Mozart in der Oper Endlich wieder ein Auftritt vor Publikum

Wuppertaler Kurrende wirkt bei Zauberflöten-Inszenierung der Oper mit.

 Acht Jungs der Wuppertaler Kurrende bereiten sich auf die Knabenrollen in Mozarts „Die Zauberflöte“ vor - erste Opernpremiere der Spielzeit.Foto: Anna Schwartz

Acht Jungs der Wuppertaler Kurrende bereiten sich auf die Knabenrollen in Mozarts „Die Zauberflöte“ vor - erste Opernpremiere der Spielzeit.Foto: Anna Schwartz

Foto: Schwartz, Anna (as)

Die Münchener haben den Tölzer Knabenchor, die Wuppertaler die Kurrende. Was immer wieder künstlerische Kooperationen zwischen Opernhaus und Chor ermöglicht. In der letzten Spielzeit war es Jonathan Doves  Mitmachoper „Das Labyrinth“, nun ist es Wolfgang Amadeus Mozarts „Die Zauberflöte“. Schon bei der Inszenierung 2009 wirkte die  Kurrende mit. Der Komponist sieht drei Knaben vor, die die Prinzipien der Humanität verkörpern und sowohl Pamina als auch Papageno vor dem Selbstmord bewahren. Acht Kurrende-Jungs im Alter von neun bis 13 Jahren bereiten sich auf ihren Auftritt vor. Unter Coronabedinungen  kein einfaches Unterfangen, aber ein vielversprechendes: Winkt doch endlich wieder ein Auftritt vor Publikum.

Ein Casting ist eine sensible Sache, das ist bei Erwachsenen so und ist bei Kinder nicht anders. Das weiß auch Markus Teutschbein, der in einem Drei-Phasen-Verfahren vorging, um die passenden Knaben für die Oper zu finden. Sie müssen Entwicklungspotential und Motivation, auch im Hinblick auf die nächste Spielzeit, mitbringen. Außerdem muss der Chorleiter der Kurrende  im Blick haben, dass die Jungs  in den Stimmbruch kommen können. „Das ist so ein bisschen der Blick in die Glaskugel“, lächelt er tapfer. Nicht zu vergessen  das Feingefühl, das er einsetzen muss, um weder Kinder noch Eltern zu enttäuschen.

Also lud er jeden, der mitmachen wollte ein (Phase eins), ließ die Jungs proben und die meisten von ihnen schließlich vorsingen. Intendant Berthold Schneider und Studienleiter Michael Cook kamen dafür  Ende Mai  vom Opernhaus  auf den Kurrende-Campus an die Mozartstraße. Was für sie normaler Job war, war für die jungen Sänger aufregend, erinnert der 13-jährige Bavo. Auch der gleichaltrige Ilias war „ganz schön nervös“. Die Herren hätten ein Pokerface aufgesetzt, geschwiegen und ständig etwas mitgeschrieben, erzählen sie. Am nächsten Tag mailte Teutschbein dann die an, die ausgewählt worden waren. Löste bei Bavo und Ilias erlösende Freude und bei ihren Eltern auch Stolz aus. Acht Jungs - zwei Besetzungen und zwei Perspektivknaben - sind nun in der dritten Phase.

Drei Knaben, Pamina und das Singen in der Coronakrise

Bavo Oliver  kam über die musikalische Früherziehung mit vier Jahren zur Musik, trat als Sechsjähriger in die Kurrende ein. Er genießt das gemeinsame Singen, Spielen, die Freunde, die er  gewonnen hat, und die Konzertreisen. Ilias Beckerhoff wurde erst vor einem Jahr Kurrendaner, legt somit eine recht „ungewöhnliche Karriere“ hin, erzählt Kurrende-Manager Jonathan Wahl. Dabei hat Ilias schon immer gerne gesungen. Singen muntere auf, mache glücklich, erzählt er. Lange habe er sich nicht getraut, eine Schnupperwoche brach das Eis. Zur Kurrende gekommen zu sein, sei die beste Entscheidung seines Lebens, sie sei wie eine zweite Familie für ihn. Auch er schätzt die gemeinamen Aktivitäten, dieses Jahr vor allem in der letzten Ferienwoche, in der das durch die Coronakrise jäh gestoppte Beisammensein nachgeholt wurde.

In dieser Zeit kam auch Bewegung  in den Probenplan - nachdem jeder, ausgestattet mit Hörbeispielen, für sich allein zuhause geübt hatte. Dabei nicht die Erfahrung machen konnte, wie er  in der Zauberflöte im Zusammenklang mit den anderen Knaben singen würde. Nun wurden  wieder Einzel- und auch  Ensembleproben vor Ort möglich. Mit heißer Nadel sei das alles gestrickt, der Zeitplan enger. Aber die verlorene Zeit sei, nicht zuletzt dank der gemeinsamen Ferienwoche, wieder aufgeholt worden,  erzählt Teutschbein. Dabei wurde sogar mit Hilfe  von Martin Petschan vom Wuppertaler Schauspielensemble am Bühnenauftritt gearbeitet, „ein Gefühl für den inneren und äußeren Raum“ entwickelt.

 Mitte August wechselten die Jungs dann an die Oper. Auf die große Bühne, die wegen der Coronakrise frei ist, wodurch sie schon „ein Livegefühl vermittelt“ bekamen, sagt Dramaturgin Sina Dotzert. Zunächst waren szenische Proben, auch mit Pamina, angesetzt. Bald schlüpfen die Jungs ins Kostüm. Maß wurde bereits genommen, die richtige Größe bei den Mozartperücken ermittelt. Die erste Probe mit dem Orchester war in dieser Woche. Nur die geplanten Filmaufnahmen in der Schwebebabhn oder als lebende Stauen in der Stadt sind ausgefallen. Auch der Plan, die Oper mit großem Chor raumgreifend zu inszenieren und so in die Stadt hineinzutragen, ist coronabedingt Geschichte.

„Wir sind unglaublich glücklich, dass wir überhaupt vor Publikum auftreten können. Das ist ein richtiges Privileg in einer Situation, da viele Konzerte abgesagt werden“, sagt  der Chorleiter. Haben die Mozart-Knaben denn schon Lampenfieber? Manchmal überlege er schon, wie es sein werde, erklärt Bavo, aber für Aufregung sei es jetzt noch zu früh.

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