Der BHC geht jetzt zur Uni

Von der Kooperation mit den Wuppertaler Sportwissenschaftlern verspricht sich der Handball-Erstligisten eine noch bessere Trainingssteuerung.

Wuppertal. Auf dem Handball-Feld wird es für den Bergischen HC wohl auch in der dritten Erstliga-Saison in Folge vorrangig darum gehen, sich in der deutschen Eliteklasse zu behaupten. Was das Thema Leistungsdiagnostik und Trainingssteuerung angeht, dürften die Löwen dagegen künftig sogar ganz oben mitspielen. Eine Kooperation mit dem renommierten sportwissenschaftlichen Institut für Bewegungs- und Trainingswissenschaft an der Bergischen Universität macht es möglich. Das Institut von Professor Jürgen Freiwaldbetreute und betreut an der Fuhlrottstraße viele Spitzensportler und Nationalmannschaften, insbesondere im Fußball. Zuletzt auch im Vorfeld der Europameisterschaft.

Am Mittwoch, dem ersten Trainingstag der BHC-Vorbereitung, galt es für die Handball-Recken dort erst einmal, bei einem Spiroergometrie-Test die derzeitige Leistungsgrenze auszuloten und einen ersten Sprungtest zu absolvieren. „Ganz schön hart“, ächzte etwa Kreisläufer Moritz Preuss, nachdem er sich auf dem Laufband, bei stetiger Belastungs- und Temposteigerung voll ausgegeben hatte. Einen ähnlichen Test, der für Neuzugang Thomas Babak (der 23-Jährige kommt aus der Schweiz von St. Gallen) noch völliges Neuland war, hat es beim BHC zwar auch bisher schon im Vorfeld einer Saison gegeben, diesmal soll das aber nur ein kleiner Teil der wissenschaftlichen Begleitung sein. Die Werte, die bei einer Vielzahl von Tests, auch in der Trainingshalle und möglicherweise später per Sender auf dem Spielfeld gesammelt werden, sollen Trainer Sebastian Hinze helfen, Stärken und Defizite seiner Spieler im konditionellen Bereich noch genauer zu erkennen und für die individuelle Trainingssteuerung zu nutzen. Andererseits sollen sie den BHC aber auch bei der Verletzungsprophylaxe oder der Ernährung voranbringen.

„Ich bin sehr froh, dass Professor Freiwald auf meine Anfrage hin, sehr schnell zugesagt hat, innerhalb von drei Wochen haben wir entschieden, das zu machen“, sagte Hinze gestern bei der Vorstellung der Kooperation und freute sich: „Das ist alles andere als selbstverständlich.“

Ebensowenig selbstverständlich ist, dass der BHC dafür nichts bezahlen muss, wie das andere Proficlubs oder Nationalmannschaften etwa aus dem Fußball tun. „Im Fußball ist heute fast alles erforscht. Die Leistungsdaten der Spieler, lassen sich sogar während der Partien live abfragen. Über den Handball wissen wir dagegen noch recht wenig. Da gibt es sicher noch viel Potenzial“, begründet Professor Freiwald das Interesse an der neuen Kooperation aus Sicht von Forschung und Lehre. Ein positiver Faktor komme im Fall des BHC noch hinzu: „Es ist doch sagenhaft für Wuppertal, dass wir hier eine Handball-Erstliga-Mannschaft haben. Im Sport bin ich Patriot.“ Seine Mitarbeiter Matthias Hoppe und Christian Baumgart, die den BHC speziell begleiten, nennt Freiwald auf ihrem Gebiet auch international top.

Hinze jedenfalls ist völlig begeistert vom Ausmaß der Betreuung an der Uni, ganz zu schweigen davon, dass er dort eine Vielzahl von technischem Equipment gebe. „Ich wollte mich mit Herrn Hoppe vor den eigentlichen Tests nur noch einmal eine halbe Stunde zusammensetzen. Daraus sind fünf Stunden geworden“, berichtet er über das jüngste Gespräch. Eine längere Sitzung wird es sicher auch am Dienstag geben, wenn die Uni-Mitarbeiter dem Funktionsteam des BHC eine ausführliche Auswertung aller Testergebnisse vorlegen.

„Bei aller Technik, der Trainer ist immer noch die wichtigste Person und muss das mit seinen Erfahrungen in Übereinstimmung bringen“, ordnet das Professor Freiwald ein. Für den detailversessenen Hinze ist es in jedem Fall ein weiterer Schritt der Professionalisierung des BHC.

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