Laurentiusplatz entwickelt ein südländisches Flair

30 Jahre nach dem Umbau haben die Wuppertaler den Platz endgültig für sich gewonnen.

Laurentiusplatz entwickelt ein südländisches Flair
Foto: Stefan Fries

Luisenviertel. Die charakteristische Beleuchtung taucht dreieckige Ausschnitte der Kirche vor dem Abendhimmel in ein warmes Licht. Auf den Stufen darunter hat es sich eine Gruppe Jugendlicher gemütlich gemacht. Auf den Bänken rund um die den Platz umrahmenden Bäume sitzen Angehörige verschiedener Generationen, essen Eis, trinken Bier. Auch die Außenbereiche der umliegenden Gastronomien sind gut besetzt. Zwei Kinder verfolgen einen Fußball quer über den Platz, die Eltern schlendern gemütlich hinterher. Links von der Kirche sitzt ein einzelner Mann und spielt Akkorde auf einer Akustikgitarre. Ein ganz normaler Sommerabend — nicht nur in mediterranen Urlaubsregionen, sondern auch auf dem Wuppertaler Laurentiusplatz.

Das ganze Jahr über wird die ansonsten freie Fläche immer wieder Schauplatz für Ereignisse aller Art: Festivaltage bieten Streetfood und Live-Musik, einmal im Jahr laden Vereine und Nachbarn des Luisenviertels auf den Platz zum gemeinsamen Luisenbrunch, im vergangenen Sommer war das Wuppertaler Sinfonieorchester zu Gast und der jeden Dienstag und Donnerstag stattfindende Wochenmarkt ist ebenso wenig aus dem Wuppertaler Sommer wegzudenken wie der jährliche Mittelalter-Weihnachtsmarkt aus der Vorweihnachtszeit.

Der Platz, der von der Innenstadt aus gesehen das Tor zum Luisenviertel darstellt, hat sich innerhalb der vergangenen Jahre jedoch auch außerhalb aller Veranstaltungen zu einem beliebten Aufenthaltsort entwickelt. Zum jetzigen Erscheinungsbild umgestaltet wurde der Platz bereits zwischen 1986 und 1987, doch gerade in den vergangenen Wochen verliehen der ungewöhnlich trockene Sommer und die zahlreichen von der andauernden Wärme bis in den Abend nach draußen gelockten Besucher dem Platz ein beinahe südländisches Flair.

„Wir wohnen ganz in der Nähe“, erzählt ein junges Elternpaar. „Da ist das hier für uns der perfekte Ort, wo die Kinder sich vor dem Schlafengehen nochmals auspowern können. Und uns tut die frische Luft auch gut.“ Der Laurentiusplatz sei ihr persönlicher Gartenersatz. Auch eine Gruppe 18- bis 20-Jähriger erzählt, sie seien im Moment öfter hier. „Wenn einem die üblichen Bars mal zu laut oder zu teuer sind, kann man es hier auch ganz gut aushalten“, erklärt Christian. Die Gruppe hat ihre eigenen Getränke dabei. Gerade am Wochenende sei es im Luisenviertel besonders voll, dann könne man hierher gut ausweichen. „Wenn es abends noch so lange warm ist wie im Moment, hat man hier richtiges Urlaubsfeeling“, schwärmt seine Freundin Antonia.

Zu diesem Gefühl trägt sicher auch das Eiscafé Mandoliti bei, dessen Mitarbeiter die Besucher auch zu später Stunde mit hausgemachtem Eis versorgen. „Wir haben im Moment keine festen Öffnungszeiten“, erklärt Fabio Gagliano, Inhaber des Cafés. „Ich will ja niemanden rausschmeißen und gerade ist eigentlich Dauerbetrieb.“ Im Winter schließe er gegen zehn Uhr abends, im Sommer manchmal erst nach zwölf — vor allem am Wochenende werde es oft sehr spät. „Dabei ist es hier drinnen bei uns im Moment auch so heiß“, sagt er lachen. „Wir sind abends alle froh, wenn wir Feierabend machen können. Aber das ist eben das Sommergeschäft.“ Die Wuppertaler werden es ihm danken.

Auch die Restaurants Don Camillo & Peppone und Amalfi schließen ihre beliebten Außenbereiche bei anhaltendem Sommerwetter erst zwischen 22 und 23 Uhr, die Cafés Engel und Laurenz sogar erst nach Mitternacht. Eis und Pizza bis in die späten Abendstunden — beinahe wie in Bella Italia!

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