Liebe, Wut und Ekstase: Generalprobe für die Opfer in Japan

Das Tanztheater hat seine Probe zu „Kontakthof“ öffentlich gemacht. Die Eintrittsgelder kommen Betroffenen des Erdbebens zugute.

Wuppertal. „In Japan gibt es wohl keinen Menschen, der Frau Bausch nicht kennt“, sagte Generalkonsul Shin Maruo, als er Pina Bausch knapp ein Jahr vor ihrem plötzlichen Tod im Juni 2009 den begehrten japanischen „Orden der Aufgehenden Sonne am Halsband, goldene Strahlen“ überreichte. Mehr als 20 Jahre reiste die Choreografin mit ihrem Ensemble regelmäßig nach Japan. Nach Frankreich, Italien und den USA trat die Companie dort am häufigsten auf.

Anlässlich der Erdbebenkatastrophe hatte das Tanztheater die Generalprobe öffentlich gemacht. Zu sehen gab es das Stück „Kontakthof“, das seit zehn Jahren ausschließlich von Laientänzern ab 65 Jahren und Teenagern getanzt wurde und jetzt wieder mit Tänzern der Companie zu sehen war. Die 15 Euro Eintrittspreis kommen den Opfern von Beben und Tsunami zugute.

Dass es sich an diesem Abend um eine Probe handelte, war kaum zu merken — nur das Klicken der Kameras verriet die Fotografen in den ersten Reihen, die die Dynamik auf der Bühne festzuhalten versuchten, darunter auch die Ehefrau von Wim Wenders, Donata. Kokett, aber mit eingefrorenem Lächeln präsentierten die Tänzer ihre körperlichen Vorzüge, fuchtelten mit den Armen, ekstatisch, berührten und betasteten sich, um sich dann angewidert abzuwenden.

Erniedrigende Machtspiele — Paare treten und würgen sich, zu Liebesschlagern aus den 30er Jahren — verbildlichen den Geschlechterkampf, das Thema Pina Bauschs.

„Grandios“, fand Zuschauerin Semanur Uzer den Abend. Sie hat alle Stücke bereits mehrfach gesehen — somit auch „Kontakthof“. „Die Aufführungen werden immer besser“, sagte sie. Es sei ein tolles Stück, toll auch, es noch einmal mit dem Ensemble zu sehen, „und gleichzeitig etwas für Japan tun zu können“.

Auch Mark Scherner war begeistert. Seine Freunde hatten ihn ins Opernhaus mitgenommen. Sie gehören dem Jugendensemble an, das das Stück selbst mehrfach aufgeführt hat. Mark Scherner sah den „Kontakthof“ zum ersten Mal. „Es ist auch für uns Junge zu verstehen, die Beziehungsproblematik zwischen Mann und Frau kennen wir auch.“ Der Preis der Karten stimme, in Verbindung mit Japan sei das eine „wirklich tolle Sache“.

Die Companie wollte sich selbst zu Japan nicht äußern. Es gehe allein um die Geste. Pina Bausch formulierte es einmal so: „In Japan habe ich begriffen, dass man uns überall auf der Welt versteht, Gefühle und Hoffnungen gleich sind.“

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