Land der Widersprüche : Wulf Noll veröffentlicht letzten Teil seiner China-Triologie
Wuppertal Wulf Noll liefert den dritten Teil seiner China-Story. Die Pandemie spielt da allerdings noch keine Rolle.
In Corona-Zeiten ist die Literatur der Wirklichkeit überlegen. Bleibt das reale Leben auch eingeschränkt – für die literarische Imagination gilt das nicht. Ein gutes Beispiel liefert Wulf Nolls Reisebuch „Mit dem Drachen tanzen“. Auch im letzten Teil seiner China-Trilogie ist die Pandemie noch weit weg. So kann Protagonist Robert Marian – wie sein Autor Gastdozent an einer chinesischen Universität – unbeschwert in alle Himmelsrichtungen reisen. Wo andere nur die aufstrebende Großmacht China sehen, entdeckt er ein „Land der wunderbaren Widersprüche“ und dessen 3000 Jahre alte Hochkultur.
Selbst die Atomkatastrophe vom März 2011, die vom japanischen Fukushima ausgeht und mit der das Buch beginnt, macht Marian nur vorübergehend Sorgen. Sobald klar ist, dass China von der Strahlung verschont wird, nimmt er seine Lehrtätigkeit an der Universität von Ningbo, der Acht-Millionen-Stadt bei Shanghai, wieder auf.
Einblicke, von denen
Touristen nur träumen können
Neben den Erzählungen vom Campus-Alltag nehmen die Reiseberichte breiten Raum ein. Am liebsten ist Marian mit seinen Studierenden unterwegs, die ähnlich aufgeschlossen sind wie er. Das sorgt für Einblicke, von denen Touristen nur träumen können – vor allem wenn Marian in den Semesterferien zum Familienbesuch eingeladen wird.
Natürlich gibt es ein Kapitel über die Hauptstadt Beijing. Gleich danach geht es aber in die abgeschiedene Provinz Innere Mongolei. Dort darf der Gast aus Deutschland am höchsten Fest der Mongolen, das nach uralten Bräuchen gefeiert wird, teilnehmen. Spannend sind auch die Begegnungen mit anderen „Westlern“. Zum Beispiel wenn der Reisende einen Musiker aus Wuppertal trifft. Der berichtet, er „überwintere“ in China. Und die Behörden haben nichts dagegen? Da staunt der Erzähler – und der Leser mit ihm.
Dass der Autor von „Mit dem Drachen tanzen“ seit kurzem selber Wuppertaler ist, gehört zu den Geschichten, die das Leben schreibt. Derzeit richten sich Noll und seine Frau, die japanische Künstlerin Mutsumi Aoki, in einer Elberfelder Altbauwohnung häuslich ein. Im Esszimmer mit der hohen Decke erinnert nicht nur das traditionelle Teeservice an seine Jahre in Japan und China.