Glücklich in Wuppertal Lärm verringert das Lebensglück

Wuppertal · Interview Die Glücksforscher des Wuppertal Instituts veröffentlichen ihren Abschlussbericht.

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Foto: Wuppertal Institut

Es ist ruhiger geworden um das Glück in Wuppertal. Die Forscher um die Glücks-App haben das Projekt in einen „Dornröschenschlaf“ fallen lassen, um sich erstmal um die Erkenntnisse aus den Daten zu kümmern. Und um die Zukunft des Projekts zu planen. Beendet ist die Idee lokaler Glücksforschung nämlich mitnichten.

Herr Haake, Sie werden demnächst den Abschlussbericht zur App „Glücklich in Wuppertal“ veröffentlichen. Ist das das Ende Ihrer Arbeit?

Hans Haake: Nein, es ist ein erstes Fazit und das Ende einer Finanzierungsrunde. Er wird über das FGW, Forschungsinstitut für gesellschaftliche Weiterentwicklung, veröffentlicht, die das Projekt bisher mitfinanziert haben. Zudem wird auch ein Artikel in einem englischsprachigen Journal erscheinen. Es ist ein Zwischenfazit.

Was ist Ihr persönliches Fazit?

Haake: Persönlich sehe ich einen genialen Datenschatz, den wir haben, mit dem wir arbeiten können und etwas für die Stadt beitragen können. Wir haben viel positive Rückmeldung bekommen und wollen mit den Daten jetzt weiterarbeiten. Die Anzahl der wiederholenden Teilnehmer ist allerdings hinter den Erwartungen geblieben. Daran müssen wir arbeiten und die App weiterentwickeln. Daraus können wir lernen.

Wie soll es denn weitergehen?

Haake: Ich denke, dass wir bis Ende des Jahres einen Fahrplan haben und auch Gelder am Horizont sehen. Wir stehen mit der Stadt in Verhandlungen, ob wir uns als ein Projekt der Digitalen Modellkommune, der Landesförderung für Digitalisierung, beteiligen. Aber auch wenn das nicht klappen sollte, machen wir weiter.

Sie haben in der App ja nicht nur allgemein nach Glück und Zufriedenheit gefragt, sondern auch nach der Zufriedenheit mit der Stadt. Was ist da besonders spannend?

Haake: Das sind etwa die Verkehrsthemen. Denn die Befragung zeigt etwa, wie die Teilnehmer die Infrastruktur für Auto- und Radfahrer bewerten. Die für Autofahrer wurde vor allem vor der Öffnung der B7 schlecht bewertet. Bei den Radfahrern ist das Manko geblieben.

Wie steht es um den ÖPNV?

Haake: Fußwege und ÖPNV sind durchweg relativ gut bewertet – trotz aller schlechten Nachrichten um die Situation. Dabei ist aber vor allem die Entwicklung der Zufriedenheit mit der Nutzung der Verkehrsmittel interessant.

Warum?

Haake: Bei den Autofahrern sind die, die nur ein, zwei Mal im Monat fahren am zufriedensten mit der Infrastruktur. Das nimmt ab mit der Häufigkeit der Nutzung. Je öfter man Auto fährt, desto weniger ist man zufrieden damit. Andersherum ist es beim ÖPNV. Die Zufriedenheit steigt mit der Häufigkeit der Nutzung.

Lässt sich das so sicher feststellen anhand der App-Daten?

Haake: Wir müssen vorsichtig sein mit den Zahlen. Denn wir kennen die Kausalität nicht. Aber die Vermutungen decken sich mit dem, was wir aus der Verkehrsforschung wissen. Die Schlussfolgerungen sind also naheliegend.

Werden Sie etwas mit dem Wissen machen?

Haak: Wir wollen das den WSW vorstellen, mit denen reden. Aber dahinter liegen politische Entscheidungen und unsere Macht ist begrenzt. Aber wir hoffen natürlich, das solche Erkenntnisse auch in den Fraktionen ankommen, in der Politik.

Was ist noch interessant?

Haake: Das Thema Lärm. Das zieht sich durch die Daten. Mehr als saubere Luft übrigens. Man sieht in den Stadtteilen, die etwa direkt von der A46 und B7 durchzogen werden, dass dort der Lärm ein relevanter Faktor ist. Bei der Auswertung, wie sehr die einzelnen Faktoren mit dem Glück zusammenhängen, sticht der Lärm deutlich hervor. Wer Lärm ausgesetzt ist, ist weniger glücklich.

Was lässt sich daraus machen?

Haake: Verkehrspolitisch ist Lärm ist ein schwieriges Thema. Die Dieselproblematik wird sich lösen – je nach Maßnahme geht das relativ schnell. Aber Lärm bleibt, auch mit E-Mobilität. Dabei ist das nach den Daten, die wir haben, das wichtigste Thema.

Was macht die Wuppertaler besonders glücklich?

Auch das hat mich überrascht: Kunst und Kultur. Trotz all der Einsparungen hier sagen viele, dass sie mit dem Angebot sehr zufrieden sind. Die Korrelation zum Glück ist beinahe so stark wie beim Lärm – eben nur umgekehrt.

Zum Schluss: Sind die Cronenberger bis zum Schluss die glücklichsten Wuppertaler geblieben?

Haake: Die Ronsdorfer haben gleichgezogen. Man kann sagen, die Wuppertaler auf den Südhöhen sind am glücklichsten. Um das genauer zu betrachten, bräuchten wir mehr Daten. Aber man kann jetzt schon sehen, dass dort einige Faktoren zum Glück zusammenkommen: ein gewisses Einkommen, Grünflächen und etwa relativ wenig Lärm.

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