Corona Betriebsstart im Impfzentrum: „Das ist hier sehr gut durchorganisiert“

Wuppertal · Trotz Schnee und Eis kamen rund 270 Wuppertaler auf den Freudenberg – nur 13 Angemeldete erschienen nicht.

 Ingrid Jochheim, hier mit Dr. Gerd Rapp, gehörte zu den ersten Wuppertalern, die am Montag geimpft wurden.

Ingrid Jochheim, hier mit Dr. Gerd Rapp, gehörte zu den ersten Wuppertalern, die am Montag geimpft wurden.

Foto: Fries, Stefan (fri)

„Ich habe fast gar nichts gemerkt“, sagt Marlis Tischer. „Das war so eine kleine Spritze.“ Die 81-Jährige war am Montag kurz vor 14 Uhr die erste, die die lang erwartete Impfung gegen eine Covid-19-Erkrankung bekam. Ebenso wie sie erhielten rund 270 Wuppertaler aus der Altersgruppe ab 80 Jahre ihre erste Impfung. Trotz des Wintereinbruchs sind nur 13 Angemeldete nicht erschienen. Sie können am heutigen Dienstag ihre Impfung erhalten.

Der erste sei schon um 12.15 Uhr da gewesen – obwohl es erst um 14 Uhr losging, berichtet Ulrich Zander, Chef der Feuerwehr, die die Einrichtung des Impfzentrums organisiert hat. Bis zum Start hatten sich einige weitere Impfwillige versammelt. Daher ging es zu Betriebsbeginn recht lebhaft zu und die Organisatoren setzten noch zwei Ärzte mehr ein als geplant.

Dabei funktionierten die Abläufe wie vorgesehen: Bei der Ankunft wird die Temperatur gemessen, dann werden die Unterlagen (Anamnesebogen, Aufklärungsbogen, vorbereitetes Impfzertifikat) geprüft. Im ersten Wartebereich warten die Besucher, bis der Monitor ihre Nummer aufruft – gleich mit der Angabe, in welche Kabine sie müssen. Die Kabinen reihen sich an dem großzügigen Mittelgang entlang.

Der Name Kabine täuscht, es sind ausreichend große Räume, damit ein Arzt an einem Tisch das Aufklärungsgespräch führen, dann die Spritze setzen kann. Sieben Kabinen sind am Montag in Betrieb, möglich sind bis zu 14. Die werden gebraucht, wenn es mehr Impfstoff gibt. Nach dem Pieks im Arm warten die Geimpften noch rund 15 Minuten im zweiten Wartebereich, ob sich Nebenwirkungen zeigen.

Keiner habe bisher Probleme gehabt, sagt Andre Altermann, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Wuppertal am Abend. Eine gewisse Wirkung werden seiner Erfahrung nach die meisten spüren: Gliederschmerzen und etwas Fieber „zeigen, dass das Immunsystem arbeitet. Am dritten Tag ist das meistens schlagartig vorbei.“

 Im Wartebereich wird den Besuchern angezeigt, wer als nächster an der Reihe ist und in welche Kabine er gehen soll.

Im Wartebereich wird den Besuchern angezeigt, wer als nächster an der Reihe ist und in welche Kabine er gehen soll.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Direkt nach der Impfung spürt Marlis Tischer noch nichts. Und sie sagt: „Bis jetzt hat es ja ganz gut geklappt.“ Der Impfstart hätte nur schon früher kommen können, findet sie. Den Termin hat sie selbst gebucht: Ab 8 Uhr die Hotline angerufen, um 8.40 Uhr war sie an der Reihe – und bekam den ersten Termin in Wuppertal. Geimpft werden wollte sie „auf jeden Fall. Ich möchte noch was von meinem Leben haben“, sagt sie verschmitzt. Zum Impfzentrum hat sie ihr Sohn begleitet, gemeinsam sind sie Taxi gefahren. Mutter und Sohn leben zusammen, daher ist sie zu Hause nicht allein. Aber sie vermisst Treffen mit Freunden und Bekannten.

„Uns ist es wichtig, dass die Leute nicht allein gelassen werden“

Zufrieden sind auch zwei weitere Seniorinnen, begleitet von Tochter beziehungsweise Schwiegertochter und einer zweiten Begleiterin. „Er hat gar nicht gebohrt“, scherzt eine der älteren Damen und erläutert: „Die Spritze merkt man gar nicht.“ Die Begleiterin lobt: „Das ist alles sehr gut durchorganisiert. Das Personal ist sehr nett und zuvorkommend.“ Die Menge des Personals lobt auch die Tochter.

Tatsächlich stehen an jeder Stelle des Impfzentrums Mitarbeiter der Feuerwehr oder Mitglieder des Roten Kreuzes, der Johanniter, der Malteser oder des Arbeitersamariterbunds. Sie begleiten die Senioren, reichen bei Bedarf den Arm zur Stütze. Und wissen immer, wie und wo es weitergeht. Ulrich Zander erklärt: „Uns ist es wichtig, dass die Leute nicht allein gelassen werden.“ Zu den sieben Impfteams aus einem Arzt und gegebenenfalls einer Medizinischen Fachkraft kommen rund 35 weitere Mitarbeiter im Impfzentrum.

Bei Leo Oelke (86) ist zwar einiges schiefgegangen, aber er erzählt eher amüsiert davon: „Bei meinem Familiennamen war der erste Buchstabe falsch, das Geburtsdatum war um einen Monat verschoben und die Postleitzahl stimmte nicht.“ Deshalb dauerte bei ihm die Überprüfung der Unterlagen etwas länger. Geimpft wurde er dann aber trotzdem. Und fühlt sich auch danach wohl. Er ist wegen des Wetters mit dem Taxi gekommen, wäre sonst selbst Auto gefahren.

Mit dem Taxi reisen viele an. Die Wagen dürfen direkt vor dem Eingang halten. Für die Rückfahrt gibt es einen Taxihaltepunkt auf dem Parkplatz neben dem Impfzentrum. Auch mit dem Bus kommen einige und viele mit dem Auto – teils selbst gefahren oder von Angehörigen. Die Straße Am Freudenberg ist auch weitgehend vom Schnee geräumt und vergleichsweise gut befahrbar.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort