Wuppertaler Polizisten gehen singend auf „Diplomatenjagd“

Das Ensemble tritt augenzwinkernd oder auch ganz klassisch auf — dabei ist nur jeder fünfte Sänger tatsächlich Polizeibeamter.

Wuppertal. Es gibt Namen, die für sich sprechen. Namen, die irreführend sind. Und Namen, die schon vom Klang her Respekt einflößen. Der Polizeichor Wuppertal hat von allem etwas. Oder besser gesagt: Er hat von allen etwas.

Mit Vorurteilen kann deshalb ganz schnell aufgeräumt werden: Wer glaubt, dass im Polizeichor nur Uniformierte den Ton angeben, irrt sich ganz gewaltig. „Wir verstehen uns als Bindeglied zwischen Polizei und Bevölkerung. Vom Anstreicher bis zum Architekten — wir haben alles bei uns“, betont Axel Hellwinkel (63), der seit 1973 im Polizeichor mitmischt und inzwischen als Vorsitzender nach dem Rechten sieht.

Dabei hat die „Symbiose aus vielen Berufen“ einen guten Grund: „Die Sänger finden sich in einer großen Gemeinschaft wieder. Darum geht es ja auch beim Singen — die soziale Komponente spielt eine wichtige Rolle.“

Das klingt an sich nicht neu, ist dem 63-Jährigen aber eine Herzensangelegenheit, die in jüngster Zeit durchaus frische Impulse erhält. Weshalb? Weil nicht nur verschiedene Berufe und Stimmlagen im Wuppertaler Polizeichor vertreten sind. Auch das Repertoire lebt von der richtigen Mischung.

Schlager, Kirchenlieder, Gospelklänge — die 60 Mann starke Truppe ist längst nicht nur in der klassischen Männerchor-Literatur zu Hause. Jüngst ist das Ensemble erstmals bei einem Gedenkgottesdienst für verstorbene Kollegen aufgetreten.

„Das war sehr ergreifend“, sagt Hellwinkel. „Wir können aber genauso gut losfetzen, irische Folksongs in Kanada präsentieren oder augenzwinkernd Reinhard Meys ,Diplomatenjagd’ verkaufen.“ Grundsätzlich gilt: „Alle modernen Konzerte singen wir ohne Noten. Die klassischen Auftritte hingegen absolvieren wir mit Notenmappe.“ Die singenden Polizisten können beides.

Tatsächlich sind „nur“ 20 Prozent der Sänger Polizeibeamte. Den Reist eint das Ziel, das Leben gemeinsam in Dur und Moll wahrzunehmen: „Die einzige Voraussetzung, um bei uns mitzusingen, ist die Liebe zur Musik“, betont der 1. Tenor. Zukunftssorgen hat er nicht. Kein Wunder: Das letzte große Konzert — der Auftritt mit Angelika Milster in der Friedhofskirche — war ausverkauft und mit 1000 begeisterten Gästen ein voller Erfolg. „Wir waren einer der ersten Polizeichöre, die sich der Pop- und Gospelmusik geöffnet haben. Das hat uns viele neue Zuhörer gebracht.“ Die Vielfalt begeistert auch im Ausland: Als die Wuppertaler 2005 in Liegnitz auftraten, zogen sie alle Blicke auf sich. „Ein deutscher Polizeichor singt die polnische Nationalhymne — das war eine Sensation in Polen“, sagt Hellwinkel, der dem ganz besonderen Noten-Fieber schon als Achtjähriger in der Wuppertaler Kurrende erlegen ist und heute als Polizeichor-Vorsitzender den richtigen Ton trifft.

Am kommenden Samstag soll der Name übrigens Programm sein: Beim „Weihnachtskonzert“ in der Katholischen Kirche St. Suitbertus will sich der Chor von seiner festlichen Seite zeigen.

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