Konzert in Wuppertal : Zane Zalis gibt Holocaust-Opfern eine würdevolle Stimme
„I Believe – A Holocaust Oratorio For Today“: Ein denkwürdiger Abend mit emotionaler Tonsprache in der Historischen Stadthalle.
„Wenn ich einmal wirklich an der Macht bin, dann wird die Vernichtung der Juden meine erste und wichtigste Aufgabe sein… So lange bleiben sie hängen, wie es nach den Gesetzen der Hygiene möglich ist, sobald man sie abgeknüpft hat, kommen die nächsten dran, und das geschieht so lange, bis der letzte Jude in München ausgetilgt ist. Genauso wird in den anderen Städten verfahren, bis Deutschland vom letzten Juden gereinigt ist“.
Diese Sätze äußerte Adolf Hitler gegenüber dem Journalisten Josef Hell in einem Interview bereits im Jahr 1922, zwei Jahre vor der Entstehung seiner zweiteiligen politisch-ideologischen Programmschrift „Mein Kampf“. Trotzdem kam er 1933 an die Macht.
Der schreckliche Rest ist Geschichte, sollte aber in den Köpfen wach bleiben, um Lehren daraus zu ziehen und Sorge dafür zu tragen, dass der Antisemitismus, der damals zum Holocaust führte, nie mehr Oberhand gewinnt. Der kanadische Komponist Zane Zalis setzt sich eifrig dafür ein und schrieb deshalb sein vor zehn Jahren uraufgeführtes umfangreiches Werk „I Believe – A Holocaust Oratorio For Today“ (Ich glaube – ein Holocaust-Oratorium für heute), in dem besagtes Zitat vorkommt. Die Kulturabteilung der Bayer-Werke hat es nun möglich gemacht, dieses Opus in den Großen Saal der Stadthalle zu holen.
Der Kinderchor steht für die
1,5 Millionen getöteten Kinder
Für eine große Besetzung hatte sich Zalis entschieden. Der Erwachsenenchor widerspiegelt Hoffnung und Hilflosigkeit der Verfolgten. Ein Kinderchor steht für die 1,5 Millionen umgebrachten Kinder mit ihren Sorgen, Nöten und Ängsten. Drei Gesangssolisten übernehmen die Rollen von zwei jüdischen Opfern und einem Vertreter der Täter. Ein Sprecher rezitiert Texte unter anderem über grauenvolle Ereignisse während der Nazi-Zeit. Das Orchester changiert zwischen bedrohlich-brutalen und deprimiert-verzweifelten Klangfarben.
Ein musikalisches
Wechselbad der Gefühle
Die Musikstile sind vielfältig. Eingängig Melodien tendieren hin zum Musical mit Reminiszenzen an Leonard Bernstein. Harmonische Dur-Moll-Klänge gehen über in Disharmonien und knallhart hämmernden Rhythmen. Zu der sehr emotionalen Tonsprache kann man in ein Wechselbad der Gefühle eintauschen.