, die derzeit sechs Mitglieder hat. Alle Anfang bis Mitte 20, alle richtig schnell und alle mit dem Anspruch, noch schneller zu werden.

„Natürlich macht es auch Spaß zu gewinnen, aber für mich persönlich ist es noch wichtiger, eine gute Zeit zu laufen und Spaß zu haben“, sagt Tim Wagner wohl stellvertretend für alle. Dass er seinen zweiten Platz beim Schwebebahnlauf 2019 in seiner Heimatstadt Wuppertal gerne noch einmal toppen würde, daraus macht der Ronsdorfer keinen Hehl.

Doch wie haben sich die „Pacer“ gefunden? „Marvin Jesinghaus kenne ich seit dem Schwebebahnlauf 2019, und wir haben seitdem häufig zusammen trainiert. Marvin hatte dann Kontakt zu Ulrich Schulze-Bergkamen, und irgendwann im Juni standen wir sonntags gemeinsam am Kemnader See und sind gelaufen“, berichtet Tim Wagner. Das habe super gepasst und so wurde die Gruppe größer.

Ob an der Kemnade oder auf der Nordbahntrasse, man traf sich nun regelmäßig zu gemeinsamen Einheiten und organisierte auch Trainingswettkämpfe. „Oft ist Tim, der unser Schnellster ist, der Tempomacher“, sagt Ulrich Schulze-Bergkamen, der das Projekt Pacer vorantrieb. Für Tim macht Marvin Jesinghaus auch schon mal mit dem Fahrrad Tempo. So ist der die 15:23 Minuten über 5000 Meter auch schon mal im Training gelaufen. Inzwischen gibt es einen eigenen Internetauftritt und ein eigenes Trikot der Pacer.

„Wohin das noch führt, wissen wir nicht, im Vordergrund steht die gegenseitige Motivation. Wir sprechen über unsere Einheiten und geben uns gegenseitig Tipps. Wir können uns aber auch vorstellen, das mit noch mehr Leuten zu teilen, schließlich haben wir alle unsere Erfahrungen gemacht“, so Wagner.

Der Wuppertaler ist zertifizierter Lauftrainer. Im Dualen Studium hat er eine Ausbildung beim Laufcampus in Euskirchen abgeschlossen, die zweite Komponente - das Studium des Sportmanagements an der Fernuni Düsseldorf - hofft er 2021 mit dem Bachelor abrunden zu können, will dann eventuell in den Bereich Sportjournalismus gehen - und natürlich weiter laufen.

 So richtig intensiviert hat Tim Wagner seine Laufleidenschaft übrigens erst, nachdem er 2019 mit dem Fußballspielen aufgehört hat. Nach der Jugend, die er komplett beim TSV Ronsdorf verbracht hatte, war er zu Jägerhaus-Linde gewechselt, hatte dort auch in der Ersten gespielt. Nach insgesamt drei schweren Verletzungen (Kreuzbandriss und zweimal Schultereckgelenksprengung) aber für sich entschieden, dass dieser Sport vielleicht nicht das Optimale für ihn ist. „Ich hatte immer eher die Läuferfigur“, sagt er lächelnd.

Verletzt ist er allerdings gerade wieder, leidet seit zwei Wochen an einer Reizung der Peronealsehne im Fuß. Vielleicht waren die 340 Monatskilometer, die er bis zum 24. Dezember bereits auf der Uhr hatte, doch ein wenig viel. „Dabei war das keine Ausnahme, so viel wie im vergangenen Jahr bin ich noch nie gelaufen“, so Wagner.

Die Sehnenreizung ist dabei ein typisches Überlastungssyndrom. Wagner ist dennoch sicher, die Probleme schnell in den Griff bekommen zu können. Vor März dürften eh noch keine Läufe stattfinden, und die „Pacer“, die aus Remscheid, Witten, Bielefeld oder Moers kommen, werden ihm sicher helfen, den Rückstand schnell wieder aufzuholen. 

„Wuppertal bietet für Läufer beste Bedingungen, da hat es mich nicht überrascht, dass es im Ranking der Läuferstädte in NRW ganz vorne auftaucht“, sagt Wagner. Eine seiner Lieblingstrainingsstrecken rund um die Ronsdorfer Talsperre hat er direkt vor der Haustür. Einen Termin hat er sich fest vorgenommen: Der Schwebebahnlauf, wenn der denn wieder stattfinden kann: „In der eigenen Stadt zu laufen, ist etwas Besonderes.“

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