Liebesbrief an die geliebte Frau und Mutter

„Ich denke an unsere tolle Zeit“. Burkhard Hoffmann hat seine Frau verloren. Der zehnfache Vater schreibt ihr seine Gedanken.

Liebesbrief an die geliebte Frau und Mutter
Foto: Anna Schwartz

Burkhard Hoffmann hat vor fünf Jahren seine Frau verloren, sie starb 2012 mit 45 Jahren plötzlich an einem Hirnschlag. Er blieb mit zehn Kindern zurück, das jüngste noch nicht zwei Jahre alt.

Er entschied sich, sich um die Kinder zu kümmern, und gab seinen Job auf. Seitdem managt er den Alltag mit den Kindern vom Frühstück über die Hausaufgaben bis zur Gute-Nacht-Geschichte und macht den Haushalt. Außerdem arbeitet er ehrenamtlich als Jugendtrainer im Verein und an einer Grundschule. Auch wenn sie nicht viel Geld haben: „Wir kommen klar“, sagt Burkhard Hoffmann. Um das Erlebte zu verarbeiten, schreibt er es auf. Irgendwann soll ein Buch daraus werden.

Er hat einen Liebesbrief an seine verstorbene Frau geschrieben, den er hier in der WZ veröffentlicht. Damit will er anderen Menschen Mut und Hoffnung geben, die einen ähnlichen Schicksalsschlag erlitten haben. Er will anderen sagen, dass die wichtigste Person in einer Familie immer die Mama ist. Er will ermutigen, zusammenzubleiben, auch wenn es mal nicht so gut läuft.

Und er will den Menschen mitteilen, dass es sich sehr wohl auch in der heutigen Zeit lohnt, viele Kinder zu haben. „Ohne meine Kinder hätte ich nie die Kraft und Motivation für die letzten fünf Jahre gehabt“, sagt Burkhard Hoffmann. „Es lohnt sich aus meiner Sicht schon, in unserer Heimatstadt Wuppertal Kinder zu bekommen und großzuziehen, denn unterm Strich bekommt man immer mehr zurück, als man investiert.“ Der Brief:

„Meine liebe Maus, immer wieder haben wir beide uns Liebesbriefchen geschrieben und ich habe auch noch immer deine in meinem Portemonnaie. Wenn ich Zeit habe, lese ich sie und denke an unsere gemeinsame tolle Zeit.

Die Zeit mit dir war die wunderschönste in meinem Leben: Mit dir war der Schnee immer etwas weißer, die Sonne immer etwas wärmer, die Sorgen kleiner, die Laune wohl auch immer etwas besser, es sei denn, wir hatten mal unsere Streitigkeiten. Aber auch die fehlen mir heute.

Ich weiß noch genau, wie sich Weihnachten 2012, nachdem wir unsere Wohnung und den Tannenbaum geschmückt hatten, eins unserer Mädels an mich lehnte und sagte: „Paps, es ist doch alles schön.“ Darauf antwortete ich: „Ja meine Süße, es ist alles schön, nur der Glanz, den wir mit Mama hatten, wird nie wieder kommen.“

Insgeheim hatte ich natürlich gehofft, dass es mit der Zeit ein wenig besser wird. Da habe ich mich gewaltig geirrt. Wer mich fragt, ob ich mir irgendwann noch einmal eine andere Partnerin vorstellen könnte, wird immer die gleiche Antwort von mir hören: Du warst und bleibst die Liebe meines Lebens!

Für den Glanz, der von dir über mir und unseren Kindern war, für diesen Glanz warst einzig nur du zuständig. Du hast uns immer mit deinem bezaubernden Lächeln und deiner grenzenlosen Liebe zu uns angesteckt. Du warst die Person, die mich und unsere Mäuse immer motiviert hat, auch wenn es mal gar nicht gut lief.

Wir beide hatten immer den großen Wunsch, irgendwann als alte Omi und alter Opi mit zahlreichen Kindern und Enkelkindern das Leben zu genießen. Leider wurde unser Traum im August 2012 auf brutalste Weise zerschlagen.

Du warst im Alltag mit zehn Kindern so stark und kräftig, wie man es sich nicht vorstellen kann. Ich habe dich immer mit einer Löwen-Mama verglichen. Ich hatte dich in den letzten Sekunden um etwas von dieser Kraft gebeten. Und etwas musst du mir dann tatsächlich irgendwie mitgegeben haben.

Anfangs habe ich unsere Kinder nur als Papa erzogen. Ich merkte aber, dass dies nicht reicht, um das Strahlen in ihre verletzten Seelen zurück zu bekommen. Von diesem Moment an hielt und halte ich sehr oft Rücksprache mit dir dort oben und ich begann, Entscheidungen als Mama zu treffen. Mir wurde klar, dass ich nur als Papa der Aufgabe nicht gerecht werde, also entschied ich viele Dinge nicht als Kerl, sondern als feinfühligere Frau. Man kann vieles ersetzen, nur Mamas nicht!

Diese Erkenntnis plus deine Kraft bewirken, dass du heute voller Stolz von da oben auf deine Kinder schauen und sie bewundern kannst: Sie sind alle auf einem guten Weg — die älteren Jungen haben ihre Ausbildung abgeschlossen, einer steckt noch drin und macht mich mit seinen Topnoten stolz. Nach ihrem Abi hat auch die zweite Tochter die Erzieherinnenausbildung begonnen. Beide machen das mit Bravour, was mich bei dir als Vorbild nicht im geringsten wundert. Beide werden genauso einzigartige Erzieherinnen wie ihre Mama werden. Die Jüngeren schlagen sich auch wacker an Grundschule und CDG, sind manchmal süß und verpeilt oder nerven, aber dann lieben wir sie erst recht. Ich freue mich, dass die älteren schon ihre Liebe gefunden haben. Wenn sie Streit haben, erzähle ich ihnen von unseren Anlaufschwierigkeiten und sage ihnen, dass man, wenn man sich wirklich liebt, nicht einfach wegläuft. Wir beide wären niemals weggelaufen — ich erst recht nicht bei den Alimenten, die ich für zehn Kinder zahlen müsste.

Und das schönste ist: Gerade hat uns unser Ältester unser erstes Enkelkind geschenkt. Die Kleine ist jetzt natürlich der Mittelpunkt der Familie.

Meine süße Traumfrau, wie gerne hätte ich es gehabt, dass du diese tollen Ereignisse ganz nah und real mit erlebt hättest. Sehr oft hoffe ich, dass es nur ein verdammt beschissener Traum ist und du eines Tages mit deinem bezaubernden Lächeln wieder zur Tür reinkommst und mich und unsere Kinder in den Arm nimmst.

Ich habe Silvester wie jedes Jahr um 24 Uhr am Fenster gestanden und zu dir hoch geblickt, wie jedes Jahr habe ich dir leise einen Kuss hoch geschickt. Ich habe die Kinder umarmt und sie ganz doll von der besten Mama der Welt gedrückt. Ich wünsche mir, dass es dir — egal, wo du auch bist — so richtig gut geht. Ich liebe dich für immer und ewig, bis zum Himmel und noch ein paar Meter weiter.

Dein Schatz“

Ich wünsche euch allen da draußen eine ähnlich starke Liebe, etwas mehr Geduld für und miteinander, passt auf eure Liebe auf und haltet sie fest, so lange es geht. Ich wünsche euch allen, dass ihr eure Kinder einfach einmal wieder mehr genießt und optimistischer in die Zukunft blickt. Ich wünsche allen ein gesundes und friedliches 2018.

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