Kultur Ölbilder aus Nicaragua auf dem Weg zurück in ihre Heimat

Wuppertaler Verleger will knapp 50 Werke zurückgeben. Sie sollen dort die Kunst des Landes bei Touristen bekannter machen.

 Hermann Schulz mit einem der Ölbilder, die zurück nach Nicaragua gebracht werden sollen.

Hermann Schulz mit einem der Ölbilder, die zurück nach Nicaragua gebracht werden sollen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

In handgezimmerten Kisten lagern die Bilder bei Hermann Schulz im Keller. In den 1980er Jahren malten einfache Bauern aus Nicaragua das Neue Testament und den Kreuzweg. Die farbenfrohen und lokalhistorisch interessanten Bilder fanden damals großen Anklang in Deutschland, wurden im Laufe der Jahre in vielen Ausstellungen in der ganzen Republik gezeigt. Doch jetzt ist es ruhig geworden um diese Bilder. Hermann Schulz (81 Jahre) und sein enger Freund in Nicaragua, der Dichter Ernesto Cardenal (94 Jahre), haben deshalb beschlossen, die Bilder dem Volk in Nicaragua zurückzugeben.

Bauern und Fischer
griffen zu Pinsel und Farbe

„Damals war das ein Riesen-Erfolg“, erzählt Schulz. Der Verleger und Autor organisierte mit Hilfe von Wuppertaler Sponsoren und der katholischen Landjugend Farbe und Pinsel. Die Bauern und Fischer, die als Analphabeten abgeschieden auf der Inselgruppe Solentiname im Nicaraguasee wohnen, hatten vorher keinen Zugang dazu. Ein faszinierendes Jesus-Bild eines Bauern hatte Schulz und den Solentiname-Priester Cardenal auf die Idee gebracht, das ganze neue Testament illustrieren zu lassen. 33 Bilder entstanden so. Ein Jahr später folgten weitere 15 Bilder zum Kreuzweg Jesu.

„Ich kenne fast jeden der Maler persönlich“, erzählt Hermann Schulz. Viele hätten auf den Bildern Familienangehörige verewigt. Auch die Soldaten der Diktatur, die zu dieser Zeit die Zivilbevölkerung bedrängten, tauchen in den Bildern auf. Als Hintergrund dient eine üppige, knallbunte Vegetation.

Nachdem das Interesse an den Bildern nachließ, dachten Schulz und Cardenal über einen Verkauf nach; Interessenten gab es jedoch nur für einzelne Bilder. „Ich wollte aber, dass alles zusammenbleibt“, betont Schulz. Deshalb entstand die Idee, die Bilder an ihrem Ursprungsort zu zeigen. Am liebsten auf den Inseln von Solentiname, aber dort gibt es keinen geeigneten Ausstellungsort. Jetzt sind die Organisatoren auf der Suche nach Ausstellungsräumen. Konkret wurde diese Idee bei einer Ausstellung vergangenes Jahr im Katholischen Stadthaus in Elberfeld sowie im April 2019 in Hannover.

Ein Problem, das vorher gelöst werden muss, sind die hohen Versandkosten. „Für den Transport nach Übersee sind spezielle Versandkisten nötig“, sagt Hermann Schulz. Aufwändig muss er die exakten Maße jedes Bildes angeben und die Bilder versichern lassen. Rund 4000 Euro kostet der Transport nach Nicaragua. Die Sparkasse hat eine Anschubfinanzierung zugesagt.

Ein weiteres Problem: Die Bilder haben keine Papiere. In den 80er Jahren hat Hermann Schulz nicht daran gedacht, Versandunterlagen aufzuheben. Jetzt besteht die Gefahr, dass er Zoll für die Bilder bezahlen muss, oder dass die Regierung sie für sich beansprucht. „Ich werde sie wohl deshalb erst einmal als Leihgabe verschicken“, sagt Schulz. „Das ist ein richtiges Abenteuer.“

Zum Team gehört auch die Wissenschaftlerin Dorle Meyer vom Deutschen Museum in München. Sie hat ein Ausstellungs- und Vermittlungskonzept für die Bilder erarbeitet. Denn den Verantwortlichen ist es wichtig, mit diesen Bildern einerseits die Kunst Nicaraguas bei Touristen bekannt zu machen, und andererseits die Einheimischen an sie heranzuführen. „Es gibt auf der ganzen Welt nichts vergleichbares“, betont Schulz, der vor drei Jahren das letzte Mal vor Ort war. Der Botschafter von Nicaragua unterstützt das Vorhaben. Gleichzeitig erarbeiten Studierende der Bergischen Universität ein pädagogisch-historisch-theologisches Arbeitsbuch zu den Bildern.

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