Löwen-WG: Drei Männer, zwei Frauen – kann das gutgehen?

Ein Jahr lang haben sie sich beschnuppert, nun sind sie vereint: Die neue Löwen-Gruppe ist eine echte Sensation.

Wuppertal. Malaika und Maischa, die beiden Löwen-Damen, sind alles andere als gefällige Schmusekätzchen. Zickig vielleicht, auf jeden Fall selbstbewusst und ganz und gar nicht auf Kuschelkurs gebürstet. Diese Erfahrungen mussten die Jungs aus Münster Tamo, Shawano und Massino bereits schmerzhaft machen. Ein paar Prankenhiebe gegen die prächtige Mähne und die Brüder wissen, dass sie hier nicht zwangsläufig das Sagen haben.

Hier, das ist das ist das Löwen-Gehege des Wuppertaler Zoos. Tierarzt Dr. Arne Lawrenz und das Pflegerteam arbeiten seit einem Jahr an einer Rudel-Zusammenführung der besonderen Art: drei männliche Löwen aus dem Münsteraner Zoo, allesamt Brüder und 2006 geboren, sowie zwei weibliche Löwen, Jahrgang 2003, aus Wuppertal. Nach einer monatelangen Kennenlern-Phase sind alle fünf afrikanischen Großkatzen jetzt endlich gemeinsam auf der ein Hektar großen Freianlage zu bewundern.

Ein vergleichbares Geschlechterverhältnis gab es bisher noch nicht, weshalb die Löwenbändiger aus Wuppertal während der Eingewöhnungsphase auch besonders behutsam vorgehen mussten. "Wir haben am Schmusegitter trainiert und wussten absolut nicht, ob es gut geht und die drei Männchen in ihrer Konkurrenz die Weibchen in Gefahr bringen", erklärt Lawrenz. Doch dass ausgerechnet die Weibchen ein derartiges Selbstbewusstsein entwickeln würden, hat selbst den erfahrenen Tierarzt überrascht.

Aber wahrscheinlich sind wie so oft nur die Hormone schuld. Denn nachdem die Damen mehr als nur Petting haben wollten, gerieren die Herren prompt aneinander. Dem Stress in der Löwen-WG setzte Lawrenz schließlich mit der Löwen-Pille ein Ende. Ein paar Hormon-Implantate und schon waren die Triebe gebändigt.

Allerdings nicht ohne Nebenwirkungen. Denn nun zeigten sich die Kerle verkatert und entsprechend antriebslos. Im Gegenzug müssen sie seither Prügel vom vermeintlich schwächeren Geschlecht einstecken.

Lawrenz hofft jedoch, dass sich die Sache mit den Liebesspielen noch einspielt und die Mähnenträger spätestens dann wieder in Wallung geraten, wenn das Hormonpräparat an Wirkung verliert. Erklärtes Ziel des Wuppertaler Zoos ist es nämlich, neben dem imposanten Anblick des Fünfer-Gespanns, in absehbarer Zeit ein richtig großes Rudel mit vielen Löwenbabys präsentieren zu können.

Malaika und Maischa können da in unmittelbarer Nachbarschaft Anschauungsunterricht nehmen. Ebenfalls im Löwen-Revier beheimatet (aber niemals gemeinsam auf der großen Wiese) ist Löwen-Oma Kisangani.

Der alt eingesessenen Wuppertalerin hatte der Umzug ins neue Löwengehege so gut getan, dass sie sich vor lauter Glückseligkeit auf ihre alten Tage noch einmal dem ebenfalls betagten Löwenmann Massai hingab. Dem Zoo bescherte das unerwarteten Nachwuchs in Gestalt von Lira, Luena und Nazir. Die drei Jungtiere werden aber nicht auf ewig beim Mama und Papa bleiben, sondern in einem anderen Zoo ihr Glück finden müssen.

Die Besucher werden es verschmerzen, schließlich haben sie freien Blick auf die schrägste Löwen-WG der Republik.

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