Handball in Wuppertal Bergischer HC plant Spielbetrieb ab dem 1. September

Wuppertal · Handball-Bundesligisten will mit vollem Spielerkader und mit kompletten Strukturen weitermachen. Unterstützung von Sponsoren und Fans.

 Philip Tychy und Jörg Föste (v.l.).

Philip Tychy und Jörg Föste (v.l.).

Foto: Fischer, Andreas H503840

Der Handball-Bundesligist Bergischer HC will die kommende Spielzeit mit Beginn im September in voller Kaderstärke und mit allen bestehenden Strukturen angehen. Am Tag nachdem die Saison in der Handball-Bundesliga vorzeitig abgebrochen wurde, gab sich die sportliche und wirtschaftliche Leitung des BHC kämpferisch und selbstbewusst, die Folgen der Corona-Pandemie zu überstehen.

„Wir haben gestern für den Handball einen traurigen Tag erlebt, aber auch einen stolzen Tag. Zum ersten Mal nach 54 Jahren ist eine Saison abgebrochen worden, aber das mit großer Mehrheit der Vereine“, sagt Jörg Föste, Geschäftsführer Sport des BHC und betont die gesamtgesellschaftliche Verantwortung des Profisports.

Föste wies auf die steigende Verletzungsgefahr hin, die eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs bedeutet hätte. Aus wirtschaftlicher Sicht sei der Saisonabbruch für den BHC die bessere Lösung. Der BHC rechnet mit Umsatzeinbußen in einer Größenordnung von 300 000 bis 400 000. Alle Partner und Sponsoren des Clubs hätten sich solidarisch erklärt und auf Ersatzansprüche verzichtet. „Was die Tages- und Dauerkarten angeht, haben wir bisher nur sehr wenige Rückläufer“, so Föste.

Entlastung erwartet der BHC durch staatliche Hilfen und Lohnkostensenkung. Ärgerlich seien Beitragszuwendungen, die von der Berufsgenossenschaft (VBG) rückwirkend für 2019 erhöht worden seien. Das bedeute eine 20-prozentige Steigerung der Kosten und belaste den BHC in beachtlicher fünfstelliger Höhe. „Fällig werden die Beiträge am 15. Mai für alle Vereine. Die Beitragsbescheide in dieser Situation betrachte ich als Hohn. Es hat sich ein gemeinsamer Protest über die Sportarten hinweg laut gemacht. Der Profisport finanziert dabei ohnehin den Freizeit- und Hobbysport quer“, so Föste.

„Wir wollen mit voller Kraft und Kaderstärke in die Saison starten und werden kein Jota weichen“, lautet Föstes Fazit. Dies bedeutet eine Jobgarantie für die Spieler, auch für die Neuverpflichtungen.

Der BHC wird ein Darlehen der Bank für Wiederaufbau und ein Gesellschafter-Darlehen in Höhe von 500 000 Euro aufnehmen. „Das tun wir, um die Strukturen zu erhalten. Es ist eine reine Maßnahmen zur Liquiditätserhaltung und Vorsichtsmaßnahme. Wir haben die Lizenz ohne Auflagen erhalten. Am 1. September müssen alle Bundesligisten neue Zahlen vorlegen. Die sehr positive wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen drei Jahre kommt dem BHC zustatten“, sagt Föste.

Für die nächste Spielzeit plant der BHC fest mit dem Beginn in der ersten Septemberwoche 2020. Bis 31. August sind Großveranstaltungen verboten. Wichtiger als die Zahlen sei es, die Abstände zwischen den Zuschauern einzuhalten. Dafür seien erhebliche Hygienemaßnahmen erforderlich, die in großen Hallen leichter einzurichten seien. „Medienspiele sind von uns weder gewollt noch geplant“, so Föste.

Geschäftsführer Philipp Tychy spricht von sehr viel Rückenwind und Solidarität von Fans und Partnern. Es gebe nur wenige Anfragen zur Rückerstattung. „Das sind großartige Gesten. Wir haben von weiteren Maßnahmen abgesehen wie fiktiven Spielen. Wir hoffen auf die Solidarität der Karteninhaber. Tageskarten können gegen Gutscheine eingelöst werden oder werden erstattet. Für Dauerkarteninhaber gibt es die Möglichkeit, die Spiele in einen Stammplatz zu übertragen. Ein Bonus sind die zwei Spiele mehr in der kommenden Spielzeit. „Wir garantieren, dass sich in diesem Fall der Preis für die Dauerkarten in den kommenden Jahren nicht erhöhen wird. Alternativ wird es auch für Dauerkartenbesitzer eine Gutscheinlösung geben, für die vier Spiele oder eine anteilige Rückerstattung“, so Tychy.

Trainer Sebastian Hinze ist erleichtert, dass die Zeit der Ungewissheit vorbei ist. „Wir hätten die Saison gerne sportlich zu Ende gebracht. Die Entscheidung zum Abbruch ist für mich aber seit Wochen schon alternativlos. Die Spieler haben sich bisher individuell fit gehalten. Die Vorbereitung auf die kommende Saison wird anders laufen, als wir es bisher kennen. Wir wissen nicht, in welchen Gruppengrößen trainiert werden kann. Die Aufgaben der Spieler werden anders sein. Wenn wir uns wieder treffen, werden wir vier Monate nicht mehr gemeinsam in einer Handball-Halle gewesen sein. Alles findet unter den gegebenen Hygienemaßnahmen statt, und im Hinblick auf die Verletzungsgefahr. Ich werden das Immunsystem der Spieler nicht so stark herunterfahren, wie es sonst in der Vorbereitungsphase üblich ist“, erklärt Sebastian Hinze.

Die Mannschaft habe in der beendeten Saison wieder herausragend gearbeitet. „Wir haben nicht immer die Leichtigkeit gehabt wie in der Saison davor, aber die Mannschaft hat bewiesen, dass sie unter Druck Leistung bringen kann.“ Ein Trainingslager ist wieder in Österreich geplant. Die Planung werde laufend den Gegebenheiten angepasst.

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