WZ TV: Kinder- und Jugendtheater spielt „Tintentod“

Aus einem Internisten wird ein Buchbinder: Tobias Uhl spielt eine Hauptrolle in „Tintentod“.

Wuppertal. Ein Internist macht Theater. Und das regelmäßig. Wenn sich Tobias Uhl nicht gerade im Petrus-Krankenhaus um seine Patienten kümmert, steht er selbst im Rampenlicht - diesmal, bei einer Probe des Kinder- und Jugendtheaters, sogar mit einem Pflaster am Finger.

Was er gemacht hat? "Gurken geschnitten", verrät er betont leise und mit einem verlegenen Lächeln. Tochter Lioba hat es trotzdem mitbekommen. Die Zehnjährige gibt prompt einen Kommentar ab. "Stimmt. Der Gurkensalat war echt lecker!", sagt sie und ist sichtlich stolz auf das, was ihr Vater leistet - in der Küche genauso wie auf der Theaterbühne.

Dort wartet eine zauberhafte Aufgabe auf den Familienvater: Der Arzt wird Buchbinder. Denn das Wuppertaler Kinder- und Jugendtheater setzt auf einen Bestseller und viel Fantasie, bringt eine Zauberwelt ins Berufskolleg und freut sich auf ein fantastisches Finale: "Tintentod" ist der letzte Teil der Trilogie nach den Romanen von Cornelia Funke.

Weil er es ab dem 5. September als Buchbinder Mo mit fabelhaften Wesen zu tun bekommt, hat sich Uhl extra Urlaub genommen. Denn wenn sich der Arzt seiner zweiten Berufung hingibt, will er mit ganzem Herzen dabei sein. Und in der Endphase einer Produktion zählt nunmal jede Minute, die geprobt werden kann. Auch wenn Uhl ein "alter Hase" im Kinder- und Jugendtheater ist und weiß, wie man sich im Rampenlicht bewegen muss.

Vor 29 Jahren stand er zum ersten Mal im Mittelpunkt. Da war er 13, aber vor der Premiere nicht weniger aufgeregt als heute. "Wir haben ,Pünktchen und Anton’ gespielt", erzählt Uhl, der immer noch ganz begeistert ist, wenn er an den ersten Auftritt an der Seite von Lars Emrich denkt. Mit"wir" ist nämlich einer gemeint, der schon genauso lange Theater macht: Lars Emrich hat im Wuppertaler Ensemble Karriere gemacht, sich erst vom Schauspieler zum Regieassistenten gemausert, später ganz den Regiestuhl übernommen. Heute ist er künstlerischer Leiter - und guter Dinge, auch mit seiner neuen Inszenierung ins Schwarze zu treffen.

Schließlich soll die fantastische Geschichte auch die berühren, die Funkes Romane nicht kennen. "Man versteht das Stück, auch wenn man die Trilogie nicht gelesen hat", verspricht Emrich. Es geht ja auch um das, was eigentlich jeder kennt: Liebe und Schmerz, Verrat und Freundschaft, Angst und Tod. Vor allem aber geht es um ein Zusammenspiel von alten Hasen und jungen Theater-Küken. "Wir besetzen Rollen altersgerecht", betont Emrich. Deshalb wird aus der 14-jährigen Charlott Hoebel auch Meggie, die in der Vorlage zwölf ist. "Ich fühle mich bei den erwachsenen Schauspielern gut aufgehoben", sagt sie. Klar, dass so viel Unterstützung motiviert. "Ich überlege mir schon, mein Hobby mal zum Beruf zu machen."

Auch Uhl hat das in Erwägung gezogen, sich dann aber doch hauptberuflich für die Rolle des Arztes entschieden. Sein Lampenfieber pflegt er "nebenbei" - mit Leidenschaft. Diesmal ist er als Buchbinder Mo ein begeisterter Vorleser. Ob er das auch privat ist? "Na klar!" Nicht nur Lioba kann das mit glänzenden Augen bestätigen. Auch ihre Schwester Delia (8) ist stolz auf den Vater. Mutter Katja Uhl ist es sowieso. Sie lernte ihren Mann im Kinder- und Jugendtheater kennen und versorgt ihn nun mit allem, was er braucht: Sie ist Chefin der Requisite und muss nicht befürchten, dass dem Theater die Jungtalente ausgehen. Denn Lioba und Delia spielen selbst schon kleine Rollen.

Den Internisten freut’s. Er ist ganz im Glück, dass seine Töchter Blut geleckt haben. "Es sind eben echte Theaterkinder."

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