„Zettels Traum“: In Skizzen zeigt sich das Genie

Von der Heydt-Museum will für Zeichnungen begeistern. Ab dem 13. März ist eine der besten Graphiksammlungen zu sehen.

Wuppertal. „Wer Künstler wirklich kennen lernen und ihnen nahe kommen will, muss ihre Zeichnungen, Entwürfe und graphischen Werke studieren.“ Da passt es bestens, dass Gerhard Finckh Entsprechendes bereithält. Von den rund 200 Kostbarkeiten, die ab dem 13. März im Von der Heydt-Museum zu sehen sind, schwärmt der Direktor schon jetzt: „Wie viel mehr von der Originalität, vom Gedankenflug, von den Überlegungen zur Form lässt sich in einer Zeichnung oder Radierung eines großen Künstlers erahnen als im zu Ende komponierten Gemälde!“

Es sind pathetische Töne, mit denen Finckh „Zettels Traum“ ankündigt. „Die Zeichnungssammlung Bernd und Verena Klüser“, so der Untertitel der Ausstellung, die er bis zum 19. Juni am Turmhof präsentiert, soll nicht weniger als „die schönsten Blätter der bekanntesten Künstler aus fünf Jahrhunderten“ umfassen.

Dabei weiß Finckh sehr wohl, dass (noch) nicht alle die schwärmerische Begeisterung für Zeichnungen teilen. Meist sind es Gemälde, die Gäste erwarten, wenn Meistermaler gefeiert werden — also bekannte Motive, farbenfrohe Bilder oder große Formate, die die Blicke auf sich ziehen und die Massen in Museen locken. Graphiken und Radierungen runden das Ganze mitunter ab, sind aber oft nur Beiwerk. Selten gibt es Ausstellungen, die sich allein um Zeichnungen drehen.

Das soll sich ändern — zumindest in Elberfeld. Denn Finckh will ein Zeichen setzen — mit Werken von Klee, van Dyck, Delacroix, Matisse, Beuys und Warhol. Wenn „Zettels Traum“ Realität wird, soll die Sonderausstellung Gästen einen „Einblick in eine der besten Graphiksammlungen“ ermöglichen. Denn: „Oft ist die Skizze viel aufregender und innovativer als das, was später im Gemälde passiert“, sagt Finckh.

Er behauptet das nicht einfach so, sondern hat auch direkt ein Beispiel parat. „Rubens etwa machte eine Skizze, drückte sie im Zweifelsfall einem Mitarbeiter in die Hand und sagte: ,Mach mal.’ Nur die Skizze ist dann also wirklich von Rubens. Dort zeigt sich das Genie.“ Doch auch jenseits von Rubens können Vorzeichnungen die ideale Basis für kunstvolle Experimente sein, wie der Experte weiß: „In Zeichnungen gelang Ausnahmekünstlern wie Rubens etwas ganz Neues. In ihr ist der göttliche Funke am sichtbarsten.“ Während Zeichnungen oft für neue Wege, Frische und Temperament stünden, „können die Ausführungen, also die fertigen Gemälde, manchmal etwas steif wirken“. Es lohnt sich also, bei „Zettels Traum“ ganz genau hinzuschauen.

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