WZ-Video: Hinter den Kulissen des Von der Heydt-Museums

Jedes Kunstwerk, das im Von der Heydt-Museum ausgestellt wird, geht durch die Hände des Restaurators Andreas Iglhaut. Er wacht auch über die Schatzkammer des Museums, das Depot.

Wuppertal. Andreas Iglhaut ist ein friedliebender Mensch. Ein zurückhaltender Zeitgenosse, der eine Ruhe ausstrahlt, wie man sie erwartet, wenn man ganz unten angekommen ist - in den Katakomben des Von der Heydt-Museums, in denen es zwar kein Tageslicht, aber viele Schätze gibt. Wer sich hier, im Depot des Elberfelder Kunsttempels, zurecht finden will, braucht sie auch: Geduld, Übersicht und Gelassenheit.

Doch gerade dann, wenn keiner vermutet, dass sich der Restaurator nicht nur zwischen den 2000 Gemälden des Museums, sondern auch mit Pistolenschüssen auskennt, passiert es: Iglhaut verrät, wie es ist, wenn die Kugeln fliegen. Denn selbst in Wuppertals gut geschützter Schatzkammer kann man so manche Überraschung erleben: "Als wir Leihgaben aus Bukarest gezeigt haben, hat es im Rahmen noch nach Pulverdampf gerochen", erzählt Iglhaut, der die Spuren, die fliegende Patronen, der Zahn der Zeit oder gar eine falsche Lagerung verursacht haben, natürlich beseitigt - sofern er es kann und in Ansprache mit Ausleihern und Kuratoren überhaupt darf.

Dafür, was in Bukarest passiert war, hat er eine Erklärung: "Da hatte der Geheimdienst sein Hauptquartier im staatlichen Museum aufgeschlagen. Bei Scharmützeln wurden die Meisterwerke beschädigt." Iglhaut erzählt das eher nüchtern - dem Hüter der Schatzkammer geht es nicht darum, was war, sondern darum, was ist. Jedes Bild, das im Museum ausgestellt wird, geht durch seine Hände. Kleinere Schönheitsfehler kann er auf die Schnelle beheben. Ob größere Mängel noch kurz vor Ausstellungsbeginn behoben werden können, "wird mit dem zuständigen Kurator ausdiskutiert".

Wer trotz allem noch denkt, dass ein Leben im Kunstlicht-Depot langweilig sein könnte, hat sich noch kein Bild von den Dimensionen gemacht: 2000 Gemälde und 450 Skulpturen wollen im Von der Heydt-Museum gehegt und gepflegt werden. Dazu kommen Leihgaben aus aller Welt, die noch mehr Bewegung in die Ausstellungsräume bringen.

Die Meisterwerke reisen in Klimakisten an, die sie vor Temperaturschwankungen bewahren sollen. Sind sie einmal da, überprüft Iglhaut als erstes, ob sie den Transport unbeschadet überstanden haben: "Wir protokollieren den Zustand beim Ein- und Ausgang, damit es nachher nicht heißt, ein Gemälde sei bei uns beschädigt worden."

"Alterungsprozesse lassen sich nicht aufhalten, schon wegen der Licht- und Klimaeinflüsse nicht", weiß Iglhaut. Entscheidend ist, ob Unebenheiten Risse oder bloß Altersflecken sind. Manchmal sieht allerdings auch ein Auspacker sprichwörtlich alt aus: Als eine Klimabox geöffnet wurde, staunte er jedenfalls nicht schlecht. "Da war ein ganz anderes Bild drin, als wir erwartet hatten."

Kein Wunder: Die Spedition hatte die Kisten vertauscht. Damit die eigenen Schätze nicht verwechselt werden, herrscht im Depot übrigens eine strenge Ordnung. Sortiert wird nach dem Alphabet - von A wie Andreas Achenbach bis Z wie Heinrich von Zügel. So weiß der Restaurator ganz genau, welche Schützlinge er reglmäßig unter die Lupe nehmen muss.

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