Gesundheit Liveübertragung aus der Frühchenstation

Mit Webcams will das Helios-Klinikum Eltern von zu früh geborenen Babys beruhigen: So können sie ihr Kind sehen, selbst wenn sie gerade nicht im Krankenhaus sind.

Gesundheit: Liveübertragung aus der Frühchenstation
Foto: A. Schwartz

Wuppertal. Wenn ein Baby viel zu früh geboren wurde, liegt es oft lange im Krankenhaus — für Eltern und Geschwister eine belastende Situation. Deshalb hat das Helios Klinikum für seine Frühchen-Station jetzt sieben Webcams angeschafft, die live jede Bewegung des Babys übertragen. „So wird die Bindung zwischen Kind und Eltern einfacher - insbesondere, wenn das Kind monatelang bei uns bleiben muss“, sagt Chefarzt Prof. Stefan Wirth. Studien haben bereits nachgewiesen, dass dadurch der Milchfluss bei der jungen Mutter angeregt wird und sie ihre Muttermilch leichter abpumpen kann.

Kerstin Schmidtmann, deren Tochter Frida erst vor wenigen Tagen nach vier Wochen auf der Frühchenstation entlassen wurde, bestätigt das: „Es war eine große Bereicherung und gehörte bei uns fest zum Abendprogramm.“ Insbesondere für ihre sechsjährige Tochter Lena war das abendliche Baby-Gucken wichtig. „Sie durfte Frida nur einmal pro Woche besuchen und konnte so ihre Schwester jeden Abend sehen.“ Die Großeltern im Münsterland freuten sich ebenfalls über die Möglichkeit, ausführlich den neuen Nachwuchs zu bestaunen.

„Die Eltern sind dadurch oft beruhigt, dass es ihrem Kind gut geht“, erzählt Stationsleiterin Bianca Scheyer. Das direkt übertragene Bild sagt mehr, als etwa eine telefonische Nachfrage bei den Schwestern. „Gerade für kleine Geschwister-Kinder ist das ganz wichtig.“ Rund die Hälfte aller Eltern hat das seit drei Wochen bestehende Angebot bisher genutzt.

Gleichzeitig habe sich die Beschränkung des „Frühchen-TV“ auf die Zeiten von 10 bis 12 Uhr und 19 bis 21 Uhr bewährt. So stört es den Ablauf auf der Station nicht, animieren aber auch die Eltern zu weiteren Besuchen bei ihrem Neugeborenen. Wenn während dieser Zeit Untersuchungen anstehen, können die Schwestern die Kamera direkt am Bett ausschalten. Die Eltern erhalten dann eine beruhigende Info. Die Pflegekräfte haben auch die Möglichkeit, in einem Chat kurze Nachrichten an die Eltern zu schreiben. Übertragen wird das Bild — ohne Ton — über eine gesicherte Leitung, die durch ein Passwort geschützt ist.

Das Helios Klinikum hat einen fünfstelligen Betrag für die sieben desinfizierbaren Kameras sowie die Software und die technische Unterstützungshotline investiert. Bisher ist nur die Station für die fitten Frühchen damit ausgerüstet, die bald entlassen werden. Die Pilotphase läuft drei Monate. Danach will die Klinikleitung mit den Mitarbeitern vor Ort entscheiden, in welchem Umfang das Projekt fortgeführt wird.

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