Boxen Boxabteilung des ASV Wuppertal hat große Pläne, aber keinen Ort

Wuppertal · Sport und Sozialarbeit sollen beim Projekt 2.0 Hand in Hand gehen – Trainer Kevin Günther sucht Unterstützer. Er will an alte Boxtraditionen bei den Barmern, die schon viele Talente herausgebracht haben, anknüpfen

 Die Turnhalle Sedanstraße ist gesperrt und nicht tauglich. Die ASV-Boxabteilung sucht eine Heimat.

Die Turnhalle Sedanstraße ist gesperrt und nicht tauglich. Die ASV-Boxabteilung sucht eine Heimat.

Foto: Andre Vogel

Seit 14 Jahren ist Kevin Günther Boxtrainer beim ASV Wuppertal, hat unter anderem Sportler wie Pinar Yilmaz (heute Touba) und Vincenzo Gulatieri unter seinen Fittichen gehabt, die für den Verein Deutsche Meistertitel sammelten. Zu Gualtieri, der aktuell als Profi auch international Stufe um Stufe erklimmt, hat er immer noch  guten Kontakt. Die Zeiten beim ASV, der in den 70er-Jahren sogar mal eine Boxstaffel hatte,  haben sich allerdings geändert. Das wurde Günther erst wieder schmerzlich bewusst, als ihn jüngst ein ehemaliger Schützling ansprach: „Ihr beim ASV habt doch nichts mehr“. „Ich musste mir sagen, er hat Recht, aber das hat mich richtig angestachelt“, so Günther. Nun hat er sich gemeinsam mit Abteilungsleiter André Vogel und Manager Stefan Görlitz zum Ziel gesetzt, beim ASV wieder etwas aufzubauen.

„ASV Boxen 2.0“ heißt das Konzept, das sie ausgearbeitet haben und für das sie nun Unterstützer suchen. Es geht dabei um Training, Leistungsorientierung, aber auch einen wichtigen sozialen Aspekt. „Wir wollen die Kids von der Straße holen“, sagt Kevin Günther, der selbst als Jugendlicher beim Boxen seine Profession entdeckt hat. Neben seinem Beruf als Zerspanungsmechaniker, in dem er kürzlich den Meister gemacht hat, widmet er sich weiter mit Leidenschaft dem Boxsport, hat mit dem nach Wuppertal gezogenen Michael Houben seit Kurzem einen Profi unter seinen Fittichen, ansonsten aber beim ASV aber mit nur noch einen Schützling, der auch Kämpfe bestreitet. „Beim Training sind immer genügend da, aber die älteren wollen keine Kämpfe bestreiten und die Jüngeren sind noch nicht so weit.“

Es gebe auch wenig, womit man sie locken könnte - einen Sandsack, vielleicht ein Ring. Und so macht Günther mit ihnen vor allem Partnerübungen - Schattenboxen, Crossfit, Schlagen gegen seine Pratzen, die er als Trainer natürlich noch hat. „Das größte Problem ist erst einmal die Halle“, sagt Stefan Görlitz. Die Halle Sedanstraße, in der man Jahre lang untergekommen war und in der man  zumindest Pfosten zur Ringsimulation  hatte, steht wegen Renovierung schön länger nicht mehr zur Verfügung. In der Halle Schützenstraße ist die Ausstattung spartanisch. Das kann man mit Box-Gyms natürlich nicht konkurrieren, wobei Günthers Ansatz ist: „Jeder muss sich das Boxen leisten können.“ Und wenn man die Kids von der Straße hole, wolle man ihnen auch neben dem Sport etwas bieten. Hausaufgabenhilfe, Persönlichkeits- und Gesundheitsförderung und Hilfe beim Aggressionsabbau sind Schlagworte, die sich in dem Konzept finden. Die Zielgruppe soll breit gestreut sein, Männer, Frauen, Kinder. „Ich finde die Ideen toll, sie sind uns willkommen“, sagt der ehemalige ASV-Vorsitzende Michael Lutz. Der Verein kann allerdings weder größere finanzielle Unterstützung noch Räumlichkeiten bieten. So gilt die erste Suche geeigneten Räumlichkeiten. Bei der Stadt hat man schon angeklopft. „Das kann auch eine stillgelegte Fabrikhalle sein“, sagt Kevin Günther. Unterstützung erhofft er sich außer von Sponsoren auch von Bauzeichnern, Handwerkern, Sozialarbeitern, Übungsleitern und Lehrern. Kontakt zu Studenten, die beispielsweise Hausaufgabenhilfe übernehmen könnten, habe er, doch erst einmal müsse das Projekt überhaupt in die Gänge kommen.

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