Wuppertaler Meisterwerke : Ein Ensemble wie auf einer Bühne
Der „Sitzende Mädchenakt mit Blumenvasen“ von Paula Modersohn-Becker ist zurzeit im Von der Heydt-Museum zu sehen.
Das Bild des sitzenden Mädchens ist eines der größten, das Paula Modersohn-Becker gemalt hat, und mit seinen 89 x 109 cm ein außergewöhnlich breites Querformat. Die Malerin hat hier aus einzelnen Elementen ein Ensemble komponiert, das sie uns wie auf einer Bühne darbietet: Mittig thront das Mädchen auf einem grünen Kissen, das eher ein flächig gemalter Hügel aus grüner Farbe ist. Die Blumen in den Vasen sind mit breiten schwarzen Strichen konturiert und nur wenig plastisch moduliert. In gleicher Weise stilisiert Paula Modersohn-Becker auch Gesicht und Körper des Mädchens, das die ganze Bildhöhe einnimmt, und mit dieser Größe und in dieser Reduktion äußerst monumental wirkt.
Seine gelbgoldene Haut strahlt förmlich vor dem tiefblauen Hintergrund und vermittelt lebendige Wärme inmitten der kostbar wirkenden, starken Farbigkeit der übrigen Bildelemente. Der rote Vorhang am linken Bildrand bildet die notwendige Ergänzung zum Dreiklang der Grundfarben.
Die Statik des Kinderakts und der fast starr wirkende Blick werden konterkariert von den Blumen, die auf dieser Bühne jeweils eine eigene Rolle zu spielen scheinen. Die langstieligen mit glockenartigen Blüten zur Linken und zur Rechten neigen sich in sanftem Bogen dem Kind zu und bilden so eine feierliche Umrahmung. Die Blumen in der Vase im Rücken des Kindes scheinen dessen Charakter zu entsprechen: schlicht und einfach. Die nelkenartigen roten Blüten auf dem Boden wirken üppig und voll und weisen aus dem Bild hinaus. Rätselhaft wirkt die dunkle Blume in der Hand des Kindes und ebenso die leere weiße Schale zu seinen Füßen.