Basketball: Dauer-Party in „Freak-City“

Der Wuppertaler Basketball-Profi Tim Ohlbrecht gewinnt und feiert mit Bamberg die deutsche Basketball-Meisterschaft.

Wuppertal. Tim Ohlbrecht telefonisch in seiner Bamberger Wohnung zu erreichen, ist derzeit nicht ganz einfach. Eigentlich ist er nur dort, um ein paar Stunden zu schlafen. Und zu regenerieren - von den umfangreichen Feierlichkeiten, die in Oberfranken seit Dienstagnacht im Gange sind. Denn als frisch gekürter deutscher Meister lassen es die Basketballer der Brose Baskets zurzeit richtig krachen. "48 Stunden lang haben wir fast non-stop gefeiert. Aber die Party ist noch nicht vorbei", erzählt der 18-jährige Wuppertaler, der sich in der selbst ernannten "Freak-City" super wohl fühlt.

Es sind die verrückten Fans in der 70 000 Einwohner-Stadt, die den Unterschied ausmachen. "Die Leute sind unglaublich. Als wir nach dem entscheidenden Sieg in Quakenbrück mit dem Firmenjet unseres Hauptsponsors auf dem kleinen Bamberger Flughafen gelandet sind, hatten sich da schon 2000 Fans eingefunden. Von dort sind wir dann mit einem Autokorso in die Stadt gefahren, wo uns auf dem Marktplatz noch mal fast 10 000 Leute erwartet haben. Und das alles mitten in der Woche nachts um zwei Uhr."

Ohlbrecht ist der Youngster im international besetzten Klasseteam. Einer der sich in der Hierarchie erst nach oben dienen muss. "Nein, die Wasserkisten muss ich nicht schleppen, dafür haben wir jemanden", sagt er und lacht. Aber er weiß genau um seine Position. "Meine Mannschaftskollegen akzeptieren mich, aber ich muss mich unterordnen."

Mit vier anderen Profis konkurriert der 2,08 Meter große Center um einen Platz im Team. Noch halten sich seine Einsatzzeiten in Grenzen. Wenn Coach Dirk Bauermann ihn aber bringt, kann Ohlbrecht entspannt aufspielen. "Punkte sind Nebensache hat der Trainer mir gesagt. Meine Aufgabe war in der Abwehr alles zu geben, Rebounds zu holen und Würfe zu blocken. Das hat auch soweit ganz gut geklappt, glaube ich."

Erst seit zwei Monaten ist Ohlbrecht wieder fit. Kurz vor Saisonbeginn musste er unters Messer, weil ihm zum zweiten Mal die Kniescheibe herausgesprungen war. "Das haben die Ärzte richtig gut hinbekommen. Ich bin jetzt schon fast wieder bei 100 Prozent." Während der Verletzungspause hatte er eine depressive Phase. "Ich war im tiefsten Loch, in dem ich je gewesen bin. So weit unten, dass ich kurz davor war, die Brocken hinzuwerfen. Ich habe dann für mein Comeback gekämpft und bin jetzt glücklich, dass ich mich durchgebissen habe", sagt er und atmet erleichtert durch.

neuer Nowitzki? Tim Ohlbrecht gilt alseins der größten deutschen Basketball-Talente. Der Mann mit derRückennummer 14 ist vielseitig einsetzbar, verfügt über großeSprungkraft, gutes Timing, ist stark im Block und Rebound. MancheExperten vergleichen ihn mit dem jungen Dirk Nowitzki. "Das nervt mich,denn wir sind unterschiedliche Spielertypen. Natürlich ist es für jedenBasketballer ein Traum, in der NBA zu spielen. Aber im Moment kann ichmir den Traum nur mit der Play-Station erfüllen", sagt Ohlbrechtlachend. Seine größten Anhänger sind übrigens die stolzen GroßelternIngrid und Hermann.

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