Lebendige Oper auf der Puppenbühne

Müllers Marionettentheater zeigt zum Start der neuen Spielzeit die „Zauberflöte“ von Schikaneder und Mozart.

Lebendige Oper auf der Puppenbühne
Foto: Andreas Fischer

Elberfeld. Mit der Oper „Die Zauberflöte“ eröffnete Müllers Marionetten-Theater am Samstagabend die neue Spielzeit. Die Inszenierung von Ursula und Günther Weißenborn interpretierte das Bühnenstück des Theaterregisseurs und Dichters Emanuel Schikaneder, zu dem Wolfgang Amadeus Mozart die Musik schrieb, für die Marionetten-Theaterbühne neu.

Gespannt warten die Zuschauer auf den Beginn des über 200 Jahre alten Meisterwerkes. Pünktlich um 19.30 Uhr geht es los: Der schwere rote Vorhang öffnet sich, gibt den ersten Blick auf die Puppenbühne frei. Die Ouvertüre hallt durch den Saal.

Eine dramatische Szene spielt sich ab: Prinz Tamino wird von einer Schlange angefallen. Drei mysteriöse Damen retten ihn, doch der ohnmächtige Tamino bekommt von seinen Retterinnen nichts mit. Beim Erwachen macht er die Bekanntschaft mit Papageno, einem Vogelfänger.

Das bunte Federkostüm, der Puppe auf den Leib geschneidert von Turkan Rahim, begeistert die Zuschauer. Papageno behauptet, die Schlange getötet zu haben, doch die drei Damen kommen zurück und decken die Lüge auf. Und erzählen von Pamina, der entführten Tochter der Königin der Nacht. Tamino verliebt sich in ein Bild von ihr.

Pompös lassen die Puppenspieler die Königin der Nacht auf der Bühne erscheinen. Sie wirkt größer und zieht mit ihrem wallenden Kleid alle Blicke auf sich. Eingehüllt im Nebel erzählt sie von der Gefangenschaft ihrer Tochter im Tempel des bösen Sarastro. Sie bittet Tamino, das Mädchen zu befreien. Seine Belohnung: Er darf Pamina heiraten.

Der Prinz erhält eine goldene Zauberflöte, die Wunder vollbringen kann. Papageno soll ihm helfen und bekommt ein magisches Glockenspiel. Es beginnt ein liebevoll inszeniertes Abenteuer voller Prüfungen, bei dem schließlich zwei Liebespaare zueinander finden.

Die Inszenierung von Müllers Marionetten-Theater stellt die Ehrlichkeit der Protagonisten in den Mittelpunkt. Jede Figur wird ohne moralisches Urteil als komplexe Persönlichkeit dargestellt, die konsequent und nachvollziehbar handelt. Theaterinhaber Günther Weißenborn hat das Stück dramaturgisch bearbeitet und von drei Stunden auf etwa 130 Minuten gekürzt.

Die Puppen sind von Ursula Weißenborn gestaltet. Das Puppenspieler-Team (Denise Zobler, Ann-Kathrin Marx, Markus Wels, Ursula und Günther Weißenborn) lassen die Marionetten durch ihre präzise an Mozarts Musik angepasste Spielweise lebendig wirken. Sogar die beiden magischen Instrumente, die Zauberflöte und das Glockenspiel, wirken beseelt.

Zuschauerin Doris Taubeneck war zunächst skeptisch: „Ich dachte erst, dass Puppen die Oper nicht so wie reale Menschen herüberbringen können. Aber das war ein Irrtum. Es war großartig. Obwohl die Marionetten keine Mimik haben, war die Inszenierung zauberhaft und sehr lebendig.“

Dass Opern von Marionettentheatern gespielt werden, sei nicht außergewöhnlich, erklärt Günther Weißenborn. „Es kommt nur darauf an, die richtige Oper für die Marionetten-Bühne zu finden.“

Sie hätten auch schon ,Die Entführung aus dem Serail’ inszeniert, aber wieder vom Spielplan genommen. „Die Puppen wirkten einfach nicht beseelt. Bei der Zauberflöte klappt es. Es ist unglaublich schön, beim Spielen nachzuempfinden, was Mozart bei dem Stück gefühlt haben muss. Ich denke, dass ihm unsere Interpretation seiner Oper gefallen hätte“, so der Puppenspieler.

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