Lebensgefahr: Streetworker warnen vor zu reinem Heroin

Gleis1reagiert mit Infozetteln. Einer der vier Drogentoten wurde lange dort betreut.

Wuppertal. Vier Drogentote in vier Tagen in Wuppertal und Solingen. Die Ursache: Eine Überdosis von sehr reinem Heroin (WZ berichtete). Für die Abhängigen und Mitarbeiter von Gleis 1 war der Schock besonders groß. "Wir haben von der Polizei direkt Bescheid bekommen. Bei besorgniserregenden Nachrichten melden die sich immer bei uns", sagt Klaudia Herring-Prestin, Leiterin der Drogen-Beratungsstelle.

Daraufhin wurden sofort Handzettel an die Abhängigen verteilt und ausgehängt, mit der Aufschrift: "Achtung Lebensgefahr! Seid gewarnt, konsumiert nicht alleine und gleichzeitig, spritzt zunächst nur die Hälfte und wartet ab. Folienrauchen ist weniger riskant. Besonders Substituierte sind gefährdet."

Besondere Betroffenheit herrschte bei Gleis 1, weil eines der Opfer, in der Szene gut bekannt war und schon über Jahre dort betreut wurde - offenbar ein junger Mann aus der Punker-Szene am Neumarkt-Brunnen. Als die traurige Nachricht die Runde gemacht hatte, hängten Freunde und Bekannte am Neumarkt spontan ein Plakat mit einem Foto des Opfer auf.

Gleis 1 350 bis 400 Heroin-Abhängige werden in Gleis 1 betreut, Heroin ist dort die Hauptdroge. Laut Polizei leben in Wuppertal 2000 Schwerstabhängige. Die meisten Heroin-Junkies sind männlich.

Elterninitiative Jürgen Heimchen von der Initiative für akzeptierte Drogenarbeit fordert als Reaktion auf die Drogentoten: Legale ärztliche Heroinvergabe und die Möglichkeit, Drogen auf Reinheit und auf giftige Beimischungen testen zu lassen. Heimchen: "Die meisten sterben an Giftstoffen wie Talk oder Rattengift, was dem Stoff beigemischt wird."

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