„Ohrenöffner“-Konzert Wuppertaler Sinfonieorchester zeigt die Entwicklung der Trompete

Wuppertal · Beim „Ohrenöffner“-Konzert des Wuppertaler Sinfonieorchesters wird deutlich, welche musikalischen Möglichkeiten das Blasinstrument Trompete bietet.

 Das Blasinstrument Trompete stand im Mittelpunkt der Veranstaltung des Sinfonieorchesters – gespielt auch von Robert Essig.

Das Blasinstrument Trompete stand im Mittelpunkt der Veranstaltung des Sinfonieorchesters – gespielt auch von Robert Essig.

Foto: Fischer, Andreas H503840

„Ohrenöffner“ ist eine Veranstaltungsreihe des Sinfonieorchesters Wuppertal, mit dem Ziel, dem Zuhörer die Ohren zu öffnen. Man kann es auch weniger banal, dafür unspektakulär ausdrücken: Es handelt sich um eine musikalische Fortbildung, die sich in der Citykirche Elberfeld diesmal dem Thema „Trompete“ widmete.

Wann und wo sind in der Geschichte der Menschheit zum ersten Mal Blasinstrumente aufgetaucht, die der Trompete ähnlich waren? Wie hat sich das Instrument in den vergangenen 450 Jahren entwickelt? Welche symbolische Bedeutung damals und welchen Stellenwert heute hat dieses Instrument in seiner Entwicklung erlangt?

Fragen, die der Moderator Björn Woll, selbst praktizierender Flötist und Autor, im dritten „Ohrenöffner“-Konzert dem interessierten Zuhörer beantworten wollte. Zusammen mit vier Trompetern der Wuppertaler Sinfoniker und einem Pianisten eröffnete er die Matinée mit einem Bläserquartett von Torelli.

Dann begann die Vorlesung, die mit passenden Instrumenten die Stationen der Trompetengeschichte vorführte. Im alten Ägypten fand man als Grabbeilage bereits in der Bronzezeit ein dem Horn eines Stieres nachempfundenes Metall-Instrument. Seit jeher war die Trompete ein Symbolinstrument für Herrscher und Adel, wurde in der Frühbarockzeit vor etwa 450 Jahren als Signal- und Kriegsinstrument eingesetzt, dann von der Kirche übernommen (berühmtes Beispiel: „Jauchzet, frohlocket“, der Eingangschor aus Johann Sebastian Bachs „Weihnachtsoratorium), um schließlich seit der Klassik bis zur Spätromantik im Bereich von Konzert und Oper ihren festen Platz zu finden.

Ausschlaggebend für die wachsende Bedeutung in der klassischen Musik von Haydn bis Mahler war die Entwicklung der Klappen- und Ventil-Trompete. Diese Erfindung ermöglichte eine chromatische Melodieführung über einen enorm großen Tonumfang, während die früheren Blasinstrumente nur mit unsauberen Naturtönen agierten und in höchsten Lagen eine begrenzte Melodieführung erlaubten. Inte­ressant zu erfahren, dass die Erweiterung der tonalen Möglichkeiten durch die Erfindung der Ventil-Trompeten einhergeht, mit der durch die Aufklärung angestrebten Öffnung zum Bürgertum. Seit dieser Zeit war die Trompete nicht mehr ein Instrument des herrschenden Adels, sondern hielt Einzug in Konzerte (Haydns berühmtes Trompetenkonzert) und Oper (seit Mozarts Zauberflöte). Die Trompete entwickelte sich von  einem kraftvollen sonoren Signalklang zu einem mit anderen Instrumenten verschmelzenden orchestralen Mischklang („Carmen“-Vorspiel von Bizet). 1796 wurde die erste Klappen-Trompete erfunden, die Haydn zu seinem Solokonzert inspirierte, 1832 wurden die weitaus flexibleren Dreh- und Pumpventil-Instrumente entwickelt, die den Weg zum heute gängigen modernen Instrument ebneten.

Für Wagner, Berlioz, Bruckner, Mahler, Bizet waren die Clarinos und Cornetts (so werden sie fachlich auch bezeichnet) nutzbar, um variable Tonarten und variable Klänge zu realisieren. Profitiert hat auch der Jazzer Louis Armstrong von dem modernen Spielgerät. Gilt die Trompete aus alter Tradition als ein männliches Instrument, so übernehmen heute immer mehr hochqualifizierte Frauen das Bläserregiment. Physische Kondition, Kraft und Mut sind Voraussetzung für die Beherrschung der Trompete,  was viel mit der Erlangung der richtigen Spieltechnik zu tun hat.

Als Zugabe des informativen Events gab es Rafael Mendez’ „Polka in the box“  und dazu herzlichen und dankbaren Applaus.

Das nächste „Ohrenöffner“-Konzert widmet sich am 5. Februar der französischen Musik, es findet wieder in der Citykirche Elberfeld statt.

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