Nach der Bahnsperrung Licht am Ende des Tunnels: Wuppertal freut sich auf rollende Züge

Wuppertal. Teils war es „wirklich grottig“, sagt Frank Meyer, der Verkehrsdezernent von Wuppertal: Wer in den Osterferien in der 350.000-Einwohner-Stadt ohne Auto von einem Ort zum anderen gelangen wollte, musste sich auf zeit- und nervenraubendes Umsteigen gefasst machen.

 Leere Gleise am Wuppertaler Hauptbahnhof - die Sperrung koppelte die Stadt vom Bahnverkehr komplett ab.

Leere Gleise am Wuppertaler Hauptbahnhof - die Sperrung koppelte die Stadt vom Bahnverkehr komplett ab.

Foto: Caroline Seidel

Denn zwei Wochen lang lag der komplette Bahnverkehr brach. Weder S-Bahnen noch Regionalbahnen konnten durch die langgezogene Stadt fahren. IC- und ICE-Züge wurden umgeleitet.

Im Schienenersatzverkehr waren bis zu 80 Busse pro Stunde auf der Straße. Am Montag (24.4.) ab 4 Uhr sollen die Züge wieder rollen. Eine ganze Stadt wird zwei Wochen lang vom Schienennetz abgeschnitten - das ist im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen bislang ohne Beispiel. Aber es gab keine Alternative, um den Bau eines neuen Stellwerks voranzubringen, betont die Deutsche Bahn.

Denn dafür müssen 387 Signale aufgestellt, 98 Weichen angeschlossen und 374 Kilometer Kabel verlegt werden. Bei laufendem Betrieb würde das sehr lange dauern. Und die jüngste Bahn-Pause für Wuppertal ist noch nicht alles: Im Sommer wird die Bahnstrecke wieder gesperrt, dann sogar für sechs Wochen. Die Erfahrungen aus den Osterferien sollen eine Lehre sein für den großen Stopp. Und das wird auch nötig werden: Teils kannten ortsfremde Busfahrer ihre Fahrstrecke nicht genau, die Fahrgäste halfen.

Auf der berühmten Schwebebahn fuhren außerplanmäßig mehr Züge, um die Menschen ans Ziel zu bringen. Die Fahrzeit der Busse von und nach Düsseldorf war zu knapp angegeben, bemängelten Passagiere. Oder die „Reisendenlenker“ an den Umsteigeorten waren oft nicht da, wo sie eigentlich sein sollten. Teils mussten Fahrgäste auf eigene Faust 300 Meter entfernt wartende Busse finden. „Ich bin früh aufgestanden“, berichtete ein Pendler aus Wuppertal am Freitag.

Er wollte pünktlich zur Arbeit kommen und war tatsächlich rechtzeitig um 8.08 Uhr in Düsseldorf. Im Schnellbus hatte er sogar „einen bequemen Stehplatz“ und war dieses Mal zufrieden. Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht Licht und Schatten: Einiges sei gut gelaufen in Wuppertal, aber es gebe auch Schwachstellen, sagt Lothar Ebbers, der Pro-Bahn-Sprecher in NRW über das Ersatzkonzept. Während die Busverbindung nach Düsseldorf zeitlich zu knapp bemessen war, war in anderen Plänen zu viel Luft. Auf der Busstrecke nach Solingen etwa sei der Busfahrer in Wuppertal absichtlich zu spät losgefahren, berichtet Ebbers.

„Und er ist auf die Minute da gewesen!“ Der Bahnstopp traf die Studenten der Universität von Wuppertal zu Beginn ihrer Vorlesungszeit. „Ich glaube, manche sind gar nicht gekommen“, berichtet der 20 Jahre alte Benjamin. Der Student konnte für die Fahrt von Düsseldorf zur Uni ein Auto nehmen und war extra früh losgefahren. Im Sommer wird die Bahnunterbrechung die 22 000 Studenten stärker treffen.

Dann ist Prüfungszeit. Wuppertals Verkehrsdezernent Meyer hat Verständnis für die Sperrung, sagt aber auch: „Das ist schon ein Hammer, eine Stadt so lange Zeit vom Schienennetz zu nehmen“. Bald wollen sich die Beteiligten zusammensetzen und Lehren aus dem Projekt ziehen. Denn das dicke Ende kommt noch, vor allem für die vielen Pendler. „Wir haben es jetzt nur mit acht Werktagen zu tun gehabt, im Sommer aber mit 32“, sagt Verkehrsdezernent Meyer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort