Einkaufen Kunden kaufen bewusst in der City

Nach einer Studie stärken knapp 60 Prozent der Bürger einmal die Woche lokale Händler.

Verkaufsoffener Sonntag in Barmen, WERTH

Verkaufsoffener Sonntag in Barmen, WERTH

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Der lokale Einzelhandel gewinnt wieder an Beliebtheit - trotz der Onlinekonkurrenz. Diesen Trend zeigt eine Umfrage der Unternehmensberatung PwC, die 1000 deutsche Konsumenten für eine Studie befragt hat. Demnach kaufen mittlerweile wieder knapp 60 Prozent der Deutschen mindestens einmal die Woche in einem stationären Geschäft ein. Vor zwei Jahren waren es noch 46 Prozent.

„Ja, das hört sich so an, als könnte es stimmen“, bestätigt Thomas Helbig, Geschäftsführer der ISG Barmen-Werth, den Trend auch für Wuppertal. Gerade Aktionen wie das Heimatshoppen oder das Schokoladenfestival Chocol’Art würden zu einem geänderten Bewusstsein beitragen. Und: „Es ist bei vielen angekommen, dass dieses ewige Hin- und Hergeschicke von Internet-Bestellungen nicht so ökologisch sein kann“, sagt Helbig. Die Leute kämen wieder ganz bewusst in die Innenstadt. Dafür sei es aber gerade wichtig, dass die Einzelhändler den Kunden etwas Außergewöhnliches zu bieten haben: „Man findet bei unserem Einzelhandel Sachen, die man gar nicht gesucht hat. Im Internet findet man nur genau das, was man gesucht hat.“

Matthias Zenker, Vorstandsmitglied der IG1, hat ebenfalls mitbekommen, dass ein Umdenken bei einigen Kunden eingesetzt hat: „Der Trend ist definitiv dort zu erkennen, wo es gute Beratung gibt.“ Der Weg sei im Einzelhandel somit das Ziel. „Wir werden immer mehr zu Dienstleistern“, beschreibt Zenker das neue Selbstverständnis an der Verkaufstheke. Der Laden funktioniere auch als Treffpunkt. Zenker merke, dass die Kunden auch den emotionalen Aspekt des Einkaufs brauchen. „Dieser persönliche Austausch fehlt uns Menschen.“

Elberfeld und Barmen planen je vier verkaufsoffene Sonntage

Da diese Bindung jedoch nur bei denjenigen funktionieren kann, die schon einmal den Fuß über die Ladenschwelle gesetzt haben, betonen die Einzelhändler die elementare Wichtigkeit von verkaufsoffenen Sonntagen, so wie gerade erst im Rahmen der Chocol’Art in Barmen. „Da sprechen wir auch Leute an, die sonst in der Woche keine Zeit zum Einkaufen haben“, sagt Thomas Helbig. Zudem habe ein Event wie das Schokoladenfestival eine Zugkraft, die über die Grenzen Wuppertals hinaus gehe und so ganz neue Kunden erschließe.

Zenker sagt: „Wenn wir die City zum Wohnzimmer der Stadt machen wollen, dann ist so ein Sonntag ganz wichtig.“ Leider sei, was die verkaufsoffenen Sonntage angehe, aktuell die Verunsicherung größer denn je. „Wir haben gemerkt, dass das am Ende eine reine Auslegungssache ist, welche Termine erlaubt werden und welche nicht.“

Die Vorbereitungen für die Termine 2019 laufen bereits. Ende September setzten sich auf Einladung von Oberbürgermeister Andreas Mucke Stadt, IGs, Einzelhandelsverband, Wuppertaler Marketing, Gewerkschaftsbund und Verdi für ein erstes Gespräch zusammen. „Eine Vorlage für alle verkaufsoffenen Sonntage des kommenden Jahres soll dem Rat zur Sitzung im Dezember oder spätestens im Januar vorgelegt werden“, sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann.

Elberfeld wünscht sich vier Shoppingsonntage: zum Elberfelder Cocktail, zum Heimatshoppen, zu Halloween und zum Weihnachtsmarkt. Barmen plant eine Öffnung der Geschäfte zu „Barmen Live“, dem Langen Tisch zu 90 Jahren Wuppertal, während der Chocol’Art und am 2. Advent.

Silke Iffländer, stellvertretende Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Düssel-Rhein-Wupper, stellt im Gespräch mit der WZ klar, dass sich an der Ausgangslage nichts geändert hat: „Wenn wir feststellen, dass eine Sonntagsöffnung rechtswidrig ist, werden wir weiter klagen.“ Positiv hebt sie hervor, dass die Planungen für die verkaufsoffenen Sonntage bereits so früh starten, damit es rechtzeitig Klarheit für Händler und Kunden gibt. Eine ausführliche Prüfung der Wunschtermine stehe noch bevor. Wohl aber bemerkt Iffländer zu den Elberfelder Anlässen „Heimatshopping“ und „Halloween“, dass man diese sicher noch einmal „konkret hinterfragen“ müsse.

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