WZ TV: 500 Jugendliche kommen zur Hip Hop Academy

Es gab Kurse, einem Konzert und eine internationale Tagung - und zum Beispiel die Erkenntnis, dass ein Plattenteller auch ein Instrument ist.

Wuppertal. "Im wahren Leben bin ich Punkrocker." Ganz ehrlich: So richtig glauben kann man es Andreas Hallmann-Rieger nicht - jedenfalls nicht, wenn er sich wie heute unter die Rapper mischt und die ersten Drehversuche am Plattenteller startet. Denn in der Bergischen Uni geht es rund. Die Hip Hop Academy macht’s möglich.

Und so wird aus Hallmann-Rieger, der im wahren Leben nicht zuletzt auch Lehrbeauftragter ist, wieder ein wissbegieriger Schüler. "Künstlerisches Gruppenspiel" unterrichtet der Band-Experte normalerweise. Doch heute ist alles anders. In einem Workshop wechselt er die Seiten - und die Musikrichtungen. Stolz wie ein Meister-Rapper steht der Punkrocker am Mischpult und strahlt über das ganze aufgeregte Gesicht. "Wir sind ja alle Kollegen", sagt er augenzwinkernd zu DJ Phekt, der als Kursleiter den Ton angibt. Von ihm hat er heute "gelernt, dass ein Plattenteller tatsächlich ein Instrument ist".

Nicht nur deshalb hat sich die zweite Academy gelohnt. Rund 500 Teilnehmer hat sie angelockt - darunter die internationale Elite der Hip Hop-Szene, die am Freitag zum Konzert in den LCB kam und bis Sonntag auf einer Tagung wissenschaftlich erforscht, was den Sprechgesang so besonders macht. Workshop-Teilnehmer haben diese Frage schon seit Montag für sich beantwortet - ganz praktisch. "Alle Kurse sind ausgebucht", freut sich Organisator Oliver Kautny. Kein Wunder: "Ich kenne nichts Vergleichbares in der westlichen Welt."

Hip Hop im Hörsaal - das gibt es eben nur in Wuppertal. Denn diese Woche ist für Schüler und Studenten reserviert. In der Uni und der Gesamtschule Barmen lernen sie, wie man rappt, mixt und sampelt. Der Start einer DJ-Karriere dürfte das für die meisten trotzdem nicht sein. Für die Musikpädagogen von morgen geht es vielmehr darum, ein Taktgefühl für die Vorstellungen, Vorlieben und Visionen von Schülern zu entwickeln. "Viele hören Hip Hop. Und das ist mehr als eine Musikrichtung, es ist ein Lebensgefühl." Da sind sich Johanna Schwall, Johanna Kirsch und Tom Knevels einig. Übrigens auch darin, dass der Einsatz am Plattenteller eine runde Sache ist. "Wir können jetzt scratchen!" Und das heißt? "Kratzen."

DJ Phekt erklärt ihnen, was einen guten DJ von einem schlechten unterscheidet: Der eine bringt seine Gäste zum Wippen, der andere aus dem Takt. Das Ergebnis spricht für sich: Die Studenten hören auf den Österreicher, wippen mit und wagen sich selbst ans Experiment. Erst eher schüchtern, dann immer begeisterter.

Das ruft förmlich nach einer Verlängerung. Zumal das Programm im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt wurde. "Die Nachfrage ist groß" - und Kautny hörbar zufrieden. Ob es eine dritte Academy gibt, hängt allerdings davon ab, ob sie finanziert werden kann. Mit dem Stargast der Tagung, dem Public-Enemy-Produzenten Hank Shocklee, musste Kautny eisern verhandeln. Am Ende hat der New Yorker zugesagt - "weil das Projekt in Wuppertal einfach einzigartig ist".

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